Seit einigen Wochen führt der Lindenbach kein Wasser mehr. Das Umweltamt ist aktiv.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Weilimdorf - Seit Anfang Juli schon läuft im Lindenbach durch die Nacht hinweg kein Wasser mehr, und nun fließt gar nichts mehr“, sagt Heinz Löffler. Das Bachbett, das auf seinem Grundstück und den Flächen der anderen Anwohner verläuft, ist völlig ausgetrocknet. Das hat zur Folge, dass die Lebewesen, die sich sonst im Bach tummeln, verenden – dazu gehören neben Fischen auch Steinkrebse, die vom Aussterben bedroht sind und deshalb unter Artenschutz stehen.

 

Löffler ist lange Strecken des Baches abgegangen: „Am Hasenbrünnele fließt das Wasser noch“, berichtet er. „Aber bis zu uns hinunter ins Lindental kommt das Wasser nicht.“ Löffler und seine Frau Hildegard meinen, die Ursache ausfindig gemacht zu haben: „Es sammelt sich so viel Altholz im Lindenbach an, das führt zu Stauungen.“ Das läge auch daran, dass die Sträucher und Bäume am Uferrand nie ordentlich zurückgeschnitten würden. „Wenn der Bewuchs zurückgeschnitten würde, könnten nicht so viele Äste im Bach landen. So ist kein sauberer Ablauf bis zum Lindenbachsee gewährleistet“, meint Löffler.

Das kann Lore Mauch, Abteilungsleiterin der Abteilung Immissionsschutz-, Abfallrechts-, Wasser- und Bodenschutzbehörde im Amt für Umweltschutz, nicht bestätigen. „Totholz und Ufergehölze sind natürliche Strukturbildner in Gewässern, die Lebensraum und Nahrungsangebot für im und am Gewässer lebende Organismen bieten. Abgestorbenes Holz sollte deshalb soweit wie möglich im Gewässer belassen werden.“ Bei einem Rückschnitt – der innerhalb der Vegetationsperiode von Frühjahr bis Herbst auch gar nicht erlaubt ist – würde sogar noch mehr Wasser aufgrund der geringeren Beschattung verdunsten.

Dass jemand illegal Wasser entnimmt, ist eine Möglichkeit

Das Amt für Umweltschutz kennt seit rund drei Wochen das Problem am Lindenbach. Der Träger der Gewässerunterhaltung, das Tiefbauamt, hat die untere Wasserbehörde informiert. „Fakt ist, dass der Lindenbach im Oberlauf seit geraumer Zeit auf längeren Abschnitten zeitweise trocken fällt, dann aber wieder Wasser führt, wenn auch in geringen Mengen“, sagt Mauch. Dies könne auf natürliche Ursachen zurückzuführen sein, wie die sommerliche Hitze. „Es ist aber auch nicht ganz auszuschließen, dass dem Bach derzeit Wasser durch Pumpen entnommen wird.“ Bereits 2004 hatte ein Gärtner illegal Wasser aus dem Lindenbach abgepumpt, um seine Pflanzen umsonst zu wässern, und wurde dafür zu einer Geldstrafe verurteilt.

Mitarbeiter kontrollieren derzeit täglich den Lindenbach, gibt Lore Mauch zur Auskunft, trotzdem konnte die Ursache des Trockenfalls bisher nicht geklärt werden. Anlieger seien bereits darauf angesprochen worden, Auffälligkeiten – wie etwa eine Wasserentnahme durch Pumpen – zu melden. „Die Stadt wird das Trockenfallen des Lindenbachs genau beobachten, um die Ursachen zu ergründen und den natürlichen Wasserhaushalt zu stabilisieren“, sichert Mauch zu.

Die Anwohner haben Angst vor Hochwasser

Das Altholz im Bachbett sorgt laut den Anwohnern für ein weiteres Problem: Sollte es Hochwasser geben, werden die Äste mitgeschwemmt, bis sie irgendwo hängen bleiben. Dort staut sich dann das Wasser – und überflutet das nächstgelegene Grundstück. Davon kann Gerda Futterknecht berichten. Ihr Grundstück liegt, wie das der Löfflers, direkt am Lindenbach. Vor zwei Jahren ist es komplett überflutet worden, als der Lindenbach Hochwasser führte. Dass das Wohnhaus unversehrt geblieben ist, hing nur damit zusammen, dass es höher liegt als der Garten – der hinterher ein Schlammfeld war. „Nicht nur der Unrat sollte entfernt werden, sondern der Bach muss auch ausgegraben werden“, meint Futterknecht. „Eine Räumung des Bachbettes ist aus gewässerökologischen Gründen nicht zulässig“, weiß jedoch Lore Mauch. Das Amt nimmt die Hochwassersorgen der Anwohner durchaus ernst: In diesem Fall wäre eine Entfernung des Totholzes – falls es den Abtrieb gefährdet – erforderlich. Zuständig für die Ausführung ist dabei das Tiefbauamt.

Gerda Futterknecht lebt seit mehr als sechzig Jahren am Lindenbach. „Gäste sagen: Toll, ihr habt einen eigenen Bach! Ich sage dann: Den hab ich schon oft verflucht“, erzählt sie. „Bei jedem Gewitter habe ich Angst und renne raus, um zu schauen, ob es Hochwasser gibt.“