Die Bewohner des Seehauses bauen für Hasen und Hühner neue Ställe am Wald- und Tierkindergarten. Hier sollen die Kinder den Kreislauf der Natur kennenlernen. Auch Eltern packen mit an.

Leonberg - Wo leben Hennen in einer Villa und Hasen auf mehreren Etagen? Im neuen Stall beim Seehaus natürlich, lautete die Antwort bei der Einweihung des neuen, geräumigen Zuhauses für Hühner, Hasen, Ziegen und Schafe. Die rund 20 Kinder des Wald- und Tierkindergartens Seehaus, ihre Eltern und Erzieherinnen haben es jetzt offiziell in Betrieb genommen. Und in der gleichen Nacht noch durften die Ältesten, die nach den Ferien in die Schule kommen, auf dem mit Heu gefüllten Dachboden übernachten. Das ist Abenteuer pur und entsprechend aufgeregt waren die Kids auch.

 

Der Wald- und Tierkindergarten, dessen Domizil ein Bauwagen in der Nähe der Seehaus-Gebäude im Glemstal ist, betreut schon länger die Tiere, wie Sozialpädagogin Irmela Abrell vom Trägerverein Seehaus berichtet. Doch die Lieblinge der Kleinen waren in einem wenig geräumigen und dunklen Anbau untergebracht, wenn sie sich nicht gerade im Freien aufhielten. Schließlich durfte das Seehaus mehrere alte Schuppen abreißen und an deren Stelle die neue Tierbehausung errichten.

Seehaus-Bewohner packen mit an

Selbstredend haben die Seehaus-Bewohner zusammen mit einigen Eltern den neuen Stall selbst gebaut. Die jungen Männer, die dort im offenen Strafvollzug einen Beruf lernen, wissen, wie das geht. Die Schreiner- und Zimmermannsarbeiten, die Metallbeschläge für die Türen, die Garten- und Landschaftsarbeiten – all dies haben sie zusammen mit ihren Ausbildern selbst angefertigt und auf die Beine gestellt. Lediglich für die Elektroinstallationen wurde die Leonberger Firma Widmaier als Profi engagiert. Geplant und die Arbeiten überwacht hat Ingenieur und Schulleiter Daniel Abrell. Die Haug-Taxis-Stiftung und die Stadt Leonberg unterstützten den Seehaus-Verein bei der Finanzierung.

Die Jugendlichen sind es auch, die sich um die Tiere kümmern, wenn keine Kinder am Seehof sind, abends etwa und am Wochenende. Ansonsten ist der neue Stall aber das Revier der Kleinen. Die gehen ganz selbstverständlich mit den Tieren um. So streichelt der fünfjährige Luis am liebsten das Lämmle, „weil es so schön weich ist“, während Lottas Liebling die etwas störrische Ziege Paula ist. Und dass die Hühner auf der Stange schlafen und dabei nicht herunterfallen, wissen die Kinder natürlich.

Vom Ei zum Pfannkuchen

Auch andere Kinder sollen den Kontakt zu Tieren erleben können. Der Seehaus-Kindergarten bietet anderen Betreuungseinrichtungen an, zu Besuch zu kommen. „Wir wollen den Kreislauf der Natur aufzeigen“, erklärt Irmela Abrell. Das könne vom Füttern der Tiere über das Ei, das das Huhn legt, bis zum Backen eines Pfannkuchens reichen. Die Leiterin des Wald- und Tierkindergarten, Cornelia Elsäßer, bildet sich gerade in Bauernhofpädagogik weiter. „Das ist wichtig, um ein Netzwerk zu den Landwirten aufzubauen“, erklärt sie.

Damit es das Federvieh künftig noch besser hat, wird an den Stall ein Auslauf für die Hühner gebaut. Im nächsten Frühjahr soll eine große Weide angelegt werden, die eingezäunt ist und auf die die Kinder ihre Schafe und Ziegen ohne weite Wege bringen können. Denn das Versorgen der Tiere gehört zum täglichen Ritual des Wald- und Tierkindergartens.