Leonbergs größtes Fest geht am Freitag los. Was hat das mit der fünften Jahreszeit zu tun? Eine launige Spurensuche.

Pferdemarkt: Wer mit dieser Begrifflichkeit nicht eng vertraut ist, dem mag das Ganze erst einmal sonderbar vorkommen. Ein Fest in einem der kältesten Monate des Jahres. Ein Fest, das als fünfte Jahreszeit bezeichnet wird, aber nicht Fasnet ist.

 

Aber wenn wir ehrlich sind, so ein bisschen hat der Leonberger Pferdemarkt schon mit jenen närrischen Umtrieben zu tun, die dann einige Tage später in Weil der Stadt in Reinkultur zu erleben sind. Denn jeck, wie es am Rhein heißt, sind die Leute auch hier. Zumindest bis Dienstag. Und dass Leonbergs größtes Fest ausgerechnet im Winter steigt, hat historische Gründe. Am 9. Februar 1684, als zum ersten Mal auf dem Marktplatz mit Vieh gehandelt wurde, waren die Zeiten schlecht. Heute würde man sagen, es war ein Instrument der Wirtschaftsförderung.

Mehr als 20 000 Gäste werden erwartet

Das ist der Pferdemarkt im Grunde auch jetzt noch, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Gerade die Wirtschaften profitieren davon, wenn am Wochenende die Stadt voll ist und am Dienstag mehr als 20 000 Menschen nach Leonberg kommen dürften, um am Vormittag einen echten Pferdehandel zu erleben, um über einen Krämermarkt zu bummeln, auf dem es Gemüsehobel, Küchenmesser oder Wunderreiniger gibt. Und natürlich um den Umzug zu bestaunen. Der beginnt um 14 Uhr, nicht um 14.11 Uhr. Auch so ein Unterschied zur Fasnet. Aber ansonsten könnte er durchaus als einer jener Züge durchgehen, die sich an Rosenmontagen durch die närrischen Städte schlängeln.

Also, es lohnt sich, am Dienstag, 14. Februar, in Leonberg zu sein. Doch nicht nur dann. Schon an diesem Freitag geht es ab. Und zwar so richtig. „Eddy & Friends“ rocken am Nachmittag auf dem Marktplatz. Zum Pferdemarkt, der gerne – noch so ein Superlativ – als Leonberger Nationalfeiertag bezeichnet wird, haben sich ein paar gestandene Jungs aus den hierzulande sehr beliebten Rockbands „Eddy & the News“ und „ Brown Sugar“ zusammengeschlossen.

Vorher, um 16 Uhr, wir wollen ja die geschichtlichen Ursprünge nicht vergessen, eröffnet ein Tambour die Festtage. Im historischen Gewand steckt Peter Höfer, ein in hiesigen Gestaden populärer Schauspieler, dem Rollen aus vergangenen Jahrhunderten sozusagen auf den Leib geschneidert sind.

Dann aber geht der Trubel so richtig los. In den Kneipen und Kellern der Altstadt gibt’s Musik, Speis und Trank. In der Steinturnhalle lassen es die partyerprobten SV-Handballer bei der Pferdemarkt-Warm-Up-Disco am Freitagabend gehörig krachen.

Auch in Eltingen wird gefeiert

Sogar in Eltingen, einst ein eigenständiges Bauerndorf, dessen Alteingesessene die Eingemeindung selbst nach 85 Jahren nicht so ganz verkraftet haben, wird Pferdemarkt gefeiert. Bei der Familie Illig gibt es zwar keinen Keller, aber eine Kelter. Die ist bis auf Montag komplett in eine Partyzone umfunktioniert. Die Gäste in der Hindenburgstraße wissen insbesondere die gute Küche der Hausherrin Elisabeth Illig zu schätzen.

An dieser Stelle müssen wir doch noch mal auf die Fasnet zu sprechen kommen. Am Sonntag wird um 11.11 Uhr das Alte Rathaus gestürmt. Das, einschließlich der Absetzung des Oberbürgermeisters, erledigen die Waldhexen, ein echte Narrenzunft. Auch das anschließende Guggenmusik-Treffen auf dem Marktplatz hat klar närrischen Charakter.

Sonntag haben die Geschäfte auf

Ein verkaufsoffener Sonntag, der um 13 Uhr in den Geschäften von der Altstadt bis nach Eltingen und im Leo-Center beginnt, ist hingegen an Fasnetsonntagen unüblich. Damit die Kundschaft sich dabei nicht zu sehr verausgabt, pendeln Busse quer durch die Stadt. Stärkungen flüssiger wie fester Art stehen in den meisten Geschäften bereit.

Auch dass am Samstag und am Sonntag im Johannes-Kepler-Gymnasium von 11 bis 18 Uhr Modelleisenbahnen zu bewundern sind, ist kein närrisches Attribut. Pferdemarkt only schließlich ist der Gespannwettbewerb sonntags im Reiterstadion. Jenes wird übrigens nur am Pferdemarkt genutzt. Was zeigt, dass dieses Fest doch einen ganz eigenen Charakter hat. Zum Glück!