Das Mehrgenerationenhaus an der Ecke Schleiermacher Straße/Fichtestraße nimmt langsam Form an. Es entsteht auf dem rund 2800 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem bis 2015 der Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten heimisch war.

Leonberg - Beate Junker ist zufrieden. Was sie 2008 als Idee in eine Agenda-Gruppe einbrachte, hat sich „zwar langsam, aber stetig zum Guten entwickelt“, wie die 88-Jährige sagt. Gemeint ist das Mehrgenerationenhaus, das gegenwärtig an der Ecke Schleiermacher/Fichtestraße gebaut wird. Es entsteht auf dem rund 2800 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem bis 2015 der Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten heimisch war.

 

„Es ist eine gute Wohnform für die Zukunft – jeder hat ein eigenes Dach über dem Kopf, ist aber trotzdem in eine Gemeinschaft eingebunden“, sagte bei der jüngsten Baustellenbesichtigung Beate Junker. Sie selbst bedauert, dass sie nun selbst zu betagt sei, um noch in das Mehrgenerationenhaus einzuziehen.

Viel Geduld ist gefragt

Zu den Glücklichen, die schon lange dabei sind und mit der Familie auch einziehen werden, gehört Walburg Wankmüller, die das Projekt mit Nachdruck vorangetrieben hat. „Wir mussten uns schon in Geduld üben“, sagt sie im Rückblick. Zuerst habe sich der Auszug und somit der Abriss des Kindergartens um zwei Jahre verzögert. Dann wurde bei den Bauarbeiten auf eine Doline gestoßen – einen unterirdischen Hohlraum, der verfüllt werden musste. Das hatte zur Folge, dass auf dem Grundstück zahlreiche Probebohrungen getätigt werden mussten.

Angetreten ist die Gruppe mit dem Ziel, im Wohnumfeld nicht allein zu sein, unter einem Dach die Gemeinschaft mit Jungen und Älteren, Alleinstehenden und Familien zu erfahren. Dazu soll ein sicheres und kinderfreundliches Umfeld geboten werden. Eine weitere Idee ist, möglichst selbstständig und im Alter in vertrauter Umgebung bleiben zu können. Also alles in allem geht es darum, in einer individuellen Wohnung in einem Gemeinschaftshaus zu wohnen.

Dafür haben die zukünftigen Eigentümer, Atrio und die Genossenschaft Bau- und Heimstättenverein, als Gesellschafter eine Planungsgemeinschaft gegründet. Gegenwärtig sind in dem viergeschossigen, barrierefreien Gebäude 28 Wohnungen mit Flächen zwischen 60 und 120 Quadratmetern vorgesehen. Sechs davon haben Eigentümer finanziert, weitere sechs Atrio. Hinzu kommen 16 genossenschaftliche Mietwohnungen, von denen gegenwärtig noch zehn zu vergeben sind. Bezugsfertig wird das Haus voraussichtlich im Herbst 2017.

„Atrio bietet betreutes Wohnen an und mit diesem Vorhaben soll Inklusion vorangetrieben werden“, sagt Maria Keller, die bei Atrio unter anderem für Projekte zuständig ist. In vier Wohnungen zieht jeweils eine Person ein, in die fünfte zwei Bewohner. Die sechste ist eine sogenannte Unterstützerwohnung, die Studenten bekommen, die im Atrio mitwirken.

Atrio bietet betreutes Wohnen an

Insgesamt rund 7,2 Millionen Euro wird das Vorhaben voraussichtlich kosten. Davon sind etwa 1,5 Millionen Euro an die Stadt für das Grundstück gegangen. „Angesichts der Baukosten von etwa 3200 Euro je Quadratmeter sind wir gezwungen, bei der Miete zwischen 10,50 und 11,50 Euro pro Quadratmeter zu verlangen“, rechnet Stefan Frederich vor. Er ist einer der Eigentümer und auch der Geschäftsführer der Planungsgemeinschaft. Das Positive an der hohen, aber hierzulande üblichen Miete sei, dass keinem Mieter wegen Eigenbedarfs gekündigt werden kann, so Frederich.