Die zwei Männer werden am Amtsgericht Leonberg zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Leonberg - Die Richterin sprach von „Dreistigkeit“ und einer „hohen kriminellen Energie“: Zwei Männer gingen nach einem Saufgelage zunächst mit Küchenmessern und später mit Holzlatten auf die herbeigerufene Polizei los. Die Beamten mussten zur Eigensicherung ihre Dienstwaffen ziehen, bevor sie gegen die stark alkoholisierten Angreifer Pfefferspray einsetzten.

 

Jetzt gab es am Leonberger Amtsgericht Bewährungsstrafen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte tateinheitlich mit versuchter gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung.

„Blackout“ nennt es der Angeklagte

Gleich zu Beginn der Verhandlung entschuldigten sich die beiden. „Ich schäme mich dafür, was passiert ist“, sagte der 28-Jährige, der inzwischen im Neckar-Odenwald-Kreis lebt. Dann suchte er nach einer Erklärung für den „Blackout“, wie er ihn nannte. Laut dem Mitarbeiter einer Entrümpelungsfirma war die Trinkerei an allem schuld. Damals seien er und sein Kumpel arbeitslos gewesen und hätten aus Frust den halben Sommer durchgetrunken. „Wir sind morgens direkt mit einem Kater aufgestanden“, erzählte der mitangeklagte Bauhelfer aus dem pfälzischen Dierdorf.

Bei der Auseinandersetzung mit der Polizei im Juli vor einem Jahr wurden bei den beiden dann auch mehr als zwei Promille festgestellt. Nach einer weiteren Trinkorgie in der damaligen Wohnung des 27-Jährigen in Merklingen, die in einem Streit mit seinem jüngeren Bruder endete, hatte dieser die Polizei gerufen. Kaum waren die Beamten eingetroffen, stürmten die Angeklagten mit Küchenmessern auf sie zu. Den beiden Polizisten blieb nichts anderes übrig, als ihre Dienstwaffen zu ziehen. Einer der Beamten sagte im Prozess, er habe fest damit gerechnet, dass die beiden auch zustechen würden.

Nachdem die Angreifer daraufhin die Messer fallen ließen und in die Wohnung flüchteten, forderten die Beamten Verstärkung an. Mit vier Mann starteten sie einen erneuten Versuch, das aggressive Duo festzunehmen. Doch die beiden zeigten keinerlei Einsicht, teilten stattdessen wüste Beschimpfungen aus und gingen mit zwei Holzlatten, die sie zuvor aus einem Bilderrahmen herausgebrochen hatten, auf die Beamten los. Am Ende setzte die Polizei Pfefferspray ein, um die Situation zu deeskalieren. Die Angeklagten kamen ins Krankenhaus und verbrachten die restliche Nacht in einer Gewahrsamszelle – auf dem Weg dorthin hatte der 27-Jährige dann auch noch gedroht, die Beamten „abzustechen“.

Mit einer Bewährungsstrafe von acht Monaten verhängte die Amtsrichterin Sandra De Falco auch deswegen ein höheres Strafmaß gegen ihn, zumal er auch schon einschlägig vorbestraft war. Für den 28-Jährigen gab es sechs Monate.

Arbeitsstunden für die Angeklagten

Als Auflage müssen die beiden 50 beziehungsweise 40 Arbeitsstunden leisten. Anders als die beiden Verteidiger, die noch Geldstrafen für ausreichend hielten, war die Richterin davon überzeugt, dass die Angeklagten die Küchenmesser auch eingesetzt hätten.

„Das war nicht nur Posiergehabe, die beiden haben die Klingen auf die Beamten gerichtet“, sagte die Richterin. Als mildernd berücksichtigte sie bei der Strafzumessung, dass die Männer stark alkoholisiert waren. „Sie waren in ihrer Steuerungsfähigkeit eingeschränkt“, sagte die Richterin und bewertete die Sache damit anders als der Staatsanwalt, der sechs und zehn Monate gefordert hatte. Dieser schloss eine verminderte Schuldfähigkeit kategorisch aus, weil die Angeklagten seiner Meinung nach Alkohol in großen Mengen gewöhnt waren. „Es war dennoch eine Ausnahmesituation für sie“, befand die Richterin.

Die kurzen Freiheitsstrafen waren für die Richterin unumgänglich, auch wenn sie diese mit einem guten Gewissen zur Bewährung aussetzen konnte, attestierte sie ihnen doch eine günstige Sozialprognose. Beide Männer haben inzwischen einen festen Job und dem Alkohol abgeschworen – der 28-jährige Angeklagte bemüht sich laut eigener Aussage um einen ambulanten Therapieplatz. „Ich denke, Sie sind auf einem guten Weg“, sagte die Leonberger Amtsrichterin Sandra De Falco und stellte die beiden auch unter die Aufsicht eines Bewährungshelfers, damit sie nicht vom Kurs abkommen.