Die Stadt Leonberg scheint schon immer ein gutes Pflaster für Bildhauer gewesen zu sein und ist es auch heute noch. Das zeigt auch die Broschüre „Kunst unter freiem Himmel“, die das städtische Kulturamt herausgebracht hat.

Leonberg - Die Stadt Leonberg scheint schon immer ein gutes Pflaster für Bildhauer gewesen zu sein und ist es auch heute noch. Von allen bildenden Künsten hat in der langen Geschichte der Stadt die Bildhauerkunst eine besondere Rolle gespielt. Das zeigt auch die Broschüre „Kunst unter freiem Himmel“, die das städtische Kulturamt herausgebracht hat.

 

„Damit soll dieser Kunstschatz im öffentlichen Raum den Bürgern, aber auch den Besuchern und Gästen der Stadt bewusst und bekannt gemacht werden“, sagt die Amtsleiterin Christina Ossowski. In der Informationsbroschüre sind ausgewählte Skulpturen mit Text und Bild vorgestellt. Auch ein alphabetisches Gesamtverzeichnis ist hier gelistet.

Die Anfänge liegen im 16. Jahrhundert

Herrschaftssymbole

Die Anfänge der Bildhauerkunst vor Ort reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als auf Kosten der Stadt der „Wäppner“, die Skulptur eines Geharnischten, in voller Rüstung mit dem Zepter und Doppelwappen von Stadt und Herrscher, als Brunnenfigur auf dem Marktplatz errichtet wurde. Solche Herrschaftssymbole entstanden damals in vielen deutschen Städten. Die Leonberger beauftragten damit einen bekannten Bildhauer der Zeit, den Tübinger Leonhardt Baumhauer. Noch bedeutender für die Bildhauerkunst war jedoch Baumhauers Schüler Jeremias Schwartz, der nachweislich seit 1574 in Leonberg eine Bildhauerwerkstatt führte, unterbrochen nur durch seine Tätigkeit als Hofbildhauer in Heidelberg von 1582 bis 1590.

Schwartz hatte praktisch die Stellung eines württembergischen Hofbildhauers inne und schuf zahlreiche figürliche Grabmäler für den lutherischen Adel. Neu für seine Zeit waren jedoch seine Grabmäler für nichtadelige Amtsträger in den Städten Württembergs, allein 20 davon in Leonberg. Einen Großteil dieser Epitaphien kann man in und an der evangelischen Stadtkirche bewundern.

Lebensgroße Porträts

Monumentale Grabmäler weltlicher Amtsträger gab es bis dahin nur von Kanzlern oder Räten des Herrschers. Jeremias Schwartz jedoch schuf solche lebensgroße Porträts von Leonberger Bürgern mit ihrer typischen Tracht und den Insignien ihres Alltags. Sein letztes großes Hauptwerk, das Grabdenkmal der Familie des vermögenden Stadtschreibers Jacob Korn, zeichnet sich durch die Feinheit der Figuren und Reliefs aus, zu denen die erste Ansicht der Stadt Leonberg gehört.

Ein ebenbürtiger Bildhauer der Klassischen Moderne war der im Schwarzen Adler geborene Otto Baum, der durch die Verfolgung im Dritten Reich erst nach 1945 als Professor für Bildhauerei an der Stuttgarter Kunstakademie Anerkennung fand.

Aktuell wirken in Leonberg mit Ingrid Dahn, Matthias Eder, Andreas Geisselhardt, Hans Mendler, Hans D. Sailer, Max Schmitz und Walter Hörnstein Bildhauer mit ganz unterschiedlichen Ausdrucksweisen und Materialien, deren Ruf weit über den deutschen Südwesten hinausgeht. Seit 1972 fanden zudem in größeren Abständen Symposien und Freilandausstellungen statt, aus denen immer wieder Kunstwerke erworben wurden, die heute noch das Stadtbild prägen.

Bekannte Künstler sind präsent

Ein Meilenstein für die Breitenwirkung bildhauerischen Schaffens in Leonberg waren der Wettbewerb um das Friedensmahnmal Ende der 1980-er Jahre und zuletzt der Wettbewerb für die Gestaltung von vier Kreisverkehren an den Ausfahrtsstraßen. Ob abstrakt oder figürlich, poetisch oder mit großer Geste – die Stadt Leonberg schmückt ihre Grünflächen und Plätze mit Plastiken bekannter Künstler, vor allem des 20. und 21. Jahrhunderts.