Im Jahr 1943, mitten im Krieg, haben die Katholiken ein Gelöbnis abgelegt. Das feiern sie immer Ende Oktober.

Weil der Stadt - Wenn Weil der Stadt vom Krieg verschont wird, wollen wir eine Marienstatue errichten“ – so das Gelöbnis. Warum jetzt im Weiler Augustiner-Kloster aber ein Marienbrunnen steht, erklärt Pfarrer Anton Gruber.

 
Anton Gruber Foto: Archiv
Pfarrer Gruber, warum haben die Weil der Städter Bürger im Jahr 1943 dieses Gelöbnis an Maria abgelegt?
Der damalige Bischof Joannes Baptista Sproll hat am 3. Oktober 1943, dem Rosenkranzfest, seine ganze Diözese Rottenburg unter den Schutz der Gottesmutter Maria gestellt. Sproll war ja von den Nazis verfolgt und musste ins Exil nach Krumbad in Bayerisch-Schwaben fliehen. In der dortigen Kapelle vollzog er die Marienweihe, hat also die Muttergottes um Hilfe gebeten, damit sie in der schlimmen Kriegszeit hilft. In der ganzen Diözese hat man sich da angeschlossen und Weil der Stadt hat dazu noch ein Gelöbnis draufgesattelt.
Welches?
Ja, das gab es damals nur in Weil der Stadt, dass man nicht nur die Weihe der Diözese an Maria mit vollzog, sondern auch das Gelöbnis ablegte: Wenn die Stadt vom Krieg verschont bleibt, würde man nach dem Krieg zum Dank eine Marienstele stiften. Das hat mein Vorgänger August Uhl so initiiert.
Weil der Stadt blieb vom Krieg verschont.
Nach dem Krieg haben sich die Weil der Städter natürlich wieder an ihr Gelöbnis erinnert. 1954 hat man sich aber gegen eine Stele entschieden, und stattdessen von dem Künstler Jokarl Huber einen Marienbrunnen entwerfen lassen. Der Brunnen steht bis heute im Innenhof des Augustinerklosters, unserem Pfarrhaus.
Seitdem erinnern die Gläubigen am Rosenkranzfest Ende Oktober daran.
Andernorts sind aus solchen Gelöbnissen große Passionsspiele entstanden, zu denen zum Teil tausende von Zuschauern kommen. Hier in Weil der Stadt sind wir leider nur noch eine Handvoll Gläubige, die zur Lichterprozession am Rosenkranzfest kommen – das ist für mich unverständlich, warum so eine Tradition abgebrochen ist. Aber die, die kommen, sind mit dem Fest wirklich fest verbunden. Das sind zum Beispiel ältere Weil der Städter, die sich noch gut ans Kriegsende 1945 erinnern – wie sie etwa Angst hatten, als die Franzosen hier eingerückt sind.
Was bedeutet die Lichterprozession heute?
Ich verstehe das heute als Friedensgebet. Wenn irgendwo in der Welt ein Krieg ausbricht, dann beten viele Menschen. Im Gegenzug müssen wir aber auch Dankeschön sagen, wenn es uns wieder gut geht. Diesen Gedanken möchte ich in Weil der Stadt wieder ein bisschen etablieren. Wir müssen fürs Alltägliche wieder dankbarer sein. Und um Frieden und Demokratie müssen wir uns kümmern, das ist nicht selbstverständlich.
Wie kommt das an?
Wir haben zum Teil richtige Fans, etwa in unseren Familiengottesdiensten, in denen wir dies thematisieren. Auch die ältere Bevölkerung geht richtig gern dorthin. Es geht ja nicht um Show, sondern es geht darum, zum Nachdenken anzuregen. Wir sind als Kirche Teil der Welt. Wir machen zwar keine Parteipolitik, aber wir weisen mit klaren Fakten darauf hin, was ist christlich, und was nicht. Es geht darum, den Menschen Werte mit auf den Weg zu geben.
Was erwartet die Besucher jetzt am Sonntag?
Bisher war dieser Gottesdienst am Rosenkranzfest immer eine klassische Rosenkranzandacht. Dieses Mal haben wir Inga Behrendt, eine Dozentin für Kirchenmusik eingeladen, die ich durch mein Amt als Dekanatskirchenmusikpräses kenne. Normalerweise gibt sie mit ihrer Choralschola Konzerte, aber mir ist es viel wichtiger, in der Kirche Gottesdienst zu feiern. Kirchenmusik ist ja nie als Konzert, sondern als Liturgie gedacht. Auch die Gemeinde wird einbezogen, es wird Gemeindelieder geben und unser emeritierter Weihbischof Johannes Kreidler wird geistliche Impulse geben.

Andacht