Beim Mehrgenerationenhaus haben Bauherren und Handwerker Richtfest gefeiert. Die Idee für das Projekt ist 2008 in der Lokalen Agenda entstanden.

Leonberg - Einen Schluck Richtfestwein auf die Bauherren, einen auf die Planer und einen auf die fleißigen Bauarbeiter – und dann zertrümmert Zimmerer Christian Ludwig von der Besigheimer Firma Karl Köhler das Glas. Auf diesen Tag haben die zukünftigen Bewohner schon lange gewartet. Beim Mehrgenerationenhaus an der Ecke Schleiermacher/Fichtestraße ist am Mittwochnachmittag Richtfest gewesen. Was 2008 als eine Idee in eine Agenda-Gruppe einbracht wurde, geht nun mit großen Schritten auf die Fertigstellung zu.

 

Das Haus entsteht auf dem rund 2800 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem bis 2015 der Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten heimisch war. Der musste wegen der maroden Bausubstanz abgerissen werden und sollte ursprünglich in das Kinderhaus Stadtmitte umziehen.

Der Baustart hat sich zwei Jahre verzögert

Doch es kam anders, denn die Zahl der Kinder steigt stetig an. Und so musste ein neuer Kindergarten her – ebenfalls in der Schleiermacher Straße zwischen Hospiz und Blosenbergkirche. Die Bauwilligen mussten sich deshalb gedulden, bis der neue Kindergarten bezugsfertig war und der alte endlich abgerissen werden konnte. Dann stießen die Bauarbeiter auch noch auf eine Doline – einen unterirdischen Hohlraum –, der verfüllt werden musste. Dafür waren etliche Probebohrungen auf dem Areal nötig, die das Ganze noch mehr verzögerten.

Das Haus betrachten seine Bewohner als eine gute Wohnform für die Zukunft – jeder hat ein eigenes Dach über dem Kopf, ist aber trotzdem in eine Gemeinschaft eingebunden. Angetreten ist die Gruppe mit dem Ziel, im Wohnumfeld nicht allein zu sein, unter einem Dach die Gemeinschaft mit Jungen und Älteren, Alleinstehenden und Familien zu erfahren. Dazu soll ein sicheres und kinderfreundliches Umfeld geboten werden. Eine weitere Idee ist, möglichst selbstständig und im Alter in vertrauter Umgebung bleiben zu können. Zudem bietet Atrio betreutes Wohnen in dem Haus an: In vier Wohnungen zieht jeweils eine Person ein, die fünfte ist für zwei Bewohner. Die sechste ist eine sogenannte Unterstützerwohnung, die Studenten bekommen, die im Atrio mitwirken.

7,2 Millionen Euro kostet das Mehrgenerationenhaus

Dafür haben die zukünftigen Eigentümer sowie Atrio und die Genossenschaft Bau- und Heimstättenverein als Gesellschafter eine Planungsgemeinschaft gegründet. Gegenwärtig sind in dem viergeschossigen, barrierefreien Gebäude 28 Wohnungen mit Flächen zwischen 60 und 120 Quadratmetern vorgesehen. Sechs davon haben Eigentümer finanziert, weitere sechs Atrio. Hinzu kommen 16 genossenschaftliche Mietwohnungen, von denen noch einige zu vergeben sind. Bezogen werden soll das Haus im Herbst 2017. Insgesamt rund 7,2 Millionen Euro wird das Vorhaben voraussichtlich kosten. Davon hat die Stadt etwa 1,5 Millionen Euro für das Grundstück bekommen.

Bei Baukosten von etwa 3200 Euro je Quadratmeter ist mit einer Miete zwischen 10,50 und 11,50 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. „Das Positive an der hierzulande üblichen Miete ist, dass keinem wegen Eigenbedarfs gekündigt wird, bei uns hat man die Sicherheit eines Hausbesitzers und die Freiheit eines Mieters“, betonte Karin Autenrieth, die Vorsitzende der Genossenschaft Bau- und Heimstättenverein. Für die Genossenschaft ist es das erste Projekt außerhalb Stuttgarts, aber nicht das einzige Mehrfamilienhaus. Gleichzeitig ist sie auch bei einem Mehrgenerationenhaus in Stuttgart-Heumaden eingestiegen – auch dort war kürzlich Richtfest.