Johann Gruber, der ehemaliger Manager des Leo-Centers, ist 80 geworden.

Leonberg - Das ist meine Geschichte: vom Waldbauernbub zum Manager.“ Johann Gruber lacht, der ehemaliger Manager des Leo-Centers ist 80 geworden. Der Waldbauernbub ist noch tief in ihm verankert, er hat nicht vergessen, woher er kommt. Sein Vater ist im Zweiten Weltkrieg gefallen, da war Johann Gruber zwei Jahre alt. Die Mutter lebte mit ihren drei Kindern in bescheidenen Verhältnissen auf einem Bauernhof in Ruderting bei Passau. Auch die Urgroßeltern und Großeltern, Waldbauern, lebten dort.

 

„Wir Kinder hatten ein tolles Leben“, erinnert er sich. „Der Krieg mit seinen Nöten ging an uns vorüber, das kann man so sagen. Wir haben keinen Hunger gelitten und wir hatten den größten Spielplatz, den wir uns wünschen konnten.“ Scheunen, Wiesen und natürlich die Ilz, in der sommers geschwommen wurde, dazu ein „Feldherrenhügel“ aus Sand, den es jeden Tag aufs Neue mit den Kindern der Nachbarschaft zu erobern galt.

Was wird nur aus dem Bub?

Der Bauer, ein strenger Mann, erwartete, dass die Kinder seiner Mieterin mithalfen. Doch Johann Gruber schlich sich, wann immer möglich, in ein Versteck und las alles, was ihm in die Finger kam. Als der Bauer ihn eines Tages dabei erwischte, meinte er: „Bub, aus dir wird mal was. Arbeiten magst nicht, aber Rechnungen schreiben, das kannst du sicher.“ Mit dem ersten Teil hatte der Bauer unzweifelhaft recht, doch gearbeitet hat Johan Gruber im Laufe seiner beruflichen Laufbahn viel.

Doch zunächst schlug das Schicksal zu. 1950 starb die Mutter, und die drei Kinder kamen vorübergehend in Pflege zu einem Onkel. Als der mit seiner Frau nach Chicago auswanderte, war Gruber 13 Jahre alt, die Geschwister wurden auseinandergerissen. Der ältere Bruder begann eine Lehre und zog fort, die jüngere Schwester kam ins Waisenhaus. Johann Gruber zog in ein Lehrlingsheim und begann eine Ausbildung. „Grundausbildung Metall hat das damals geheißen“, erzählt er. „Ich habe diese Arbeit gehasst. Ich bin handwerklich auch nicht so sehr begabt, das Organisieren hat mir schon immer mehr gelegen“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

In Passau beginnt die Karriere

Nach einem Unfall beschloss Gruber, nicht mehr ins Metallhandwerk zurückzugehen, komme, was da wolle. Und dann lächelte ihm Fortuna zu: „Einer der ‚feinen Pinkel‘ im Lehrlingsheim, so nannten wir die, die im Einzelhandel lernten, brach sich den Arm, und ich habe mich dort sofort als Ersatz vorgestellt.“

Dort, im Passauer Modehaus Fasching, nahm 1955 die berufliche Laufbahn des Jubilars mit einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann ihren Anfang. „Da begann mein Leben“, sagt er dann. Im neuen Metier bewies er viel Geschick, mit 26 Jahren war er Assistent des Geschäftsführers in einem Kaufbeurer Warenhaus mit drei Filialen, besuchte Modemessen in München und Berlin und verkaufte mit Elan und Geschick Damenoberbekleidung.

100 Aktionen im Leo-Center

1968 wechselte er nach Kempten zu Quelle. „Das war die Blütezeit der Warenhäuser, auch Quelle hatte damals viele Häuser in ganz Deutschland“, erinnert er sich. Den Einbruch der Branche in den 80er Jahren hat Gruber rechtzeitig erkannt. Inzwischen aufgestiegen, kam dem Geschäftsführer Verkauf und Verwaltung im Kemptener Quelle-Haus die Zeitungsannonce der ECE Projektmanagement, die für das Leonberger Einkaufszentrum einen Manager suchte, gerade recht.

1980 übernahm er die Leitung des Leo-Centers: „Das war schon etwas anderes“, erinnert er sich, „hier stand weniger das Sortiment im Mittelpunkt, als die Ausgewogenheit der Mieter und die Aktionen, mit denen wir den Besuchern einen Mehrwert boten.“ Über 13 Jahre blieb er hier. „Mit uns wird ihr Einkauf zum Erlebnis“ war das Motto seines Schaffens. Rund 100 Aktionen hat er in dieser Zeit auf die Beine gestellt, unter anderem hat er das bis heute beliebte „Narrengericht“ zur Faschingszeit aus der Taufe gehoben und mit dem Double von Queen Elisabeth für „königlichen Besuch“ gesorgt.

Selbstvertrauen dank Boxen

1994 brach Johann Gruber zu seiner letzten beruflichen Station auf. Der damalige Umbau des Centers war für ihn Anlass, nochmals neue Wege zu beschreiten. Er wechselte als Bereichsleiter Süddeutschland zu einem Kölner Immobilienunternehmen, bis er mit 63 Jahren in den Ruhestand ging. Seitdem genießt er die Freizeit mit seiner Frau Ulrike, die er 1973 in einem Bad Wörishofener Tanzcafé kennengelernt hat und mit der er über 40 Jahre verheiratet ist.

Wenn der begeisterte Hobbysportler Johann Gruber, der gar nicht glauben mag, dass er schon 80 Jahre zählt, zurückblickt, sagt er: „Das Boxen hat mir Selbstvertrauen gegeben, auch für meinen beruflichen Aufstieg. Als armer Waldbauernbub war man doch oft der ‚Watschenbaum‘ für andere. Das hat mir nicht gefallen, und das habe ich geändert.“