Bei der Jahreshauptversammlung stellt sich ein Großteil der Mitglieder hinter die Wehrführung.

Leonberg - Mit einem Paukenschlag hat sie begonnen, mit einem noch lauteren ist sie zu Ende gegangen – die diesjährige Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg. Den ersten setzte kraftvoll der Auftritt des Schalmeienzuges in der Höfinger Strohgäuhalle. Den emotionalen Abschluss machten die mehr als 300 anwesenden Frauen und Männer der Feuerwehr, die mit minutenlangem stehendem Applaus ihre Solidarität mit der Führungsspitze der Wehr bekundeten und sich geschlossen hinter deren jüngste Amtshandlungen stellten.

 

Noch nie wurde das Wort „Kameradschaft“, das eigentlich das Selbstverständnis in einer Feuerwehr ist, so oft angesprochen wie an diesem Abend. Steht im Einsatz nicht hinter jedem ein guter Kamerad, dem er sein Leben anvertrauen kann, dann wird es für alle gefährlich. Doch auch Feuerwehrleute sind Menschen, die am Strick nicht alle in die gleiche Richtung ziehen. Und so wurde am 18. Dezember der bisherige Abteilungskommandant von Leonberg, Torsten Bareither, auf einer internen Abteilungsversammlung abgewählt und Volker Röckle, bisher Gerätewart in der Hauptwache in der Römerstraße, an seine Stelle gesetzt.

Die Emotionen kochen hoch

Damit hat sich Bareither nicht abgefunden und zog vor Gericht, denn die Abwahl sei seiner Meinung nach nicht rechtens gewesen. Beim Verwaltungsgericht Stuttgart hat sein Anwalt eine sogenannte einstweilige Anordnung beantragt. Somit kann der Gemeinderat auch nicht die notwendige Bestätigung Volker Röckles als neuer Kommandant vornehmen. Im Rathaus ging ein Schreiben des Verwaltungsgerichts ein, in dem der Stadt nahegelegt wird, mit der Entscheidung des Gemeinderats so lange zu warten, bis das Gericht über die Rechtmäßigkeit von Bareithers Abberufung befunden hat.

Ab da sind die Emotionen hochgekocht und die waren auch auf der Hauptversammlung, die vom zweiten stellvertretenden Gesamtkommandanten Marcus Kucher moderierte wurde, überdeutlich zu spüren. „Wir dürfen uns den Spaß an der Feuerwehr nicht nehmen lassen, auch wenn ein paar Mitglieder und Einflüsse von außen nur das eine Ziele verfolgen: das alles zu zerstören, koste es was es wolle“, sagte gleich zu Beginn der Jahreshauptversammlung der Gesamtkommandant der städtischen Feuerwehr, Wolfgang Zimmermann.

Der Leonberger Oberbürgermeister Martin Kaufmann forderte die Beteiligten dazu auf, die Angelegenheit nicht zu sehr zu dramatisieren. Wo sich Menschen engagieren, gebe es zuweilen unterschiedliche Auffassungen in der Führung. Dass sei auch in seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Rudersberg nicht anders gewesen. „Andererseits ist es gut, wenn das Gericht überprüft, ob eine Formalität richtig ist“, sagte der Rathauschef. „Für eine Entscheidung des Gemeinderats sehen wir dann klarer und können dann in die Zukunft schauen“, meinte Kaufmann. Ungeachtet dessen, würden gelegentliche Unstimmigkeiten nicht die Verdienste hunderter Feuerwehrfrauen und -männer schmälern, die Tag und Nacht bereit ständen, anderen zu helfen.

„Sie geben uns ein gutes Gefühl“

„Sie sind unverzichtbar für den Schutz und die Rettung der Bürger und sie geben uns ein gutes und sicheres Gefühl“, sagte der Oberbürgermeister. Darum brauche es eine Wehr, die zusammenhält, die gut aufgestellt und ausgestattet ist, denn sie müsse sich immer neuen Herausforderungen stellen. Zudem zeigte sich Kaufmann voll des Lobes für die gute Kooperation aller Helferorganisationen in der Stadt.

Einen Einblick in die Aktivitäten der 320 Mitglieder zählenden Leonberger Freiwilligen Feuerwehr gab der erste stellvertretende Gesamtkommandant, Stefan Rometsch. 2017 sind die 85 Aktiven aus Leonberg, die 29 aus Gebersheim, die 32 aus Höfingen und die 40 aus Warmbronn zu 459 Einsätzen ausgerückt – Tendenz steigend. Vermehrt auch, und das in mehr als 70 Fällen, weil Rauch- und Brandmelder angeschlagen haben. „Wir wurden nur zu zehn Unfällen gerufen, was erstaunlich ist, aber 2017 hat bei uns der Verkehr mehr gestanden, als er gerollt ist“, meinte Rometsch. Besondere Herausforderungen seien der Hausbrand im Februar in Warmbronn gewesen, ein Autobrand im Tunnel, zu dem Feuerwehrleute aus dem gesamten Umland mit 24 Fahrzeugen und 120 Mann ausgerückt waren, oder der Lastwagen, der auf die Leitplanke schleuderte und dabei seinen Treibstofftank aufschlitzte.

Eigentlich sollte es seine erste Rede als Leonberger Abteilungskommandant sein, doch noch nicht im Amt bestätigt, stellte Volker Röckle, lediglich als Mitglied, die breite Palette der Aktivitäten der Abteilung vor. Jugendwartin Sandra Kugel berichtete über die Jugendfeuerwehr und der Leiter des Schalmeienzuges, Norbert Karger, über die zahlreichen Auftritte der Musiker. Bei der Versammlung wurden zudem neue Feuerwehrfrauen und -männer aufgenommen und Beförderungen vorgenommen.