Er fordert denn auch, dass per Satzung ein generelles "Bohrverbot" für den heiklen Leonberger Untergrund erlassen wird. Die Tatsache, dass Leonberg wegen geologischer Gegebenheiten schwierige Verhältnisse im Untergrund aufweise, mache es notwendig, zum Schutze der Bürger solche Bohrungen für die Zukunft generell zu untersagen, schreibt Mörk in seinem Antrag.

Unterdessen ist das Bohrloch in der Thomas-Mann-Straße mit Zement verfüllt worden, und die Baustelle ruht bis auf Weiteres-wie die Erde. Für Rüdiger Braun und seine Nachbarn bedeutet das einen kleinen Trost. Offensichtlich hat der Bohrtrupp keinen Anhydrit, den berüchtigten Gipskeuper, erwischt, sondern einen Hohlraum unter der Straße. Nur so ist wohl zu erklären, dass die Senkungen nachgelassen haben. Anhydrit hingegen bewegt und quillt so lange, wie Wasser in das gipsähnliche Gestein eindringt. Der Leonberger Engelberg-Basistunnel etwa wandert jährlich um mehr als zehn Zentimeter, weil Anhydrit auf die Betonröhren drückt.

 

Bohrungen in bis zu 200 Meter Tiefe

Unter Geothermie versteht man die unterhalb der Erdoberfläche gespeicherte Wärmeenergie (Erdwärme). Anders als Solar- und Windkraftanlagen ist diese erneuerbare Energie konstant verfügbar und von Jahreszeiten und Tageszeiten unabhängig. Mit ihr ließen sich schier endlose Mengen an Energie gewinnen - ohne dass der "Klimakiller" Kohlendioxid in der Atmosphäre freigesetzt wird.

Bei Bohrungen in bis zu 200 Meter Tiefe werden Sonden mit einem Durchschnitt bis zu 15 Zentimeter ins Erdreich eingelassen. Für Einfamilienhäuser sind jedoch Tiefen zwischen 60 und 100 Meter der Regelfall. Die bisher folgenschwerste Tiefen-Bohrung ereignete sich im südbadische Staufen. Dort war 2007 Grundwasser in eine gipshaltige Erdschicht gelaufen, die sich aufgebläht hatte. Der Boden hob sich und zog Hunderte Häuser in Mitleidenschaft. Auch die Stadt Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) beklagte 2009 ein ähnliches Phänomen.