Der Karlsruher muss sich nun vor Gericht wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er soll auch mit einer Bierbank auf ein Opfer eingeschlagen haben.

Leonberg - Es war ein schöner Abend, wir hatten gefeiert“, erzählt der 28-Jährige vor dem Leonberger Amtsgericht. Wenig später nahm ein Pulk aus 15 Schlägern ihn und seinen jüngeren Bruder in die Mangel. Die beiden wurden mit Faustschlägen und Fußtritten attackiert. Einer der Täter sprang sogar auf den Kopf seines auf dem Boden liegenden Bruders, während ein anderer ihm mit einem Würgegriff die Luft abdrückte. Dann droschen die Schläger auch noch mit einer Bierbank auf sie ein. „Ich hatte Todesangst“, gesteht der Renninger vor Gericht. Am Ende landeten die beiden im Krankenhaus.

 

Jetzt muss sich ein 24 Jahre alter Mann, der bei der nächtlichen Schlägerei im Juni vor zwei Jahren in der Leonberger Altstadt ausgeteilt haben soll, wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Karlsruher vor, dass er die beiden Brüder im Innenhof eines Lokals neben Faustschlägen auch mit der Bierbank verletzt hat.

Der Angeklagte streitet die Tat ab

Doch beim Verhandlungsauftakt streitet der Angeklagte die Tat ab. Demnach habe der Umzugshelfer weder zugeschlagen noch seien ihm die anderen Schläger bekannt gewesen. Die Bierbank habe er zwar aufgehoben, später aber wieder in die Ecke geschmissen. „Warum?“, möchte der Oberstaatsanwalt wissen. „Ich hatte Angst, dass die Leute auf mich losgehen“, berichtet der Mann, der damals auf dem Weg zum Bahnhof der Polizei ins Netz gegangen war. Zuvor sei er mit zwei Kumpels unterwegs gewesen und habe später in dem Lokal die Brüder getroffen, bevor sie dann den restlichen Abend mit viel Alkohol zusammen verbracht hätten.

Der 24-jährige Angeklagte und die beiden Brüder waren zu der Zeit Arbeitskollegen. Der Karlsruher hatte in der Renninger Firma ihres Onkels eine Ausbildung zum Maurer gemacht. Am Vortag der Schlägerei erfuhr er allerdings, dass er nicht übernommen wird. „Nein, das Ganze war kein Racheakt“, stellt der Angeklagte sogleich klar.

Laut dem Bruderpaar, das im Verfahren als Nebenkläger auftritt, hatten sich die drei bereits vor der Schlägerei im Innenhof in die Haare gekriegt. „Beim Trinken hatte ich ihn mal kurz umarmt, was ihm wohl nicht gefiel, und dann stieß er mich zu Boden“, erzählt das 28-jährige Opfer. In der Folge habe sein zwei Jahre jüngerer Bruder gerade noch verhindern können, dass der Karlsruher auf ihn einschlage.

Draußen vor dem Lokal eskalierte dann aber die Situation. „Plötzlich stürmten etwa 15 Leute die Treppe hinunter“, erzählt der 26-Jährige. „Ich dachte, ich bin im falschen Film!“

Was dann passierte, beschreibt der Warmbronner als die „reinste Prügelei“. Die Schläger seien nach seinen Schilderungen mit äußerster Brutalität vorgegangen und hätten von den beiden nicht einmal abgelassen, als sie bereits bewegungslos auf dem Boden lagen. Zwar hätten die beiden Brüder nicht eindeutig gesehen, dass der Angeklagte zugeschlagen habe. „Aber er war auf jeden Fall verwickelt“, versichert der Monteur. Bei den Tätern, ihm zufolge allesamt Südländer, spricht er von der „Gang“ des Karlsruhers. „Die Leute muss er zwischendurch angerufen haben“, sagt er. Wenige Tage nach dem Vorfall soll er den beiden Opfern gegenüber eingeräumt haben, dass er mit dem Schlägertrupp unter eine Decke gesteckt habe.

Das ältere Opfer litt einige Zeit unter Verfolgungswahn

Der 26-Jährige hatte Glück – er wurde lediglich mit Prellungen, einem blauen Auge sowie einer aufgeplatzten Lippe ins Krankenhaus gebracht. Sein älterer Bruder erlitt neben Prellungen auch eine Gehirnerschütterung und war vier Wochen lang krankgeschrieben. Hinzu kamen aber auch noch die psychischen Folgen. „Nach dem Vorfall litt ich einige Zeit unter Verfolgungswahn“, gesteht der Renninger, der kurz vor einer Therapie stand.

Bis zu dem folgenreichen Vorfall kamen die Brüder eigener Aussage nach „ganz gut“ mit dem Angeklagten aus. Für die beiden sei es aber nicht das erste Mal gewesen, dass sie den Karlsruher in Rage erlebt hätten. Dieser war ihnen zufolge schon einmal auf einer Weihnachtsfeier der Firma auf einen Arbeitskollegen losgegangen. Nur durch ein beherztes Eingreifen hätten sie damals Schlimmeres verhindert. „Wenn er Alkohol trinkt, dann wird er aggressiv“, sagt der 28-Jährige.

Die Verhandlung unter dem Vorsitz der Leonberger Amtsrichterin Sandra De Falco wird fortgesetzt.