Wenn auf zwei Hügeln gleichzeitig gefeiert wird, gibt es viel zu erleben.

Leonberg - Plumps! Der 15 Kilo schwere Stein bohrt sich in den Boden. Besorgte Mütter schauen nach ihren Kindern. Auch der Chihuahua, der aufgeregt hin und her flitzt, sollte sich vorsehen. Ein Teil der Engelbergwiese ist Gefahrenzone.

 

Während auf der Bühne die Rockband But Stones die ersten Hits ihrer Idole spielt, fliegen nebenan schwere Gewichte durch die Luft. Die Stadtmeisterschaften im Steinstoßen sind der sportliche Teil des Festivals „Summer is magic“, das von der Fußballabteilung der TSG Leonberg veranstaltet wird.

Unter den kräftigen Männern und Frauen, die, manche aus Spaß, andere mit sportlichem Ehrgeiz, die schweren Klötze stemmen, ist auch Albert Kaspari. Was erstaunt, müsste der Vorsitzende des Obst-, Garten- und Weinbauvereins doch auf der Anhöhe im Westen der Stadt sein.

Denn dort, in der Feinau, steigt das Eltinger Wengerterfest. Und Kaspari ist der unermüdliche Organisator dieser Zusammenkunft, bei der die Gäste inmitten der Reben sitzen, ihr Viertele trinken und zum Beispiel Saumagen, Kutteln oder Feinau-Schaschlikspieß essen.

Doch nicht nur die Örtlichkeit des Wengerterfestes ist besonders. Auch das kulinarische Angebot unterscheidet sich wohltuend vom Fast-Food-Einerlei anderer Partys. In der Feinau kochen die Wengerter-Familien noch selbst. Da wird man satt, und es schmeckt wie daheim. Vorzüge, die immer mehr Menschen erkennen. Bei seiner 19. Auflage hat das Wengerterfest das Stadium eines Geheimtipps längst überschritten.

Der Höhenweg mit traumhaftem Blick über Wälder, Wiesen, die Stadt und die Autobahn ist das ganze Wochenende gut gefüllt. Hier geht es nicht nur um Trinken und Essen, sondern auch um sehen und gesehen werden. Das etwas altertümlich klingende Wengerterfest ist in – bei Menschen aller Altersklassen.

Trotz seiner Dauerbelastung hat Kaspari den Weg auf den anderen Berg gemacht. Ist doch die TSG-Party ein gleichermaßen beliebter wie generationenübergreifender Treffpunkt.

Die Ausrichter begreifen ihre parallel laufenden Feste nicht als Konkurrenzveranstaltungen. „Wer bei uns ist, kann am Sonntag und am Montag in die Feinau gehen“, sagt Hermann Soller, der gemeinsam mit Hans-Dieter Hommel seit Jahren „Summer is magic“ organisiert. Bühne besorgen, Bierbänke aufstellen, Verpflegung klarmachen, Bands anheuern: Das kostet Zeit, Nerven und Kraft.

Und so kokettieren die TSG-Urgesteine immer mal wieder mit dem bösen Satz „Wir hören auf“. Doch wer sie kennt, der weiß, dass es dem Hermann und dem Gonzo, wie Hommel im Verein genannt wird, arg schwerfallen wird, beim magischen Sommer nicht an vorderster Front dabei zu sein.

Doch nicht nur die beiden Chefs haben Stress. Am Gyros-Stand, den das griechische Team des Rutesheimer Gasthofs Ochsen mit buchstäblichem Feuereier betreibt, nehmen nicht nur die Temperaturen zu, sondern zudem die Zahl der Hungrigen.

Am Freitag, als die heimische Band Like a Boss für einen schönen Festauftakt sorgt, gibt’s um Mitternacht Extra-Gyros für eine Geburtstagsgesellschaft. Am Samstag sind um 22 Uhr nur noch Pommes da.

Ins Schwitzen kommen auch die Wengerter. Bei den heißen Temperaturen ist der Durst groß. Entsprechend gelöst ist die Stimmung. Sogar bei zwei Lokalhonoratioren, die sonst nicht so gut aufeinander zu sprechen sind. „Der wahre Grund, warum ich gekommen bin, ist meine Liebe zum OB“, gesteht Landrat Roland Bernhard. Bernhard Schuler lächelt das überraschende Bekenntnis tapfer weg.

Wengerterfest-Finale
Heute ab 16 Uhr, Feinau. Busse pendeln ab dem Leobad.