Nach 50 Jahren beim TSV Eltingen und der TTG Leonberg/Eltingen hängt Thomas Gusbeth seinen Schläger an den Nagel.

Leonberg - Einen Platz in den Annalen des Klubs hat Thomas Gusbeth nicht nur aufgrund der 868 Mannschaftsspiele in seinen 50 Jahren an der Tischtennisplatte sicher, die ihm einen vierten Platz in der Vereinsrangliste bescherten. Unvergesslich wird auch sein, nun ja, ungewöhnliches Trainingspensum bleiben. Gunther Mangold, Vorsitzender der Tischtennis-Gemeinschaft Leonberg/Eltingen, brachte es wie folgt auf den Punkt: „Er hat 20 Jahre lang das Kunststück vollbracht, mit durchschnittlich einem Trainingsabend pro Jahr bis zur Bezirksliga hinauf die selbe Leistung zu bringen, wie alle Mannschaftskameraden, die voll trainiert haben.“

 

„Ja, der Trainingsfleißigste war ich nicht gerade“, gesteht der 60-Jährige, der sich ob der Lobeshymne im Vereinsmagazin ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen kann. Grund dafür sei aber nicht die fehlende Motivation gewesen. „Ich war beruflich zu sehr eingespannt“, erklärt Gusbeth, der für eine EDV-Unternehmensberatung bundesweit unterwegs ist. Und schmetterte er dann beim Punktspiel seinen Gegnern den Ball um die Ohren, war am nächsten Tag Wunden lecken angesagt. „Ohne Training musste ich mich immer öfter mit Muskelkater und Zerrungen herumplagen“, berichtet der Eltinger, der auch deshalb seinen Tischtennisschläger an den Nagel gehängt hat. Nur wenn es mal in einem der TTG-Teams brennen sollte, steht er für einen Einsatz zur Verfügung – falls er Zeit hat.

Ehrgeizig auch im fortgeschrittenen Sportler-Alter

In der Halle tauchte er schon als Bub auf, gemeinsam mit seinem Nachbarn und Weggefährten Wolfgang Scheeff. „Damals konnten wir gerade mal über die Platte schauen“, erinnert er sich. In der Jugend erspielte er sich auf Bezirks- und Kreisebene etliche erste, zweite und dritte Plätze, sowohl im Einzel als auch im Doppel. Später ging es für ihn mit der ersten Mannschaft in der Bezirks-, dann in der Landesliga auf Punktejagd. Und auch bei den württembergischen Mannschafts-Seniorenmeisterschaften ließ er sein Können aufblitzen. „Der Ehrgeiz verließ mich auch im fortgeschrittenen Alter nicht“, sagt der Mann, den alle nur „Tom“ nennen.

Neben seiner Spielintelligenz und Nervenstärke war er auch für seine Flexibilität an der Platte bekannt. „Egal ob Links- oder Rechtshänder, man hat mir nachgesagt, dass ich mich immer gut auf meine Mitspieler einstellen und daher praktisch mit jedem im Doppel spielen konnte“, erzählt der Eltinger, dessen damaliger Lehrmeister Gunther Mangold war. Und überhaupt: Gut ausgekommen ist er mit nahezu jedem, und das auch abseits der Platte. Davon zeugt nicht zuletzt das gemeinsame Skifahren mit ehemaligen Tischtenniskollegen.

Leistungsgedanke und freundschaftliches Miteinander

„Wir sind seit mehr als 20 Jahren unterwegs, früher nach Ischgl, jetzt ins beschauliche Damüls“, erzählt der Mann, der auch deshalb von einer „tollen Gemeinschaft“ in der Abteilung spricht. „Klar, es gab den Leistungsgedanken, aber es war immer eine Freude für mich, meine Mitspieler zu sehen.“ Doch nicht nur das Miteinander stimme, auch sportlich prophezeit er seinem Club eine rosige Zukunft. Das führt er auf die Fusion zur Tischtennis-Gemeinschaft zurück, die aufgrund der Nachwuchsprobleme unabdingbar war. „Wenn man sich die Leistungen der ersten Mannschaft und auch im Jugendbereich anschaut, war das sinnvoll“, befindet er.

Angesichts der zunehmenden „Zipperleinchen“, die mit seiner bescheidenen Trainingsarbeit unweigerlich einhergingen, widmet er sich mittlerweile „gesünderen Aktivitäten“, wie er mit einem Augenzwinkern das Motorradfahren nennt. Die schwarz glänzende Harley Davidson „E-Glide“ hat der Easy Rider schon längst abgestaubt. Wenn er künftig das Wörtchen „schmettern“ in den Mund nimmt, dann höchstens beim Schwärmen von dem satten Sound, den seine Maschine fast schon furchteinflößend schmettert.

Schon als 16-Jähriger mit dem Moped-Führerschein in der Tasche war er dem Motorrad-Fieber gnadenlos verfallen. „Wie oft stand ich mit dem Schläger in der Halle und dachte mir: Jetzt ein Runde auf dem Motorrad drehen, das wäre doch was!“, sagt er mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge.