Leonberger Volksfest Ein Schiff wird kommen!

Pferde sind beim Leonberger Pferdemarkt nicht mehr die alleinigen Stars. Foto: Archiv/Simon Granville

Eine nicht nur bierernst gemeinte Betrachtung der neuen Attraktion des Pferdemarktes von unserem Leonberger Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski

Leonberg: Thomas K. Slotwinski (slo)

Pferde fühlen sich gemeinhin mit festem Boden unter den Hufen wohl. Und so sind die Stätten, an den die edlen Vierbeiner zum Verkauf angeboten werden, eher an Land zu finden. In Leonberg ist dies seit langer Zeit der Marktplatz. Und weil der Pferdehandel so eine große Tradition hat, ist der Pferdemarkt mittlerweile das größte Fest der Stadt.

 

Doch Handel ist Wandel. Diese Weisheit gilt nicht nur für Kaufleute, sondern auch für die Organisatoren des Pferdemarktes im dritten Jahrtausend. Deshalb erhält der bis dato festlandbezogene Pferdemarkt anno 2024 endlich eine maritime Note: Ein Schiff wird kommen! Vielmehr ist es schon da, momentan noch zerlegt und in einem geheim gehaltenen Schuppen verborgen.

Wobei das Schiff bereits während der vergangenen Fastnacht in Bruchköbel jenseits von Hanau bestaunt werden konnte. Das ist zwar ein Stück von Leonberg weg. Aber zum Glück hat die Stadt an der rauschenden Glems einen kosmopolitischen Oberbürgermeister mit vielen Kontakten jenseits der Gemarkungsgrenzen. Dank solcher hat Martin Georg Cohn das Boot entdeckt, das nun dem Pferdemarkt-Festzug das Flair der großen weiten Welt geben soll.

Die MS Leonberg wird durch die Altstadtgassen gleiten, oder besser gesagt, rollen. MS Leonberg: Wer denkt da nicht gleich an die MS Deutschland, jenes Traumschiff, das das TV-Publikum schwelgen lässt? Nun sind auf der Deutschland die Kapitäne auch nicht mehr das, was sie mal waren; und Florian Silbereisen kann in Gestalt des Kapitän Parger dem weltmeereerfahren Kapitän Paulsen alias Siegfried Rauch in keinerlei Hinsicht das Wasser reichen.

MS Leonberg statt Titanic

Das Problem gibt es in Leonberg zum Glück nicht. Dort ist Käpt’n Cohn an Bord, intern KC genannt, der ein ganzes Rathaus und einen widerborstigen Gemeinderat durch schwerste See steuert. Da dürfte er mit einem Schiff beim Festumzug locker klar kommen. Zumal er so schlau war, den Ursprungsnamen, den die Issgemer Buben aus Hessen ihrem Werk gegeben hatten, zu ändern. Statt Titanic heißt das Schiff jetzt also Leonberg. Aber auch in Bruchköbel sollte der Name Titanic kein Hinweis auf den Zustand des Städtchens sein. Die närrischen Schiffsbauer wollten einfach die vier Schornsteine haben. Die hat eben nur die im Eismeer versunkene Titanic.

Alles gut also, selbst wenn die Schiffspassage in den neuen Heimathafen offenbar arg stressig war. Auf Landstraßen kommt man halt doch nicht so schnell voran. Aber angekommen ist angekommen, darum geht es ja.

Und jetzt hoffen wir, dass die freiwilligen Schiffsbauer, die in der Geheimwerft dem Kahn den letzten Schliff verleihen, ganze Arbeit leisten und viele Fotos von Leonbergern – nein, nicht den Hunden! – auf die Bullaugen kleben können. Denn das ist eine der Extras des Pferdemarkt-Boots: Es soll nicht nur Promis an Deck zeigen, sondern Porträts aus der Bürgerschaft. Nette Idee, die auch schon die Issgemer Jungs hatten.

Die übrigens, das muss gesagt werden, recht geschäftstüchtig sind. Stolze 11 000 Euro haben sie dem Kunden aus Schwaben abgehandelt. Wobei sich die Geschäftsbeziehung nach Hessen im kommenden Jahr auszahlen könnte: Der neue Wagen der Issgemer Buben zeigt einen Saloon – mit Goldmine. Den haben die Karnevalisten dem Leonberger Rathaus-Käpt’n schon angeboten. Für eine Goldmine kann man schon noch mal ein paar große Scheine hinblättern, wenn damit die Leonberger Finanzprobleme gelöst werden können. Aber Vorsicht: Vor Saloons gibt es immer mal wieder einen High Noon.

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