Die Politik sieht bei der Breitbandversorgung noch ganz viel Luft nach oben. Die CDU in Leonberg startet eine Online-Umfrage bei den hiesigen Unternehmern. Eine Marktanalyse soll weiterhelfen.

Leonberg - Die CDU macht weiter Druck in Sachen Breitbandkabel. Nachdem der Stadtrat Oliver Zander bereits im vergangenen Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung die schnelle Datenautobahn als elementaren Bestandteil der heimischen Wirtschaftsförderung bezeichnet hatte, legt seine Fraktion nun nach.

 

Per Online-Umfrage sollen heimische Betriebe, Unternehmen und Selbstständige erklären, welche Bedürfnisse sie beim schnellen Internet haben. So erkundigen sich die Christdemokraten nach den Datenmengen, die die Betriebe üblicherweise verschicken oder empfangen. Sie wollen wissen, ob die bisherigen Übertragungswege ausreichend sind. Auch wird nach den Anbietern und der technischen Versorgungssituation in der Nachbarschaft gefragt.

Die Umfrage kann unter dem Link www.cdu-fraktion-leonberg.de/breitband im Netz abgerufen werden. Sie geht auch an die Mitglieder des Bundes der Selbstständigen (BdS) und wird über das Leonberg-Business-Network verbreitet.

„Bei der Breitband-Ausstattung leben wir hinterm Mond“

„Was die Breitband-Ausstattung betrifft, leben wir im Moment in Leonberg noch ziemlich hinter dem Mond“, erklärt CDU-Ratsmitglied Oliver Zander, der selbst als Prokurist in einem Unternehmen tätig ist, das große Datenmengen verarbeitet. „Und der Bedarf steigt von Jahr zur Jahr. Nicht umsonst hat die Kanzlerin in ihrer Ansprache zum 3. Oktober das Thema Breitbandanbindung zur nationale Aufgabe erklärt.“

Schon jetzt haben auf Bundesebene die Regierungspartner CDU und SPD in ihrer Koalitionsvereinbarung 50 Megabit als Standardgröße für Deutschland definiert.

In Leonberg selbst sieht die Lage eher mittelprächtig aus. „Die Kernstadt ist mit 30 Megabit recht gut ausgestattet“, erklärte der Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer jetzt im städtischen Finanzausschuss. Mit 35 Megabit liegt der Wert in Warmbronn sogar höher als im Zentrum. In den anderen Stadtteilen sieht die Lage nicht ganz so gut aus. In Höfingen und Gebersheim gibt es weniger als 25 Megabit, nicht jede Straße dort ist ans Kabelnetz angeschlossen.

Schweizer betont allerdings, dass bei Straßenbauarbeiten, etwa aktuell in der Grabenstraße, grundsätzlich Rohre verlegt werden, um Platz für das schnelle Glasfaserkabel zu haben.

Die Stadt muss selbst handeln

Letztlich ist den Kommunalpolitikern klar, dass die Stadt selbst handeln muss. „Wir brauchen eine Größenordnung unseres Bedarfs“, fordert daher der SPD-Fraktionsvize Ottmar Pfitzenmaier. Für eine entsprechende Untersuchung müsse auch im Haushalt Geld eingestellt werden. Birgit Widmaier von den Grünen sieht das ähnlich: „Eine gute Breitbandversorgung ist nicht nur für die Wirtschaft von Bedeutung. Mit einem attraktiven Angebot lassen sich auch zusätzliche Einwohner anlocken.“ Allerdings müssten die technischen Voraussetzungen von Fachleuten ermittelt werden.

Der Wirtschaftsförderer Schweizer hält drei Modelle für machbar: eine Kooperation zwischen der Stadt und einer Privatfirma. Auch die Stadtwerke könnten sich um das Thema kümmern. Oder aber es gibt eine interkommunale Zusammenarbeit, so wie sie jetzt im Kreistag diskutiert wurde (siehe Artikel links). Der Nachteil in Schweizers Augen: der Abstimmungsbedarf zwischen den beteiligten Gemeinden wäre sehr hoch.

Der OB will eine Strategie mit Fakten unterfüttert wissen: „Wir dürfen nicht vorschnell schießen“, warnt Bernhard Schuler. „Wir brauchen eine fundierte Marktanalyse.“ Die soll jetzt erstellt werden.