Die Literatur-Auszeichnung wird alle zwei Jahre im Teilort Warmbronn vergeben.

Leonberg - Axel Kuhn, Vorsitzender der Christian-Wagner-Gesellschaft, freut sich: „Wir haben mit Jürgen Nendza einen würdigen Preisträger gefunden.“ Gemeint ist der Christian-Wagner-Preis, ein Literaturpreis, der alle zwei Jahre vergeben wird. Leider war die Preisverleihung für das Lebenswerk des Lyrikers nicht so zahlreich besucht, wie sie es verdient hätte. So nahm sich die Menge der Interessierten ein wenig bescheiden im Theater des Spitalhofs aus, dafür war die Anteilnahme am Geschehen umso größer.

 

Sehr konzentriert lauschten die Besucher den Vorträgen, die aus Begrüßung, Laudatio, Dankesrede und einem Schlusswort bestanden und teilweise kleinen Vorlesungen zum Thema Christian Wagner glichen. Vielleicht war es der hohe akademische Anspruch der Gesellschaft, der einen Teil der Bevölkerung abhielt, zu einer Veranstaltung zu kommen, die sich doch so sehr mit einem einfachen Vertreter der schwäbischen Landbevölkerung befasste – und seiner Epigonen. Auch die Jugend wurde an diesem Abend vermisst, denn zu Poetry Slam eignen sich die Geehrten der Auszeichnung weniger.

Preis ist mit 10 000 Euro dotiert

Der Dichter und Bauer Christian Wagner lebte im 19. Jahrhundert in Warmbronn und wurde durch seine sonntäglichen Gänge durch Feld, Wald und Wiese zu seinen einzigartigen Gedichten inspiriert. Sie belegen eine große Liebe zur Natur, eine unkonventionelle Geisteshaltung und konsequente ethische Überzeugung. Es ist das Verdienst der Gesellschaft, sein Andenken in Ehren zu halten, es zu verwalten und ihm durch die Renovierung seines Wohnhauses sogar ein Museum widmen zu können. Es zeigt die Offenheit des Gremiums, dass ein Träger der Urkunde, die mit 10 000 Euro dotiert ist, nicht in direkter künstlerischer Folge zu Christian Wagner stehen muss, sondern in erster Linie ein eigenständiges lyrisches Werk vorweisen sollte.

Der Jury gehörten an: Astrid Braun (Stuttgart), Michael Braun (Heidelberg), Martin Bruch (Freiburg), Dorit Krusche (Marbach), Henning Ziebritzki (Tübingen). Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden genoss das Publikum die ungewöhnliche musikalische Darbietung des Stuttgarter Percussionisten und Schlagzeugers Bernd Settelmeyer. An der Steeldrum und mit Glöckchen um die Knöchel zauberte er sphärische Klänge durch das Theater, Einflüsse von Minimal Music und Keith Jarrett durchzogen die Räume.

Verzweigung von Bildern und Sprache

Kuhn sah in Nendzas Kunst durchaus eine Schnittspur zum Namensgeber des Preises, Henning Ziebritzki gar gelang es in seiner Laudatio, in meisterlicher rhetorischer Weise die Lyrik Wagners mit der Nendzas zu verknüpfen. Er appellierte auch daran, das geistige Erbe Christian Wagners gerade in unserer Zeit zu erhalten. Er lobte die Gedichtanfänge des Preisträgers, die stets mit Bildern aus seiner näheren Umgebung beginnen, der altertümliche Worte liebt und häufig in assoziativer Verzweigung von Bildern mit Sprache und Inhalt regelrechte Skulpturen schaffe. Die Entdeckung der Ambivalenz von Schrecken und Schönheit nähre dabei die Nähe zu Christian Wagner.

Jürgen Nendza, dem dieser besondere Preis sehr viel bedeutet, wie er betonte, gerieten seine Worte zu einer Art Hymne an den bäuerlichen Dichter, von dem er sich vorstellte, „wie er im ländlichen Raum seiner schwäbischen Heimat ausschwärmt.“