Über die Erhöhung wird im Gemeinderat zwar gestritten, aber eine Mehrheit setzt sie am Ende durch.

Leonberg - Für die Entsorgung von Schmutzwasser müssen die Leonberger im kommenden Jahr tiefer in die Tasche greifen. Je Kubikmeter sind dann 2,25 Euro fällig, statt bisher 2 Euro. Teurer wird auch die Niederschlagswassergebühr. Sie steigt um 11 Cent auf dann 69 Cent pro Kubikmeter. Eine vierköpfige Familie hat damit eine Mehrbelastung von bis zu 35 Euro im Jahr.

 

Die Stadt begründet die höheren Tarife vor allem mit den immensen Ausgaben für das moderne Klärwerk im Glemstal. Um die für die gesamte Stadt zuständige Anlage auf den neuesten technischen Stand zu bringen, sind in den kommenden fünf Jahren Investitionen von knapp 11 Millionen Euro vorgesehen. Außerdem sind drei weitere Stellen geplant. Besetzt ist davon bisher allerdings lediglich eine.

Der Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) verweist zudem darauf, dass es in den vergangenen drei Jahre keine Gebührenerhöhung gegeben habe: „In dieser Zeit mussten wir den bisherigen Überschuss abvespern.“ Die jetzige Preisanpassung sei daher unumgänglich. „Sonst riskieren wir ein Defizit.“

Auf 90 000 Einwohner ausgelegt

Das sehen im Gemeinderat nicht alle so. „Die Kosten steigen, weil wir das Klärwerk top ausrüsten“, sagt Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler. So sei die Anlage computergesteuert und für die Größe der Stadt überdimensioniert.

Tatsächlich ist das Klärwerk an der unmittelbaren Gemarkungsgrenze zu Ditzingen für 90 000 Einwohner ausgelegt. Doch in Leonberg wohnen lediglich knapp 49 000 Menschen. Doch die Stadt verweist darauf, dass im Glemstal nicht nur die Abwässer der Privathaushalte, sondern auch die der Industrie gereinigt werden. Und da habe man große Innovationen vorgesehen, zum Beispiel um Mikroplastik herauszufiltern. Auch zum Teil gefährliche Medikamentenrückstände könnten mit modernster Technik dem Wasser entzogen werden. Zudem seien Teile des Klärwerks sanierungsbedürftig.

Doch auch die Personalaufstockung stößt bei den Freien Wählern auf Skepsis. „Die Kläranlage läuft zu 100 Prozent störungsfrei“, meint etwa der Stadtrat Wolfgang Schaal. „Brauchen wir da wirklich drei zusätzliche Stellen?“ Ja, antwortet Martin Georg Cohn. Ohne eine angemessene Personalausstattung, so befürchtet der Oberbürgermeister, könne der Klärbetrieb auf Dauer „vielleicht nicht aufrecht- erhalten werden.“ Ähnlich sieht es die stellvertretende Grünen-Fraktionssprecherin: „Die Auslastung der Mitarbeiter ist hoch“, sagt Birgit Widmaier. „Und wir alle haben Interesse an sauberem Wasser.“

„Goldrandlösungen“

Das geht auch ohne solche „Goldrandlösungen“, kontert der Freie Wähler Jörg Langer. und verweist auf die wesentlich günstigeren Tarife in den vergleichbaren Städten Böblingen (1,57 Euro) und Sindelfingen (1,33 Euro).

„Wir blockieren ja gar nicht eine Erhöhung“, versichert Axel Röckle. „Wir halten 2,13 Euro pro Kubikmeter aber für ausreichend. Die Differenz muss eingespart werden.“ Die FDP-Fraktion und Willi Wendel von der CDU unterstützen den Vorschlag der Freien Wähler. Am Ende reicht es aber nicht. Die Mehrheit stimmt für eine Erhöhung auf 2,25 Euro pro Kubikmeter.