Das Treffen der Gespanne, Tourenfahrer und Besitzer alter Maschinen lockt viele Fans auf den ADAC-Übungsplatz an der ehemaligen Solitude-Rennstrecke. Bei strahlendem Sonnenschein ziehen die zweirädrigen Raritäten ihre Runden.

Leonberg - In der hellen Sonne glänzt das Chrom. Hunderte von Motorrädern und Gespannen stehen blitzblank geputzt auf der Schaumeile des Oldtimertreffens. Genau genommen sind auch einige Youngtimer darunter. Das sind die Räder im Alter von zwanzig bis dreißig Jahren, denn echte Oldtimer müssen schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. So wie die BMW R 27 mit Seitenwagen, Baujahr 1965. Auf ihr fährt Gretel Jacobi gemächlich in die Boxengasse ein. Auf der 18 PS starken Maschine ist sie aus Vaihingen hierher gefahren. „Die Maschine ist erste Hand“, sagt sie stolz, „sie ist jetzt 49 Jahre alt“.

 

Wo sonst die Verkehrsanfänger auf dem ADAC-Verkehrsübungsplatz noch etwas unbeholfen üben, drehen jetzt routinierte Biker ihre Runden. Gestartet wird in fünf Klassen: Den Anfang machen die Oldtimermotorräder. Es folgen Rennmotorräder und Gespanne.

Dann starten die Anfang der 70er Jahre produzierten Suzuki Wasserbüffel zusammen mit 750er Hondas auf den Kurs. Beide Modelle kamen in den Siebzigerjahren auf den Markt. Die Kawasaki Z teilt sich die Rennstrecke mit einigen Yamahas SR 500 und schließlich folgen die Cafe Racer aus den 60er Jahren als eigene Klasse.

Jeder Fahrer darf dreimal auf die Piste. Hier können sie gegen eine kleine Startgebühr abseits des Straßenverkehrs ihre Maschinen voll ausfahren. Das hört und riecht man schnell: Das Dröhnen der Maschinen ist ohrenbetäubend und die Auspuffgase nebeln schnell die Zuschauer ein. Doch hier stört das keinen, im Gegenteil.

Die meisten fahren selbst Motorrad und sind absolute Fans. So wie Paul Kempe aus Wiernsheim. „Mich hat der Moped-Virus schon früh voll erwischt“ sagt er. Mit 16 Jahren hat er sich 1961 eine Kreidler Florett geleistet. Vom Lehrgehalt war das nicht drin, also hat er ein Jahr lang an einer Tankstelle Autos gewaschen. Später hat er die Maschine verkauft. Jahrzehnte später steht in der heimischen Garage alles, was Rang und Namen hat: Drei Mopeds und drei Motorräder im Alter von mindestens je 50 Jahren besitzt Kempe, die er abwechselnd fährt. Rund 300 bis 500 Kilometer pro Rad und Jahr kommen zusammen. Darunter sind eine Horex Regina 350, damals die Edelmarke schlechthin, und eine NSU Quickly. „Die muss man einfach haben“, schwärmt er. Und auch eine Kreidler Florett steht wieder in seinem Fuhrpark. „Ein Jahr lang habe ich im Internet gesucht, um die gleiche Maschine zu finden, die ich als Teenager hatte“, freut er sich über den Kauf, „sogar in der gleichen Farbe, beige-anthrazit.“

Auf der Strecke drehen derweil die Motorräder ihre Runden. Darunter eine Suzuki mit Seitenwagen. Fahrer und Sozius mit der Startnummer 152 geben alles: Waghalsig hängt sich der Beifahrer in die Kurven. Auf gerader Strecke legt er sich möglichst flach auf den Beiwagen, um dem Wind keine Angriffsfläche zu geben. Mehrere NSU-Maschinen liefern sich ein Rennen und überholen das Gespann, bei Spitzen von immerhin bis zu 60 Stundenkilometern. Immer mehr begeisterte Fahrer schließen sich dieser Demonstrationsfahrt an.

Es ist das elfte Oldtimertreffen. „Das zieht das breite Publikum an“, weiß der Vorsitzende des veranstaltenden AMSC, Klaus Roth. Er selbst hat vier BMW der Baujahre 1950 bis 2003 in der Garage stehen. Seit 29 Jahren gibt es die Veranstaltung, die einst als reines Gespann- und Tourenfahrertreffen begann, bis die Oldies hinzukamen.

Der 1950 gegründete Verein hat rund sechzig Mitglieder. Seit 33 Jahren ist das Clubhaus stilgerecht im alten Start- und Zielturm der Solitude Rennstrecke untergebracht. „Hier treffen wir uns jede Woche, reden viel Benzin, knobeln große und kleine Touren aus, planen anstehende Treffen, tauschen Tipps aus, erzählen von Treffen, Ausfahrten und zeigen Dias oder Filme davon. Willkommen sind Fahrer aller Marken“, lädt Roth ein.