Krankenhaus: 
Trotz des zweifelsfrei positiven Trends – für eine langfristige Zukunftssicherung muss noch viel mehr passieren, meint unser Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Leonberg - Schaut man sich die Schlagzeilen von vor drei Jahren an, so hat sich auf den ersten Blick einiges zum Positiven gewendet. Das Leonberger Krankenhaus scheint kein medizinisches Anhängsel mehr zu sein, im Gegenteil: Knapp 60 Millionen Euro sollen in die Zukunft der Klinik investiert werden. Die Patientenzahlen gehen nach oben, vor allem auch wegen eines guten Angebotes, das das zum Teil neu formierte medizinische Führungsteam macht.

 

Dass die Dependance des Hirsauer Zentrums für Psychiatrie in ein eigenes Gebäude kommt, bringt nicht nur eine Kostenreduktion, sondern zudem Erweiterungschancen. Der Raum Leonberg ist für die Medizinmanager aus dem Nordschwarzwald ein interessantes Gebiet.

Weichen nicht gestellt

Das Strahlentherapiezentrum rundet das positive Bild ab. Hier wird Krebspatienten mit modernen Methoden geholfen. Eine Kooperation mit den Tumorspezialisten in der Leonberger Magen, Darm- und Bauchchirurgie liegt auf der Hand.

Ist nun nach der großen wie berechtigten Angst um die Zukunft des Leonberger Krankenhauses alles im grünen Bereich? Leider allenfalls teilweise. Denn schaut man genauer hin, sind die Weichen für ein starkes und marktfähiges Krankenhaus noch keineswegs gestellt. Dass die erfolgreiche Gefäßchirurgie in eine neue Zentralklinik kommen soll, wird erst gar nicht mehr verschleiert. Dass weitere, wie es heißt, „Schwerpunktleistungen“ folgen könnten, wird in offiziellen Kreistagsunterlagen mehr als nur angedeutet. So könnte das eintreten, was viele Kritiker nach wie vor befürchten: Bis die Großklinik fertig ist, herrscht Ruhe. Danach werden die kleineren Häuser in Leonberg wie auch in Herrenberg das, wozu sie am Anfang der Debatte vor drei Jahren ohnehin auserkoren waren: Zweigstellen, in denen nur das Allernötigste gemacht wird. Wird der Fall etwas komplexer, geht er nach Böblingen.

Zwei Nagelproben

Es gibt zwei Nagelproben, wie ernst es der Landrat, verschiedene Kreispolitiker und der Klinikverbund mit ihren hehren Versprechungen meinen: die Wiederbesetzung der Chefarztstelle in der Bauchchirurgie und die langfristige Bettenzahl.

Bekäme Karl Josef Paul in anderthalb Jahren keinen Nachfolger, so wäre der Erfolgskurs, der gerade in der Inneren Klinik zu verzeichnen ist, ernsthaft gefährdet. Will man eine kompetente Persönlichkeit gewinnen, muss die Suche jetzt beginnen.

Mindestens 200 Betten

Nicht minder wichtig ist eine Bettenzahl von mindestens 200. Darunter, so sagen alle Experten, ist eine langfristige erfolgreiche Standortsicherung nicht machbar.

Keine Frage: Am Krankenhaus herrscht positive Bewegung. Um dauerhafte Effekte zu erreichen, muss aber mehr geschehen.