Der Lese-Herbst kann kommen. Egal ob „BookTok“-Hype oder Britney Spears-Biografie. Wir verraten euch einige aktuelle Buch-Tipps für die kalte Jahreszeit.

Stadtkind: Laura Müller-Sixer (six)

Herbst bedeutet auch: Die Lese-Saison hat ganz offiziell begonnen. Endlich wieder Abtauchen, eintauchen – in andere Welten und Geschichten. Wir haben einige aktuelle BookTok und Goodreads-Empfehlungen, Newcomer:innen und Bestseller getestet und unsere Favoriten für euch aufgeschrieben. Mit dabei: tolle Debütromane, die langersehnte und viel diskutierte Britney Spears-Biografie sowie ein wiederentdeckter Roman, dessen Themen noch immer aktuell sind.

 

Cleopatra und Frankenstein – Coco Mellors

Ok, dieser Roman erinnert an einen Mix aus Sally Rooney-Büchern und Sex and the City in einer zumindest bemühten, feministischeren 2023-Version. Zur Handlung: Cleo, Mitte zwanzig, britische Kunststudentin, Feministin, chronisch pleite, und Frank, Mitte vierzig, Amerikaner, Inhaber einer Werbeagentur mit „Peter Pan-Syndrom“, treffen sich auf einer Silvesterparty – besser gesagt im Aufzug der Partylocation. Sie flirten, verlieben sich, heiraten und ihre Liebesgeschichte ist genauso stürmisch wie sich das anhört – ein einziger Rausch zwischen Fehltritten, Affären, Geheimnissen, Familiendramen, unverarbeiteten Traumata und enttäuschten Erwartungen.

Cleopatra und Frankenstein, Eichborn Verlag, 508 Seiten

Paradise Garden – Elena Fischer

Dieses Buch ist traurig-schön, aber ohne kitschig zu sein. Tod, Trauer, Vergebung, Identität, soziale Klassen; aber auch Mut. So viel Mut. Sehr verkürzt: Die Protagonistin verliert ihre alleinerziehende Mutter, ganz plötzlich. Sie ist noch ein Teenager und begibt sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater. Dabei entdeckt sie auch die Geheimnisse ihrer Mutter. Meine liebsten Stellen: Wenn sie ihre Gedanken im Notizbuch festhält. Fans von „22 Bahnen“ werden dieses Buch lieben.

Paradise Garden, Diogenes, 352 Seiten

Zeiten der Langeweile – Jennifer Becker

Ein Wort zu diesem Buch: Anxiety. Die Protagonistin löscht sich während Corona aus dem Internet und dieses Vorhaben nimmt ausufernde Formen an. Am Ende des Lesens verspürte ich das Bedürfnis, mich selbst zu googeln und hinterfragte jede digitale Entscheidung, die ich jemals getroffen habe.

Zeiten der Langeweile, Hanser Berlin, 240 Seiten

The Woman in Me – Britney Spears

In ihrem Buch „The Woman in Me“ schreibt Britney Spears über ihr bewegtes Leben und ihre Erlebnisse als Frau sowie Star in der Popmusik-Industrie. Zwischen misogynen Mechanismen, Ruhm, Ruin, Missbrauch, Mutterschaft und problematischen familiären Strukturen spielen vor allem die Beziehungen zu Justin Timberlake oder Kevin Federlein eine Rolle. Es ist die Biografie einer Frau, die sich die Freiheit erkämpft hat, endlich ihre eigene Geschichte zu erzählen – emotional, aber auch analytisch und trotz all der Ernsthaftigkeit mit Humor.

The Woman in Me, Penguin Verlag, 288 Seiten

Das leise Platzen unserer Träume – Eva Lohmann

„Das leise Platzen unserer Träume“ ist eine ganz kluge und komplexe non-cliché Ménage-à-trois-Story und liest sich etwas wie ein Arthouse Film. Ein Buch über die Anfänge in Enden, Frausein, Freund:innenschaft und Selbstbestimmung. Spannend auch, dass aus zwei Perspektiven geschrieben wird. Und trotz der knapp 200 Seiten fehlt mir nichts.

Das leise Platzen unserer Träume, Eisele Verlag, 224 Seiten

In deinem rechten Auge wohnt der Teufel – Olga Hohmann

„In deinem rechten Auge wohnt der Teufel“ ist ein sinnbildlicher Leitsatz, der die Protagonistin im Buch von Olga Hohmann begleitet. In dem erzählenden Essay begibt sich eine Frau in Berlin auf die Suche nach dem Ursprung ihrer Wut. Woher kommt all der Rauch und was bleibt, wenn der Rauch verflogen ist? Es ist ein mutiges Hineinblicken zwischen kleinen und großen seelischen Rissen eines Lebens mit explosiver, wörtlicher Kraft. „All dem feels.“

In deinem rechten Auge wohnt der Teufel, Korbinian Verlag, 240 Seiten

Breasts and Eggs – Mieko Kawakami

„Breasts and Eggs“ wurde mir vor einigen Wochen in meine Timeline gespült. Ursprünglich erschien der Roman von Mieko Kawakami bereits 2008. Die Geschichte ist jedoch nach wie vor aktuell: Sie erzählt von der dreißigjährige Natsuko, die nach Tokyo kam, um Schriftstellerin zu werden, ihrer älteren Schwester Makiko sowie der pubertierenden Nichte Midoriko. Es ist ein Buch über das Frausein in einer tabuisierten Gesellschaft, über Sexualität, Muttersein und die Fremdbestimmung weiblicher Körper.

Breasts and Eggs, Pan Macmillan, 432 Seiten