Das Leonberger Jugendhaus veranstaltet seit rund drei Jahrzehnten das Musikfestival unter freien Himmel. Die Organisatoren stellen sich dabei immer der Herausforderung, eine gute Mischung aus jungen und angesagten Bands auf die Bühne zu bekommen.

Leonberg -

 

Sie kamen doch erst gerade auf die Bühne! „Mann, Mann“, schreit Simon, „das geht ganz schön schnell heut!“ Der Frontman der DADDis ist noch lange nicht außer Puste, und das Publikum erst recht nicht. Schließlich ist Wambronner Open Air, das Wochenende also, bei dem Rehe, Wildschweine und Co. Besuch hier mitten im Wald bekommen. Das bedeutet: 1 Bühne, 3 Tage, 26 Bands und Hunderte feierlaunige Rocker.

Und normalerweise auch: mindestens ein kräftiger Regenschauer am Wochenende. Die obligatorischen Regentropfen kommen auch, am Samstagabend, aber nur ganz wenige. So belanglos wenige, dass DADDi-Sänger Simon feststellen kann: „Das ist hier in Warmbronn unser erster Auftritt ohne Schlammschlacht.“ Auch sonst gefällt es den vier DADDi-Jungs aus Gerlingen hier in Warmbronn. „Super Essen, super Publikum, auch sonst alles super“, befindet Gitarrist Chris. Na dann, ab auf die Bühne, wo das Power-Pop-Quartett absolut keine Probleme hat, der versammelten Warmbronner Familie einzuheizen, mit ihrem legendären Deutsch-Rock, mit ihrem Kometen-Beben in der Stimme, mit allem, was die Anlagen an emotionalen Stimulanzien hergeben, kurzum mit viel „Ho, Hey, hey, hello“.

Am Freitag steht Glemswald-Wacken an

Die DADDi sind der Leute-Zieher des Samstagabends, dem Pop- und Rock-Tag des Festivals. Am Freitag war das noch ganz anders, da stand das klirrende Metall im Mittelpunkt, und alle berufenen Hardcore-Fans veranstalteten ihr Glemswald-Wacken. Die musikalische Überraschung des Abends waren tuXedo. Mit Gamsbart und Lederhos’n erklommen die Österreicher die Bühne, um irgendwas zwischen Thrash Metal und Metalcore anzustimmen.

Dennis Max ist auch einen Tag später noch außer Atem: „Das war der absolute Hammer.“ Dennis Max ist zusammen mit Mark Roman Stehle der Hauptorganisator des vom Jugendhausverein Leonberg veranstalteten Wochenendes. Und tuXedo passen da genau ins Konzept. „Wir wollen hier nämlich vor allem Nachwuchsbands eine Chance geben“, sagt er.

500 Bewerbungen von Musikern trudeln beim Jugendhausverein jedes Jahr ein. Ein dreiköpfiges Team besucht die Livekonzerte einiger Bands und wählt dann aus. „Wir wollen hier zum Beispiel keine zu politischen Texte“, sagt Dennis Max. Quasi gesetzt sind aber die Local Heroes, wie Triple F aus Leonberg, Madde und Band und Funk Kartell aus Rutesheim. Newcomer und alteingesessen, verschiedenste Bands mit bunter Musik an drei Tagen.

„Seid ihr noch da?“, fragt DADDi-Sänger Simon auf der Bühne. Die kleine Mia kann er dabei nicht meinen. „Alle Texte kann ich auswendig“, sagt die Fünfjährige mit begeisterten Augen, und Mama Barbara aus Gerlingen lacht. Der Grund ist einfach: „Die Musik ist so schön laut“, sagt Mia. Im Auto läuft daher auch nicht mehr „Backe, backe Kuchen“, sondern eine DADDi-CD. Ehrensache, dass Mia ihre Eltern da heute eingepackt hat und nach Warmbronn gefahren ist. „Ich fühl mich hier auch gleich daheim“, strahlt Papa Jochen.

Seit 31 Jahren gibt es das Warmbronner Festival. „Die Urgesteine sind uns auch immer treu“, hat Organisator Dennis Max festgestellt. „Die Herausforderung ist, dass auch die Jüngeren kommen.“

Auch die jüngeren Musikfans kommen in Scharen

Und die strömen. Und bleiben. „Dann renn ich einfach weg, wohin ist mir egal“, brüllt DADDi-Sänger Simon zwar von der Bühne, damit kann er aber höchstens einen Spurt auf den Open-Air-Zeltplatz meinen – und auch der ist nicht weit weg. „Das ist das Schöne hier“, sagt Carsten aus Ditzingen, einer der Zelter. „Dass man hier nicht ’ne halbe Stunde zur Musik laufen muss, sondern sie direkt vom Zelt aus genießen kann.“

Dann muss Carsten doch aufstehen und eine Barschicht schieben. Denn DADDi gehen von der Bühne, und die Kehlen sind trocken. „Ich musste ganz schon laut mitsingen“, erzählt die fünfjährige Mia von ihrem ersten Livekonzert, noch fast atemlos. Nicht nur sie.