Hinter dem Spielplatz Niederhofen plant die Stadt eine weitere Flüchtlingsunterkunft. Das Gebiet direkt an der Glems ist überflutungsgefährdet, kritisieren mehrere Gemeinderäte und befürchten deshalb Zusatzkosten.

Leonberg - Eine Diskussion über den Standort für eine Flüchtlingsunterkunft? In Leonberg ist das schon lange nichts Neues mehr. Neu ist im Fall des geplanten Neubaus südlich des Niederhofen-Spielplatzes allenfalls der Grund. „Das ist Überschwemmungsgebiet. Jedes Jahr ist der Bereich überflutet“, sagte CDU-Stadtrat Wolfgang Röckle, als das Vorhaben im Planungsausschuss zur Sprache kommt.

 

An den Spielplatz neben der Riedstraße schließt sich nach Süden ein Bolzplatz an, dahinter befindet sich das betreffende Grundstück, welches direkt an die Glems grenzt. Angesichts der häufigen Hochwasser in den vergangenen Jahren waren die Stadträte daher äußerst skeptisch.

Überflutungsgebiete grenzen an

Da half es auch nicht, dass der Leiter des Planungsamtes, Peter Mauch, auf Hochwasserkarten verwies. Nach denen ist der Abschnitt, auf dem die Unterkunft gebaut werden soll, nicht hochwassergefährdet. Die Überflutungsgebiete sind auf den Karten dafür jeweils in angrenzenden Gebieten eingezeichnet.

Aber selbst wenn das anvisierte Areal von Hochwasser verschont bleiben sollte, so wird der Bau aufgrund der Lage ins Geld gehen. „Das wirkt, als hätte man sich den nassesten Fleck für die Unterkunft ausgesucht. Normalerweise hätte dort niemand Baugrund ausgewiesen. Das wird richtig teuer“, prophezeite Bernd Murschel von den Grünen. So werde allein die Erschließung mehr kosten als an anderer Stelle. „Und ohne Gebäudemodellierung wird man dort nicht glücklich“, sagte Murschel. „Das ist nasses Sumpfgebiet. Das wird auf jeden Fall mehr Aufwand“, pflichtete Jörg Langer (Freie Wähler) bei.

Damit die Flüchtlinge mit Glemsblick aber eben nicht in der Glems wohnen müssen, brachte die Stadtverwaltung eine „bauliche Abgrenzung“ ins Spiel. „Es ist klar, dass das Gelände nicht auf dem Niveau bleiben kann. Da muss mindestens ein Meter auf dem Niveau der Riedstraße angeglichen werden“, rechnete Wolfgang Schaal von den Freien Wählern vor.

Acht Wohnungen für 64 Menschen

Dennoch sprach sich am Ende eine deutliche Mehrheit dafür aus, den Bebauungsplan und den Flächennutzungsplan im Sinne einer neuen Unterkunft zu ändern. Wenn beide Vorhaben den Gemeinderat am 16. Dezember passiert haben, werden die Pläne öffentlich ausgelegt. Angedacht sind zwei Gebäude mit acht Wohnungen für bis zu 64 Personen, wie in Höfingen. Die Häuser könnten baugleich zu denen im nördlichen Stadtteil errichtet werden.

Oberbürgermeister Bernhard Schuler verwies auf die Dringlichkeit der Sache. „Ich war erst kürzlich zu einem Gespräch im Landratsamt. Dort kamen auch die Flüchtlingszahlen auf den Tisch, mit denen man rechnet“, berichtete Schuler und bemühte diesmal nicht das Damoklesschwert einer Turnhallen-Unterbringung als letzte Lösung.

„Es gibt viele Faktoren, die für den jetzt gefundenen Standort sprechen“, sagte der Baubürgermeister Klaus Brenner. So verfolge die Stadt einen dezentralen Ansatz, wenn es darum geht, Flüchtlinge und andere Wohnungslose unterzubringen. Dazu ist die Stadt verpflichtet.

Allerdings werde es angesichts steigender Flüchtlingszahlen und hoher Mietpreise immer schwieriger. So hatte die Verwaltung erst kürzlich mehrere Wohnhäuser angemietet, um kurzfristig Menschen unterbringen zu können.

Baustart: Frühjahr 2015

Im vergangenen Jahr hatte die Stadt in einem mehrstufigen Verfahren nach Flächen gesucht, um dort Flüchtlingsunterkünfte zu bauen. Diese sollten sich möglichst schon im Besitz der Stadt befinden und nicht zu nah bei anderen städtischen Unterkünften liegen. Auf der Prioritätenlist ganz oben landete Höfingen (neben der Strohgäuhalle). Darüber hatte es dort Diskussionen gegeben, aber auch viel Unterstützung. Das Vorhaben in dem Stadtteil steht kurz vor dem Baustart. So beriet der Ortschaftsrat in seiner Sitzung am Montagabend darüber, wer den Bauauftrag erhält. Abschließend entscheidet der Gemeinderat am 16. Dezember. Baustart soll im kommenden Frühjahr sein.

Eine weitere Fläche neben dem Sportplatz des TSV Eltingen schied wegen hoher Lärm- und Schadstoffemissionen aus. Zudem war das Gebiet zu weit weg von anderen Wohngebieten. Im Lohlenbachtäle, am Aldi-Kreisel, ist außerdem eine Containersiedlung mit kleinen Wohnungen für obdachlose Einzelpersonen geplant. Allerdings gibt es hier in der Umgebung bereits weitere Obdachlosenunterkünfte. Die Kosten für das Vorhaben sind wegen erhöhter Auflagen für Brand-, Hochwasser- und Lärmschutz in die Höhe geschnellt.