Die Uroma bricht aus Heslach aus, der Opa verkauft Kühlschränke in der Karibik: Patrick Bauer spricht über die schwäbische Familiengeschichte hinter seinem Roman-Debüt, das er in Stuttgart im White/Noise vorstellt.
05.12.2015 - 16:00 Uhr
Stuttgart – Sie waren Chefredakteur bei der Pop-Bibel Neon, Ihr erster Roman hat mit Popliteratur aber nichts zu tun. Wie kam es zu dem Stoff?
Den Stoff habe ich geerbt. Der Roman basiert auf der Geschichte meiner Familie. Ich wollte vieles davon schon lange aufschreiben. Irgendwann dachte ich: Vielleicht ist das nicht nur für meine Verwandten interessant.
Erzählen Sie uns Ihre Familiengeschichte!
Im Zentrum des Buchs steht die Geschichte meiner Großeltern: Mein Opa ging in den 1950er Jahren in die Karibik, nach Trinidad und Tobago. Er sollte dort für Bosch Kühlschränke verkaufen. Er lernte dort meine Oma kennen, die er später zurück nach Deutschland brachte. Beide haben sich also auf ein Abenteuer gemacht. Er aus der Nachkriegstristesse in die exotische Ferne. Und sie von einer Trauminsel in die schwäbische Provinz: nach Leonberg.
Auch Heslach spielt im Roman eine Rolle.
Ja, das Buch beginnt im Heslach der 1920er Jahre, wo die Mutter meines Opas ebenfalls versucht, auszubrechen, neue Wege zu gehen. Ein Wunsch, der sich wie ein roter Faden durch meine Familiengeschichte zieht. Davon handelt das Buch eigentlich.
Welchen Bezug haben Sie darüber hinaus zu Stuttgart und seiner Region?
Ich wurde in Stuttgart geboren. Als ich ein Jahr alt war, zogen meine Eltern mit mir nach Berlin. Die ganze Region bedeutet mir aber immer noch sehr viel, sie ist Heimat, ohne dass ich hier Zuhause bin.
Als Reporter für das Magazin der Süddeutschen bewegen Sie sich normalerweise auf der textlichen Kurzstrecke. Wie war es für Sie, einen Marathon zu schreiben?
Schreiben empfinde ich als etwas sehr Anstrengendes. Erst recht auf dieser Länge. Außerdem wurde mitten in der Entstehung des Buches unsere Tochter geboren und ich war nicht gerade ausgeschlafen. Aber ich bin sehr froh, dass ich mich auf diese Reise gemacht habe: ich habe unendlich viel gelernt, nicht nur über meine Familie, sondern auch über die Jahrzehnte, in denen das Buch spielt.
Patrick Bauer, Der Anfang am Ende der Welt, Rowohlt, 416 Seiten, Euro 14,99; Bauer stellt sein Buch am Mittwoch, 9. Dezember um 20 Uhr im White/Noise, Eberhardstraße 37 vor. Präsentiert wird das Ganze vom StZ-Stadtkind, moderiert wird die Lesung von Ingmar Volkmann.