Was liegt jenseits von Ortsbestimmungen wie dem Westen oder dem globalen Süden? Die neue Reihe „Windrose“ vermisst im Literaturhaus Stuttgart die politische und kulturelle Geografie neu.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Es ist nicht immer genau zu sagen, woher der Wind weht. Aber in einer Hinsicht scheinen die Richtungen klar. Da gibt es einmal den Westen und alles, was ihm antipodisch entgegensteht, quer dazu und doch in Teilen deckungsgleich den Norden versus den globalen Süden. Der Ukrainekrieg und die Auseinandersetzungen um die letzte Documenta haben die Haupteinzugsschneisen für die ideologische Navigation auf dem Weltmeer kultureller, politischer und ökonomischer Zugehörigkeiten scheinbar unverrückbar bestätigt. Aber ist alles nicht viel komplexer und standortabhängiger, als dass es sich auf so ein einfaches Schema übertragen ließe? Dieser Frage geht eine neue Reihe im Stuttgarter Literaturhaus nach. Und sie vertraut auf das eine Vielzahl von Zusammenhängen und Richtungen abbildende Orientierungselement der Windrose.