Am Montag haben Aktivisten der Letzten Generation die B 27 in Stuttgart für rund eineinhalb Stunden blockiert. Nach einem Vorfall mit einem Rettungswagen im Juli hat dabei ein Pappschild viele Fragen aufgeworfen.

Das Publikum war zahlreich am Montagnachmittag. Vier Aktivisten der Gruppe Letzte Generation hatten sich auf der Charlottenstraße in der Stuttgarter Innenstadt festgeklebt, um mehr Klimaschutz zu fordern. Eineinhalb Stunden lang saßen sie da, bis die Feuerwehr das Gemisch aus Sekundenkleber und Sand gelöst hatte. Mit dabei auf der Straße zwischen zwei Aktivisten: ein Pappschild mit der Aufschrift „Rettungsgasse“.

 

Das hat nicht nur bei den Beobachtern vor Ort und Autofahrern im Stau für Verwirrung gesorgt. Auch mancher, der Fotos von der Aktion betrachtete, fragte sich, ob das ernst gemeint war oder womöglich ein makabrer Scherz, nachdem bundesweit mehrfach Rettungswagen bei Blockaden im Stau gestrandet waren.

Ironie aber sollte das Schild mitnichten signalisieren. „Das war ernst gemeint“, sagt Mischa Bareuther, einer der Sprecher der Gruppe, der das Schild meist in der Hand hielt. Man achte darauf, dass im Notfall Rettungsfahrzeuge zwischen den Aktivisten durchkämen. Die Abstände seien an einer Stelle bewusst so gewählt. Auf den ersten Blick sah das allerdings nicht so aus, die Polizei leitete den Verkehr auch zeitweise über den Gehweg und später komplett um. „Wenn es nötig wäre, würden wir uns so zur Seite drehen, dass ein Rettungswagen oder Feuerwehrauto durchpasst“, so Bareuther. Das Schild sollte also auf die entsprechende Stelle hinweisen.

Die Idee hat allerdings einen Haken. Selbst wenn die Lücke zwischen den Blockierern groß genug für Rettungsfahrzeuge sein sollte – sie müssten erst einmal bis dorthin kommen. Am 1. Juli war das nicht so. An jenem Samstag machten über 50 aus ganz Deutschland angereiste Aktivisten neun Straßen in Stuttgart dicht. Ein Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes fuhr im Bereich des Gebhard-Müller-Platzes in den Stau. Er steckte dort fast 50 Minuten fest. Die Leitstelle schickte aber ein anderes Fahrzeug zum Einsatzort in den Stuttgarter Süden, das nach wenigen Minuten dort ankam.

Rettungswagen im Stau

Diesen Vorfall hätte es so ohne die Blockade natürlich nicht gegeben – allerdings womöglich auch nicht, wenn die Autofahrer Platz für Einsatzfahrzeuge gelassen hätten. Eine Rettungsgasse ist laut Straßenverkehrsordnung innerorts jedoch nicht vorgeschrieben. Und der Rückstau bei Blockaden bildet sich oft binnen kürzester Zeit, weil den Aktivisten wenige Sekunden genügen, um auf die Straße zu treten und sich festzukleben.

Als direkte Reaktion auf diesen Vorfall will die Letzte Generation die jetzt angeblich vorhandene Rettungsgasse zwischen den Blockierern aber nicht gewertet wissen. „Wir machen das von Anfang an“, sagt Mischa Bareuther. Es liege nicht im Interesse der Aktivisten, Rettungsmaßnahmen zu behindern.