Die Stadtverwaltung zieht dennoch eine positive Bilanz des Bike-Sharings Regio-Rad-Stuttgart im Jahr 2021: Im Vergleich mit anderen Kommunen ist Leonberg, was das Nutzungsverhalten betrifft, im Mittelfeld angesiedelt.

Es ist noch reichlich Luft nach oben, was die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer von Bike-Sharing betrifft. Darüber waren sich die Leonberger Gemeinderäte im Planungsausschuss einig. Seit 2018 gibt es in der Stadt das Konzept Regio-Rad-Stuttgart (RRS), das durch die Deutsche Bahn Connect betrieben wird. Mit 15 Rädern und zwei Stationen, eine am Bahnhof mit zehn Rädern und eine am Leo-Center mit fünf Rädern, ging es hier los. In der Region Stuttgart gibt es aktuell mehr als 250 Stationen in mehr als 50 Städten und Gemeinden, die insgesamt 1000 Fahrräder, 700 Pedelecs und auch Lastenpedelecs gegen einen Mietbetrag zur Verfügung stellen.

 

Begeisterung sieht anders aus

Die jüngste Leonberger Bilanz aus dem Jahr 2021 löste allerdings keine Begeisterungsstürme aus. Die Betriebskosten der beiden Stationen am Leonberger Bahnhof und am Leo-Center beliefen sich auf mehr als 19 000 Euro. Diese setzen sich aus Bereitstellungs- und Wartungskosten für die Station und die Fahrräder zusammen.

Dabei wurde die Station am Leo-Center mit insgesamt 332 Fahrten (47 mit Fahrrädern, 285 mit Pedelecs) häufiger genutzt als die Station am Bahnhof mit 179 Fahrten (95 mit dem Fahrrad, 84 mit den Pedelecs). „Ganz so begeistert bin ich nicht von diesem Ergebnis, wir sollten das weiter beobachten und in zwei Jahren schauen, wohin die Reise geht“, sagte Axel Röckle, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler.

Fraktionen beobachten Entwicklung

Für SPD-Gemeinderätin Christa Weiß geht die Entwicklung in die richtige Richtung, auch wenn die Kosten sehr hoch seien. „Wir halten das Bike-Sharing für eine gute Sache und die Zahlen bei der Station am Leo-Center sind erfreulich.“ Eine Kosten-Nutzen-Rechnung hat auch Willi Wendel (CDU) gemacht. „Angesichts der Haushaltslage sollten wir schon im nächsten Jahr schauen, ob wir damit weitermachen.“ Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Bernd Murschel betonte, dass Leonberg im Vergleich zu anderen Städten gut dastehe. „In der Summe sind wir zuversichtlich und wir wünschen uns, dass es aufwärts geht. Allerdings ist auch die Kritik berechtigt, denn wir haben, was die Rad-Infrastruktur betrifft, noch einigen Nachholbedarf.“ Nur mit einer guten Infrastruktur könne man die Menschen begeistern, das Fahrrad im Alltag zu nutzen.

Im regionalen Vergleich liegen beide Leonberger Verleih-Stationen sowohl bei den Entleihen als auch bei den Rückgaben im Mittelfeld, konnten sich im Vergleich zum Vorjahr gar etwas verbessern. Ein Großteil der Fahrten findet innerhalb der Kommune statt. Was bedeutet, dass Entleihe und Rückgabe an einer Station in Leonberg erfolgen. Mit 263 verzeichneten Fahrten dieser Art liegt Leonberg auf Rang 13 von insgesamt 41 im regionalen Vergleich. Die bereitgestellten Daten des Betreibers zeigen aber auch, dass an der Station am Leo-Center Räder hauptsächlich für Strecken innerhalb der Stadt ausgeliehen werden. An der Station am Bahnhof wiederum erfolgt die Ausleihe von Fahrrädern und Pedelecs in größerer Zahl für so genannte „interkommunale Fahrten“. Die Räder werden also an einem Ort geliehen und in einer anderen Kommune wieder abgegeben. Das waren im vergangenen Jahr insgesamt 143 Fahrten vor allem von und nach Rutesheim, Stuttgart sowie nach Gerlingen.

„Interkommunale“ Fahrten vom Bahnhof aus

Der Bedarf in der Stadt ist da

Für die Leonberger Stadtverwaltung ist klar: Die zunehmende Nutzung des Fahrrad- und Pedelec-Verleihsystems zeige, dass mit den RRS-Stationen ein Bedarf in der Stadt erfüllt werde. Es sei davon auszugehen, dass die Nutzung in den kommenden Jahren mit dem Ausbau von Stationen im Stadtgebiet weiter zunehmen wird. Zu den zwei vorhandenen Verleihpunkten am Bahnhof und am Leo-Center ist jetzt im Sommer eine weitere hinzugekommen. Fahrräder können jetzt auch am Traumpalast-Kinocenter in der Neuen Ramtelstraße ausgeliehen oder wieder abgegeben werden.

Je ausgeprägter das Netz sei, desto attraktiver sei auch das Angebot und desto besser funktionierten stationsgebundene Verleihsysteme wie RRS. Besonders wichtig für das Radeln innerhalb der Kommune seien dabei so genannte „Gegenstationen“: Die Nutzer leihen das Zweirad an einem Ort aus und geben es an einem anderen Ort wieder zurück.

In Leonberg sind neben den bereits drei bestehenden Stationen zwei weitere in Planung. Die Station Gewerbegebiet „Leo-West/Am Langenbühl“ befindet sich im Aufbau und soll laut DB Connect noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. 50 Prozent der Betriebskosten werden hier von Regio-Rad-Stuttgart übernommen.

Die Station „Jahnstraße/Strohgäustraße“ ist in Planung. Laut Pandion – der Investor des neuen Wohnquartiers – steht die vorgesehene Fläche für den Aufbau der Station ab November/Dezember 2022 bereit. Für den Betrieb der Stationen „Kino/Neue Ramtelstraße“ und „Jahnstraße/Strohgäustraße“ werden keine Kosten anfallen, da in beiden Fällen die Betriebskosten auf Basis städtebaulicher Verträge durch die Investoren getragen werden.

Insgesamt werden im kommenden Jahr 2023 für alle fünf Stationen mit jährlichen Betriebskosten in Höhe von etwa 47 300 Euro gerechnet, davon sind etwa 24 000 durch die Stadt zu tragen.