Beim Jugendforum erfahren lokalen Politiker, was sich die jungen Leute unter einer lebenswerten Stadt vorstellen. Ihre Vorschläge sind vielfältig.

Leonberg - Schnelleres Internet, bessere Busverbindungen und mehr Licht im Park – das wünschen sich die Jugendlichen in Leonberg. „Eher unorthodox“ nennt Oberbürgermeister Bernhard Schuler den Einstieg in das erste Jugendforum Leonbergs (wir berichteten). Den etwa 180 Jugendlichen, die sich in der Stadthalle versammelt haben, werden anfangs Fragen gestellt. „Wer von euch hat das Gefühl, dass sich Politiker für eure Anliegen interessieren?“ etwa. Die Meinungen der Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren sind geteilt, von „gut verstanden“ bis „fast gar nicht verstanden“ ist alles dabei.

 

Diejenigen unter ihnen, die sich unverstanden fühlen, sollen an diesem Vormittag die Gelegenheit bekommen, von Politikern angehört und verstanden zu werden. „Das Jugendforum soll ihnen die Möglichkeit geben, konkret ihre Einzelinteressen zu vertreten“, erzählt die Stadtjugendreferentin Birte Brinkmann, „besonders wenn es um Themen geht, die sie interessieren und betreffen.“

Problematische Themen gibt es eine ganze Menge

Nach der Einführung können sich die Jugendlichen in Arbeitsgruppen einteilen – je nach Interessen und Wünschen. Das Ziel soll sein, die Problematik eines Themas zu erkennen, zu beschreiben und Lösungsansätze zu finden. Und problematische Themen gibt es eine ganze Menge: Mehr als 15 Arbeitsgruppen kommen zusammen. Da geht es auch um die Skateranlage, den Stadtpark allgemein, um Flüchtlinge und Integration, aber auch Schulausstattung und Mensa-Essen. Am Ende des Tages stellen sie ihre Arbeit den Verantwortlichen aus Stadtverwaltung und Gemeinderat vor. Jeweils einer von ihnen soll in den kommenden zwölf Monaten einer Arbeitsgruppe der Jugendlichen angehören und an dem Projekt mitarbeiten.

Selina Rudolph und Adriane Stana wohnen in Warmbronn, sie sind oft auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Doch die Busse fahren abends und am Wochenende nicht regelmäßig. „Wir kommen zu den Hauptzeiten überall hin, aber zu anderen Zeiten ist man ziemlich eingeschränkt“, erklärt die 15-jährige Adriane. „Mehr Verbindungen würden unsere Freizeitgestaltung vereinfachen.“

Mehr Verbindungen wünschen sich auch Julian Groshaupt und Theodors Tsacouridis. Allerdings geht es bei ihnen um Internetverbindungen in der Stadt. Unter dem Stichwort „Leonet“ wünschen sie sich offene Hotspots in der Leonberger Innenstadt. „Wir wollen mehr als zwei Stunden offenes W-Lan,“ sagt Theodors Tsacouridis. Das gibt es etwa im Leo-Center, aber auch auf dem Marktplatz in der Altstadt. Nach einem Gespräch mit dem Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer zeigt sich Julian optimistisch: „Er hat uns Hoffnung auf eine Lösung gemacht.“

Die Projektgruppe Stadtplanung nahm sich vor allem den Stadtpark vor: „Die Mülleimer stehen viel zu weit von den Bänken entfernt“, sagt Sven Leitenberger. „Es gibt nicht viele Jugendliche, die extra 30 Meter zum nächsten Mülleimer laufen.“

OB: Nicht alles ist machbar, aber manches definitiv

Auch seien die Bänke oft kaputt, ebenso wie die Geräte auf den Spielplätzen. „Und es fehlt an Beleuchtung“, fügt ein Mädchen hinzu. „Wenn ich nachts alleine durch den Park laufe, habe ich immer Angst“, sagt sie.

„Ich bin überrascht, wie umsetzbar die Themen sind“, sagt Oberbürgermeister Bernhard Schuler. „Es ist natürlich nicht alles machbar, aber manches definitiv.“

Birte Brinkmann ist zufrieden: „Es war schön zu sehen, wie konzentriert die Jugendlichen an ihren Projekten gearbeitet haben.“ Der erste Versuch der Jugendeinbindung in die städtische Politik scheint geglückt zu sein. Doch leise Zweifel bleiben. So etwa bei der 15 Jahre alten Anna Ribic: „Das Projekt Jugendforum an sich ist ziemlich cool, aber die Zeit wird zeigen, ob wirklich etwas passiert.“