Dass die aktuelle Corona-Lage so schlecht ist, wie sie ist, hat viel mit uns selbst zu tun.

Leonberg - Die pessimistischen Befürchtungen, die in der vergangenen Woche an dieser Stelle formuliert wurden, scheinen sich zu bewahrheiten: Das öffentliche Leben ist im Würgegriff des Virus. Die Weihnachtsmärkte im Altkreis wurden schon Mitte November abgesagt, die professionell aufgezogenen Märkte in Ludwigsburg, Esslingen und Stuttgart vor einigen Tagen gestrichen. Das Pforzheimer Hüttendorf wurde gar im laufenden Betrieb gestoppt.

 

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Und jetzt beerdigt die Narrenzunft AHA die komplette Fasnet in Weil der Stadt. Das ist eine gravierende Entscheidung, kommen doch zum großen Umzug am Fasnetsonntag regelmäßig rund 50 000 Menschen. Das Spektakel, das die Weiler Narren abziehen, gilt als eines der besten in der Region.

Schon jetzt ist absehbar, dass es auch den Leonberger Pferdemarkt in den üblichen Dimensionen nicht geben wird. Ohnehin hatte sich die Stadt bemüht, die Zwangspause in diesem Jahr für eine inhaltliche Auffrischung zu nutzen. Dass die neuen Ideen im Februar umgesetzt werden, ist angesichts des nicht enden wollenden Anstiegs der Inzidenzen mehr als unrealistisch.

Die Konsequenzen müssen alle tragen

Dazu passt, dass das Landratsamt in Böblingen erwartet, dass an diesem Wochenende die Inzidenz-Marke von 500 an zwei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten wird. Das bedeutet, dass Nicht-Geimpfte dann zwischen 21 und 5 Uhr zuhause bleiben müssen und vom öffentlichen Leben faktisch ausgeschlossen sind. Nur Geschäfte der Grundversorgung, etwa Lebensmittelmärkte oder Apotheken, dürfen sie betreten. Die allermeisten von ihnen sind selber schuld, gewiss. Doch die Konsequenzen müssen alle tragen. Mit gravierenden Folgen.

Zwar ist der Verzicht auf einen Weihnachtsmarktbesuch oder die entgangene Freude beim Pferdemarkt und in der Fasnet bedauerlich, aber eben nicht existenziell. Doch jede ausgefallene Veranstaltung geht mit immensen Einnahmeverlusten für etliche Branchen einher. An jedem Grillstand oder Glühweinausschank hängen viele Arbeitsplätze, sei es bei Metzgern, Bäckern, in der Landwirtschaft und der Getränkeproduktion. Von den Einzelhändlern und Gastronomen, die nun zu recht um ihr Weihnachtsgeschäft bangen, ganz zu schweigen.

Droht wieder ein Lockdown?

Sollte ein neuerlicher Lockdown, auf den der scheidende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit düsteren Worten einstimmt, wirklich kommen, so wäre dies der Todesstoß für viele kleine und mittlere Betriebe, die, oft familiengeführt, den gesellschaftlichen Laden am Laufen halten. Milliardenschwere Giganten von Amazon bis Zalando können sich dafür die Hände reiben.

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Das Schlimme ist: Ein Großteil der Misere ist von Menschen gemacht. Das fängt bei Impfverweigerern und Verschwörungspropheten an und hört bei klimabewussten und politisch korrekten Familien auf, die mit dem Lastenrad unterwegs sind, aber jeden Tag drei Pakete bekommen. Nein, die Adventszeit 2021 fängt wirklich nicht gut an.