Für mehr als 500 000 Euro schafft Leonberg neue Hardware an, damit es auf den Straßen flüssiger vorangeht.

Leonberg - Die Technik, die sie hier haben, stammt aus den 90er-Jahren.“ Bernd Fischer findet deutliche Worte. Doch es geht nicht um die PC-Ausstattung an Schulen oder die Soundanlage in der Stadthalle. Die Rede ist vom Verkehrsrechner der Stadt Leonberg, der seit 1995 die Ampeln in der Kernstadt steuert. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Im Rahmen des Programms „Saubere Luft 2017 bis 2020“ des Bundesverkehrsministeriums hat die Stadt bereits im vergangenen Jahr 261 800 Euro für einen neuen Verkehrsrechner bewilligt bekommen. Das entspricht etwa 50 Prozent der Gesamtkosten für die reine Hardware. Die Software dazu schlägt noch mal mit etwa 200 000 Euro zu Buche.

 

Was muss der neue Rechner können?

Doch was muss dieser Rechner leisten können? Das hat der Verkehrsexperte Bernd Fischer vom Ingenieurbüro Brenner-Bernard erarbeitet und dem Gemeinderat vorgestellt. Und das hört sich schon eher nach dem Jahr 2019 an.

Nicht nur muss das alte Gerät ersetzt werden. Ziel der Stadt Leonberg ist es zudem, durch eine verbesserte Steuerung der Ampeln den Verkehr flüssiger zu machen. Zudem soll der neue Rechner mit der Verkehrsmanagementzentrale der Region Stuttgart und der Rechnerzentrale des Landes vernetzt werden. Wenn beispielsweise auf den Autobahnen Stau ist, dann sollen die Ampeln in Leonberg dank einer speziellen Programmierung auf einen Umleitungsmodus umschalten.

Verkehrsingenieur dringend gesucht

Die Steuerung des neuen Gerätes soll wesentlich einfacher ausfallen. „Es ist ein System, das den Betrieb der Signalanlagen überwacht und dann auch mal sagt, hier muss was gemacht werden“, fasst es Fischer zusammen. Denn der Rechner erfasst permanent, wo in Leonberg wie viele Fahrzeuge unterwegs sind. Möglich machen es sogenannte Induktionsschleifen an den Ampeln. Was fehlt, ist jedoch jemand, der den neuen Rechner auch zu bedienen weiß. „Die Leistungsanforderungen sehen einen Arbeitsplatz für einen Verkehrsingenieur vor. Im Personalplan, den wir im Januar verabschiedet haben, ist aber lediglich ein Verkehrsplaner vorgesehen“, kritisiert Dieter Maurmaier (FDP). Sein Antrag, eine entsprechende Stelle auszuschreiben, wurde einstimmig angenommen.

Ob das was bringt? Der Chef des Planungsamtes bremst den Enthusiasmus der Gemeinderäte. „Unsere Suche nach einem Verkehrsingenieur war bislang vergeblich“, sagt Norbert Geissel. Einen Verkehrsplaner suche die Stadt, weil ein Kollege bald in den Ruhestand gehe. „Vielleicht findet sich unter den Bewerbern ja jemand, der das Thema Verkehrsrechner von Anfang an begleiten will“, meint Geissel.

Grüne Ampel für Bus und Rettungswagen

Die neue Technik soll aber noch mehr möglich machen. So ist vorgesehen, dass Nahverkehrsbusse und Rettungswagen mit speziellen GPS-Geräten ausgestattet werden. Nähern sich die Fahrzeuge einer Ampel, soll diese für sie auf Grün umspringen. Der Bus hätte dann Vorfahrt vor dem restlichen Verkehr, der Rettungswagen gerate dann hoffentlich in weniger brenzlige Situationen an Kreuzungen. „Die SSB in Stuttgart praktizieren das schon und Busunternehmen, die in Böblingen fahren“, berichtet Fischer. Entsprechende Geräte und die nötige Software müsste die Stadt aber erst anschaffen und Busunternehmen und Rettungsdienst damit ausstatten.

Rainer Zachert (Neue Liste) befürchtet, dass die übrigen Anschaffungen inklusive Lizenzgebühren für Software-Programme noch mal genauso viel kosten, wie der Rechner an sich. Das Geld muss die Stadt aber nicht allein aufbringen. „Der Rechner ist Voraussetzung, dass wir am Programm regionale Mobilitätsplattform teilnehmen können. Ein Teil der Kosten wird dann darüber finanziert“, erklärt Stadtplaner Norbert Geissel.