Der 13. ADAC-Bikertreff lockt wieder zahlreiche Besucher an die Solitude-Rennstrecke ins Mahdental. Es gibt spektakuläre Stuntshows und die unterschiedlichsten Motorräder zu sehen. Und es geht einmal mehr um das Thema Sicherheit.

Leonberg - Wer ein echter Motorradfan ist, den kann auch schlechtes Wetter nicht schrecken. Und so sind trotz Wind und Regen wieder zahlreiche Besucher zum großen ADAC-Bikertreff an den Solitudering ins Mahdental gekommen. Bei dem Spektakel, das in diesem Jahr zum 13. Mal stattgefunden hat, war die Sicherheit der Biker ein großes Thema. Aber auch die Unterhaltung kam mit zahlreichen Shows und Aktionen nicht zu kurz. Wie immer begann die Veranstaltung morgens um halb zehn mit einem ökumenischen Gottesdienst, 200 Besucher waren da. Die Predigt hielt diesmal Helma Bielfeldt, einst Präsidentin eines Rockerclubs.

 

Entlang der langen, abgesperrten ehemaligen Start- und Zielgeraden hatten rund 60 Aussteller ihre Stände aufgebaut. „Die sind uns trotz der üblen Wettervorhersagen treu geblieben“, freut sich Harry Kellner vom ADAC, der das Treffen organisiert hat. Motorradclubs zeigten Flagge, ebenso wie fast alle namhaften Motorradhersteller, aber auch Auf- und Umrüster. Geschicklichkeit und Einfühlungsvermögen mussten die Besucher in einem Motorrad-Fahrsimulator beweisen, der in zwei Bewegungsachsen die Fahrzustände realitätsnah übertrug.

Das etwas andere E-Bike und rasante Stunts

Es gab viel zu sehen. Ein Blickfang waren zweifelsohne die alten, aber sehr gepflegten Motorräder des Allgemeinen Motorradsportclubs Leonberg. Historische BMWs und Moto Guzzis mit ihren mächtigen Zweizylindermotoren standen neben den heute seltenen Beiwagengespannen. Der Tüv Süd hingegen präsentierte vielleicht die Zukunft der Bikes: ein Elektromotorrad mit 54 PS und einer Reichweite von immerhin 180 Kilometern.

Absoluter Publikumsmagnet waren wieder einmal die rasanten (Stunt-)Shows. Dass man ein Motorrad ohne Vordergabel und -rad bewegen kann, führte Kevin Funk in seiner Trial-Stuntshow eindrucksvoll vor. Dabei galt es, die Maschine nur mit dem Hinterrad auf Kurs zu halten. Ein Sprung auf die Ladefläche eines Pick-ups mit reichlich Nebelmaschineneinsatz krönte die Vorführung. Nicht weniger begeisterte die Motorrad-Stuntshow von Oliver Ronzheimer. Mit seiner schnellen Maschine auf dem Sattel stehend, auf Hinter- oder Vorderrad fahrend – begleitet von qualmenden Blitzstarts mit durchdrehendem Rad – erntete er viel Applaus. „Da hast du ordentlich Donuts auf die Straße gelegt“, kommentierte ein Sprecher die schwarzen Gummistreifen auf dem Asphalt.

Schon jetzt mehr tödliche Unfälle als 2015

Doch neben all dem Spaß ging es am Sonntag im Mahdental auch um Sicherheit. „Schnell kann jeder“, lautet die Devise von Fahrer Achim Steinmacher und Kommentator Jörg Höfle bei ihrer Fahrsicherheitsshow. Beide gaben Tipps zum richtig dosierten Bremsen und zum Langsamfahren, auch in immer enger werdenden Spiralen. „Dies erfordert viel Körperbeherrschung“, weiß Jörg Höfle.

Jeder dritte Tote ist jünger als 25

ADAC-Mann Harry Kellner kam dann auch auf das Thema tödliche Unfälle zu sprechen. Wie berichtet, kamen in den vergangenen Wochen auf der B 295 in Leonberg zwei Motorradfahrer ums Leben. „Bisher hatten wir mehr tödliche Motorradunfälle als im ganzen Jahr 2015“, erklärte Kellner. „Und jeder dritte Tote ist unter 25 Jahren.“ Oft seien die Ursachen Selbstüberschätzung, Unerfahrenheit und riskantes Fahren mit schnellen Maschinen. Oft könnten die Biker aber auch nichts dafür, etwa bei den tückischen Linksabbiegerunfällen mit Autos und Traktoren. Die meisten Unfälle passieren Harry Kellner zufolge abends ab 19 Uhr kurz vor der Haustür, wenn man erschöpft von einer längeren Tour zurückkehre.

Umso wichtiger sei es, dass die Biker geschützt sind. Auch passiv. „Ein Schräglagen-ABS erkennt Bremsfehler und korrigiert sie eigenständig“, erklärte Harry Kellner. „Dies sollte so schnell wie möglich Pflicht werden“, forderte er. Doch auch die passende, sichere Kleidung sei unerlässlich. Ohne die richtige Ausrüstung sollte niemand aufs Motorrad steigen. Neu auf dem Markt sind Airbagjacken. Sobald sich der Fahrer bei einem Sturz vom Motorrad trennt, wird ein Luftpolster in Millisekunden im Hals- und Nackenbereich aufgeblasen. „Das kann im Falle eines Unfalls Schlimmeres verhindern“, weiß Harry Kellner.

Info: Den Unfällen auf der Spur

Forschung
Seit dem Jahr 2014 ist die ADAC-Unfallforschung aus Landsberg am Lech mit einem speziell ausgerüsteten Fahrzeug deutschlandweit unterwegs. „Wir kommen, wenn Unfallschwerpunkte an uns herangetragen werden. Das sind Orte, an denen Motorradfahrer schwer verletzt wurden“, erklärt Thomas Unger, der Projektleiter Unfallforschung.

Technik Mit einem Laptop werden Daten und Karten verfasst, Checklisten abgearbeitet, die Unfallgeschehen in eine Datenbank eingegeben. Etwa, wenn Bäume vor einer Kreuzung die Sicht erschweren. Kameras im Auto und auf dem Dach bilden das Geschehen während des Fahrens ab. So wird eine realistische Sichtweise auf die Situation abgespeichert und später analysiert.

Schwerpunkte Zwölf Unfallschwerpunkte wurden bisher in Baden-Württemberg untersucht. Die Ergebnisse werden mit den Regionalclubs, der Polizei und den zuständigen Behörden diskutiert. Es habe bereits manche Verbesserungen gegeben, erklärt Thomas Unger von der ADAC-Unfallforschung. So ist etwa der Unterfahrschutz an Leitplanken nachgerüstet worden.