Die Stadthalle wird zur eisigen Winterlandschaft – ein kostümreicher Tanz-Reigen auf Eis.

Leonberg - Es ist Winter, eisig kaltes blaues Licht erfüllt die Bühne, von oben rieselt Schnee. Auftritt der bösen Schneekönigin, die auf rund einem halben Meter hohen Stelzen mit Kufen über die Bühne gleitet. Für einen Abend verwandelt sich die Bühne der Stadthalle in eine Eishalle – zumindest auf den ersten Blick.

 

Die Eisfläche besteht aus weißen Kunststoffplatten, jede einen Quadratmeter groß, die wie ein Puzzle innerhalb kürzester Zeit zusammengesteckt werden können. Die Illusion von der Eisfläche ist perfekt. Artisten und Zuschauer merken dabei keinen Unterschied.

Der Russian Circus on Ice gastiert mit einer Show aus Zirkuselementen und Eistanz in Leonberg. Der rote Faden für den Abend ist Christian Andersens Märchen von der Schneekönigin, das von Mut und Kraft der Freundschaft handelt. Der Plot ist schnell erzählt: Um ihren Freund Kay zu retten, dessen Herz zu Eis geworden ist, lässt sich die kleine Gerda auf eine abenteuerliche Reise voller Hindernisse und Gefahren ein. Die Spur zu Kay führt immer tiefer in den eisigen Norden.

Mithilfe eines verzauberten Rentiers gelangt Gerda ins Reich der bösen Schneekönigin, dorthin, wo seelenlose Kälte herrscht und Kay gefangen ist. Nur Gerdas Liebe kann ihn von dem Zauber befreien und den Fluch der Schneekönigin brechen. Für die Zuschauer ist es sehr hilfreich, dass während der Show das Märchen von einer Erzählerin vorgelesen wird. Zwischen den Szenen wird immer ein kleines Stück der Geschichte vom Band abgespielt. So kann das Leonberger Publikum die Tanzszenen der Geschichte leichter verstehen.

Aufwendig und farbenprächtig

Rund um das Märchen inszeniert das Ensemble aufwendige und farbenprächtige Eistanz-Szenen. Die mehr als dreihundert prachtvollen Kostüme des Abends sind bunt und abwechslungsreich, eiskunstläuferische und artistische Höhepunkte gibt es allerdings nicht viele. Wer das angekündigte „unvergessliche“ Zirkuserlebnis gepaart mit Eisballett erwartet hat, wird an diesem Abend enttäuscht.

Der eine oder andere Zuschauer hat sich etwas mehr versprochen. Abgesehen von einigen schlichten Jonglage-Einlagen und etwas Seilakrobatik erwartet die Zuschauer ein Reigen an einfachen Tanzeinlagen in immer wechselnden Kostümen. Die Kunst des sekundenschnellen „Umziehens“ wird auf dem Eis demonstriert: Eine der russischen Eiskunstläuferinnen schlüpft im Sekundentakt in andere Kleider. Zweifellos müssen die Darsteller sehr vielseitig sein, was aber zu Lasten der Qualität der einzelnen Showelemente geht. Jeder muss Eislaufen können, jonglieren, mit Hula-Hoop-Reifen tanzen und im Reifen turnen.

Schön inszeniert ist der Tanz der Schneekönigin, die sich in die Lüfte erhebt umgeben von langen, weißen, flatternden Bändern. Ein wahres Feuerwerk bietet die Szene mit den Räubern, die sich Gerda in den Weg stellen.

Viel Technik, kein Bühnenbild

Gut gelungen ist dank neuester LED- Technik und 3-D Projektionen an der Bühnenrückwand die Illusion von eiskaltem Eispalast und im Kontrast dazu der fröhliche Ballabend im Sommerpalast einer Prinzessin, die der kleinen Gerda mit einer goldenen Kutsche für die Weiterreise aushilft. Die Aufführung kommt komplett ohne Bühnenbild aus, alle Effekte werden technisch eingesteuert.

Gegen Ende werden überdimensionale Würfel durch die Luft geschleudert, die den Saal mit schillernden Lichtspielen verzaubern, ein dreistöckiges Einrad kommt zum Einsatz, ein Ave Maria wird auf einem Sägeblatt gespielt und der Säbeltanz aus dem Ballett von Chatschaturjan ertönt auf einem selbst gebastelten Musikinstrument aus unterschiedlich gefüllten Wasserflaschen. Die Zuschauer sind begeistert. Und natürlich gibt es ein Happy End: Gerdas heiße Tränen können am Ende Kays kaltes Herz erweichen.