Wegen unangemessener Handwerkerforderungen wird eine Ausschreibung im Leobad aufgehoben.

Leonberg - Das große Geschäft gewittert haben zwei Handwerksbetriebe, die die Stadtverwaltung mit Zimmer- und Holzbauarbeiten im Leobad beauftragen wollte. Doch ihre Forderungen waren derart astronomisch, dass die Ausschreibung mit dem Segen des zuständigen Sozial- und Kultsausschuss aufgehoben wurde.

 

Derzeit wird bekanntlich das Leobad für brutto mehr als 16 Millionen Euro aufwendig saniert und umgebaut. Neben den vielen unbedingt notwendigen technischen Arbeiten geht es auch um Verbesserungen und Angebote, die die Attraktivität des Freibades erhöhen sollen. Zu den Ersteren gehört auch der Umbau der Bodenplatte rund um die Becken. Hier können sich die Badegäste aufhalten.

Absurde Preisvorstellungen?

Um die aufzuwerten, kam die Idee auf, auf der Badeplatte zwei Holzpodeste errichten zu lassen. Die können den Besuchern des Freibades als Sitz- und Liegeflächen dienen. Ferner war vorgesehen, auf die vorhandenen Sitzstufen beim Schwimmerbecken einzelne Holzauflagen zu montieren. Bei der öffentlichen Ausschreibung dafür haben vier Fachfirmen die Unterlagen angefordert. Bis zum Termin der Angebotseröffnung haben zwei Bieter Interesse bekundet und sie wurden beide als geeignet eingestuft. Doch bei den Preisvorstellungen fielen den Angebotsprüfern fast die Augen aus dem Kopf.

Für diese Arbeiten ist die Verwaltung und das zuständige Fachbüro von einer Kostenschätzung von knapp 30 000 Euro ausgegangen. Doch da wurde die Rechnung ohne die rührigen Handwerker gemacht. Die eine Firma bot an, die Arbeiten für rund 93 000 Euro zu verrichten, die andere wollte sogar 235 000 Euro in Rechnung stellen – dafür hat man vor 15 Jahren noch ein Reihenhaus gebaut.

Baubürgermeister zieht Reißleine

„Angesichts solcher Summen hat die Verwaltung die Reißleine gezogen und die Ausschreibung aufgehoben“, erläuterte Baubürgermeister Klaus Brenner den Mitgliedern des Sozial- und Kultusausschusses. Zumal diese „Zugabe“ in der Ausstattung des Leobads als ein zusätzliches Komfortangebot für die Besucher gedacht war. „Das ist schade, dass dies nun nicht kommt, denn es hätte gut ausgesehen“, meinte Frank Albrecht (SALZ) „Wir können das auch später nachrüsten“, versprach der Bürgermeister den Stadträten.

Rückendeckung gibt der Verwaltung dabei das kommunale Vergabehandbuch Baden-Württemberg. Dort steht unmissverständlich: „Auf ein Angebot mit unangemessenem hohen oder niedrigen Preis oder mit unangemessen hohen oder niedrigen Lebenszykluskosten (das eine wirtschaftliche und sparsame Verwendung der Mittel vereiteln würde) darf der Zuschlag nicht erteilt werden.“

Eröffnungstermin bleibt

Problemlos gingen andere Vergaben über die Bühne. Für die Küche des Bistros im Leobad wurde für knapp 140 000 Euro die neue Einrichtung bei der Firma Hachtel Großküchentechnik in Schwieberdingen in Auftrag gegeben. Die Metallarbeiten werden für knapp 90 000 Euro von der Firma Künzel Metall- und Sondermaschinenbau aus Bad Rappenau verrichtet. Die Wege und das Pflaster gestaltet für 61 000 Euro die Firma Karl Kohler Straßen- und Tiefbau aus Ditzingen. Bislang sind 98 Prozent der Gewerke vergeben und die Gesamtkosten liegen 518 000 Euro unter den berechneten Kosten.

Doch mehr als alles interessierte die Stadträte, ob die Baustelle im Zeitplan liege und der Eröffnungstermin eingehalten werden kann. „Ja, das kann er“, versicherte Baubürgermeister Klaus Brenner.