Im vergangenen Jahr wurde die legendäre Beat Baracke abgerissen. Bis Herbst soll nun der Neubau neben dem Leobad stehen, der Verein in Eigenregie hochzeit. Um dieses Ziel zu erreichen, packen jeden Tag zahlreiche Helfer auf der Baustelle mit an.

Leonberg - Wir hatten noch keine Toiletten, aber schon Internet“, sagt Mark Roman Stehle und lacht. Um ihn herum im Rohbau des neuen Jugendhauses liegen Rollen mit Dämmwolle, stehen Stapel mit Rigipsplatten und gucken Kabelenden aus der Wand. Nachdem im vergangenen Jahr die legendäre Beat Baracke abgerissen worden war, begann der Jugendhausverein mit dem Neubau direkt neben dem Leobad. Bis Ende September soll der neue Treff für Kinder und Jugendliche fertig sein. „Das wollen wir unbedingt schaffen“, sagt Martin Riethmüller, der Vereinsvorsitzende. „Wir wollen den Eröffnungstermin nicht zehn Mal verschieben, wir bauen schließlich keinen Flughafen“, scherzt Jörg Gathmann.

 

Die Stimmung auf der Baustelle ist gut. Zum einen liegen die Jugendhäuslebauer gut im Zeitplan. Zum anderen entwickelt sich das Projekt schneller und größer als erwartet. „Im Kostenplan, den wir dem Gemeinderat vorgelegt hatten, waren 89 000 Euro aus Spenden und Sponsoring veranschlagt. Da haben einige gelacht“, berichtet Riethmüller. Doch mittlerweile sind rund 200 000 Euro von Spendern und Sponsoren zusammengekommen.

„Das ist schon genial“, meint der Vereinsvorsitzende. Darunter sind einige Großspenden von Firmen und Stiftungen. Jüngst gab es 30 000 Euro von der Stiftung der Software AG. „Wo an vielen Stellen beklagt wird, dass sich Jugendliche nicht mehr verbindlich in Vereinen und Projekten engagieren, setzt das Jugendhaus Leonberg ganz klare Zeichen für zivilgesellschaftliches Engagement“, meint Jana Weische von der Stiftung. Auch der Verein„Bürger helfen“ der Leonberger Kreiszeitung, der hinter der Aktion „Lichtblicke“ steht, hilft. Er übernimmt die gesamte Wasserinstallation im Wert von 18 800 Euro. So können die Jugendhäusler schon jetzt einige Vorhaben umsetzen, die sie zunächst aus Kostengründen verschoben hatte, etwa den Ausbau des oberen Stockwerks. „Wir wollen das Gebäude jetzt gleich ganz ausbauen“, sagt Martin Riethmüller.

Mit der großen Resonanz auf den Neubau in Eigenregie hat man beim Jugendhausverein nicht gerechnet. „Die Bereitschaft der Leute ist wirklich toll. Viele finden es wichtig, das wir das machen“, meint Birgit Widmaier, die Geschäftsführerin des Jugendhausvereins.

Dabei beschränkt sich die Hilfe nicht nur aufs Finanzielle. „Ich freue mich immer wieder, wenn jemand einfach vorbeikommt und hilft. Letztens hat jemand einfach so zwei Leitern vorbeigebracht und gemeint, ‚Die könnt ihr sicher gut gebrauchen’“, berichtet Riethmüller. „Seit Februar gibt es bestimmt nur fünf Tage, an denen ich nicht auf der Baustelle war“, erzählt Mark Roman Stehle, der im Verein auch für das Warmbronner Open Air zuständig ist. Etwa 30 Leute packen regelmäßig mit an, verlegen Kabel, verkleiden die Wände, verputzen, spachteln und schleifen. Für spezielle Arbeiten, die die Helfer nicht selbst ausführen können, bieten ihnen ortsansässige Firmen Preisnachlässe an – eben auch, weil die Vereinsmitglieder dann helfen.

Stehle schätzt, dass bisher rund 8000 Arbeitsstunden zusammengekommen sind – auf der Baustelle. Nicht einbezogen sind dabei die unzähligen Stunden der Planung zuvor. „Wir sind das schon sehr professionell angegangen mit einer Gruppe für die Planung, einer für die Finanzierung und einer für Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Jörg Gathmann.

Ausgezahlt hat sich die viele Arbeit allemal. Auch wenn die Jugendhäusler weiter auf Unterstützung hoffen. Sowohl auf der Baustelle, als auch bei der Finanzierung der Ausstattung werden helfende Hände benötigt. „Wir lassen ja auch unsere sonstigen Aktionen nicht ruhen, wie etwa das Warmbronner Open Air“, sagt Organisator Mark Roman Stehle. Das Jugendhaus sei auf allen Veranstaltungen vertreten und sammelt so weiteres Geld für den Neubau. Was noch fehlt, ist ein Name für das „Kind“. Wird es eine Beat Baracke 2.0 geben? Oder einen Jugendtreff Eltingen?Das ist noch nicht entschieden.