Die Produktion des Schleifscheiben-Herstellers wird als Teil der Clauberg-Gruppe an den Hauptsitz nach Wuppertal verlagert.

Leonberg - Eine Leonberger Traditionsfirma bereitet ihren Umzug ins Bergische Land vor. Dorfner-Schleifmittel zieht in den Wuppertaler Westen nach Sonnborn. „Wir haben keine andere Wahl“, sagt Lars Clauberg, der Geschäftsführer der gleichnamigen Gruppe, zu der auch Dorfner gehört. In Leonberg werden unter anderem hochwertige gegossene Schleifscheiben gefertigt.

 

Das Dorfner-Gelände an der Dieselstraße ist an den Technologie-Konzern Bosch verkauft, der seinen Standort in Leonberg in den nächsten Jahren groß ausbaut. Hier wird das autonome Fahren entwickelt. Bis zum Ende des Jahres 2021 muss das Gelände von Dorfner in Leonberg geräumt sein. „Aus dem Leonberger Werk von Dorfner-Schleifmittel werden 30 Mitarbeiter nach Wuppertal ziehen“, sagt Lars Clauberg.

„Nicht, dass wir uns nicht auch in Leonberg umgeschaut haben, aber wir brauchen kein Gewerbegebiet sondern ein Industriegebiet“, sagt Clauberg. Eine Fläche in der Größe, die die Firmen-Gruppe benötigt, gibt es hierzulande nicht. In Sonnborn soll nämlich auf einem 13 000 Quadratmeter großen Areal ein 8000 Quadratmeter großes Schleifmittelwerk entstehen. Bauherr ist die Clauberg-Gruppe, die das ursprünglich in Leonberg beheimatete Dorfner-Schleifmittelwerk 2009 übernommen hat.

Zwölf Millionen Euro werden investiert

In Sonnborn will die Clauberg-Gruppe Arbeitsplätze für rund 100 Menschen schaffen, wie Geschäftsführer Lars Clauberg bestätigt. Zusätzlich zu den 30 Dorfner-Mitarbeitern, die nach Wuppertal mit umziehen werden, werden 70 neue Stellen besetzt“, erklärt Clauberg. Rund zwölf Millionen Euro werden am neuen Standort investiert. Die Clauberg-Gruppe ist seit 2002 bereits im Bergischen ansässig – gegenüber des neuen Geländes.

Dass 30 Mitarbeiter von Leonberg nach Wuppertal mit umziehen, ist nicht alltäglich. Claubergs Erklärung dafür: „Das Betriebsklima ist gut und die Bezahlung anständig.“ Ein Teil von ihnen pendle schon gegenwärtig zwischen den Fertigungsstätten in Leonberg und Wuppertal. Andere seien flexibel und sozial nicht so stark in der Gegend verwurzelt. Allerdings wird der Firmen-Umzug nicht spurlos an der Belegschaft vorbeigehen, denn Dorfner beschäftigt etwa 80 Mitarbeiter. „Wir werden alles sozial verträglich gestalten“ verspricht der Geschäftsführer der Clauberg-Gruppe.

Weil auch viele der Mitarbeiter seit langer Zeit bei Dorfner arbeiten, wolle es der Zufall, dass in den nächsten Jahren ein beträchtlicher Teil in Rente geht. Der Belegschaft sei die Absicht, die Firma zu verlagern, frühzeitig mitgeteilt worden, damit die Mitarbeiter auch selbst aktiv werden könnten. „Für unsere Fertigungsprozesse gibt es kaum Lehrberufe, die meisten Mitarbeiter sind angelernt“, erläutert der Chef.

Tradition wird fortgesetzt

Lars Clauberg, der das gute Potenzial von Dorfner erkannt hatte, ist vor zehn Jahren für Dorfner der Retter in letzter Not gewesen. Das 1927 bei Berlin gegründete Unternehmen war 1951 aus Hirschau (Oberpfalz) nach Leonberg umgezogen. Fünf Monate hing im Jahr 2009 alles in der Schwebe. Nach 2005 war Dorfner bereits zum zweiten Mal von der Insolvenz bedroht. Lars Clauberg hat das Dorfner-Werk aus der Insolvenzmasse der Düsseldorfer Carbo Group herausgekauft. Der Insolvenzverwalter musste neun Mitarbeiter entlassen, 41 Arbeitsplätze konnten gerettet werden.

Zur Carbo Group gehörte neben den Werken in Düsseldorf und Leonberg auch der Standort im niedersächsischen Hannoversch Münden. Die Gruppe wurde 2005 gebildet Als Geldgeber trat der US-Investor Springwater Capital auf. Doch 2008 brach der Umsatz völlig ein: In Düsseldorf wurde mehr als 200 Mitarbeiter entlassen. Ein Investor konnte für das Werk nicht gefunden werden.

Lars Clauberg pickte sich die Perle aus der Carbo Group heraus – das Dorfner Schleifmittelwerk in Leonberg. Damit kam der Betrieb nach 36 Jahren wieder in Familienbesitz. Er wurde mit den Wuppertaler Firmen Michael Clauberg Schleifmittelfabrik sowie Lauterjung und Tesche Schleifmittel zur Clauberg-Gruppe.

Seinen Entschluss bei Dorfner einzusteigen, hat Lars Clauberg nicht bereut. „Das Werk hat sich extrem gut entwickelt, das zeigt nicht nur die Verdoppelung der Belegschaft“, sagt der Geschäftsführer der Gruppe.

Der Umsatz sei von anfänglich drei auf gegenwärtig zwölf Millionen Euro im Jahr angewachsen. Der 43-jährige Lars Clauberg, stammt aus einer Unternehmerfamilie. Seine Vorfahren waren bereits als selbstständige Schleifermeister in Solingen tätig, sein Vater begann 1966 seine Schleifsteinproduktion in Wuppertal-Cronenberg. Der Wegzug von Leonberg falle ihm schwer. „Wenigsten gelingt es uns, die Tradition eines exzellenten schwäbischen Unternehmens im Bergischen Land fortzusetzen“, sagt Lars Clauberg.