Die Autoindustrie steckt tief im Umbruch. Oliver Blume, Doppelchef von VW und Porsche, berichtet davon in einer Veranstaltung unserer Zeitung am 4. Oktober.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Seine Stellung als Chef von zwei Dax-Konzernen ist einmalig, sein Themenspektrum ist es auch: Man könnte mit Oliver Blume jederzeit über Ducati-Motorräder reden und über Scania-Lastwagen, über Fahrradleasing, Batteriefabriken oder die neueste Technik, CO2 aus der Luft zu saugen, und er müsste dafür kein einziges Mal das eigene Geschäftsfeld verlassen.

 

Dennoch ist klar: Wenn der 55 Jahre alte Manager, der seit einem Jahr neben dem Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche auch den Volkswagen-Konzern in Wolfsburg führt, am 4. Oktober vor Leserinnen und Lesern unserer Zeitung auftritt, steht im Mittelpunkt eine Kernfrage der deutschen Wirtschaft – die Zukunft des Autos.

Der elektrische GTI soll zum Symbol des Wandels werden

Die Berichte von der Internationalen Automobil-Ausstellung in München haben es in dieser Woche erneut verdeutlicht: Die Schlüsselindustrie Deutschlands mit der Region Stuttgart als hartem Kern steckt in der tiefgreifendsten Umwälzung ihrer Geschichte. Die großen Hersteller suchen nach einem Weg, die Erfolge der Verbrennungsmotoren-Ära in eine Welt der emissionsfreien Mobilität zu überführen. Dort aber sind bis auf Weiteres die Gewinne erheblich schmäler und die Konkurrenz deutlich größer. Dass VW der Studie eines neues Elektroautos den legendären Golf-Zusatz „GTI“ verpasste, darf durchaus als Symbol gedeutet werden, wie aus der Vergangenheit die Zuversicht für die Zukunft gezogen werden soll.

Die Chefredakteure moderieren die Veranstaltung

Die Chefredakteure Christoph Reisinger und Joachim Dorfs werden Oliver Blume bei der gemeinsamen Veranstaltung von Treffpunkt Foyer der Stuttgarter Nachrichten und ihrer Partnerverlage und „Stuttgarter Zeitung im Gespräch“ auf die neuralgischen Punkte ansprechen. Der gebürtige Braunschweiger hat sich zum Ziel gesetzt, den VW-Konzern in neue Renditesphären zu führen.

Während sich Volkswagen in früheren Jahren mit Toyota um den Titel des weltweit absatzstärksten Herstellers duellierte, stellt Blume den Ertrag in den Mittelpunkt. Er sagt: „Es geht uns nicht mehr darum, möglichst viele Autos zuzulassen, sondern höhere Renditen zu erzielen.“ Im Fokus stehe jetzt „wertschaffendes Wachstum statt bloßes Volumen“.

Auf dem Weg dorthin hat er den Konzernmarken – darunter Audi, Seat und Skoda – Hausaufgaben verordnet, die er als Chef bei Porsche schon erledigt hatte: Sich fit zu machen für die Börse, und sei es – anders als bei der Sportwagentochter in Stuttgart – auch nur in der Übung von „Virtual Equity Stories“. Die mithilfe externer Berater erstellten fiktiven Börsengeschichten sollten helfen, Klarheit in das Produktportfolio, die Strategie, die Finanzen und Effizienz der Konzerntöchter zu bringen.

Blume verordnet den Marken klare Renditeziele

Was Porsche an der Börse einen stattlichen Erfolg brachte (die Aktie stieg nach dem Debüt im vergangenen Herbst von 82,50 Euro zwischenzeitlich auf fast 119 und liegt derzeit bei etwas mehr als 100 Euro), schlägt sich bei den anderen Marken nun in klaren Renditezielen und knackigen Sparvorgaben nieder. Besonders unter Druck ist dabei die Marke VW selbst. Noch laufen vor allem die Elektromodelle nicht wie erhofft, und in China ist mittlerweile der lokale Konkurrent BYD am einstigen Marktführer vorbeigezogen.

Neben den wirtschaftlich brisanten Themen bietet aber auch die Person Blume Gesprächsstoff. Schon allein wegen des Lebenslaufs, der sich fast liest wie ein Roman. 30 Jahre lang führte sein Vater das Lebensmittelgeschäft Kaiser’s Kaffee in der Porsche-Straße in Wolfsburg, ganz in der Nähe der VW-Werkshallen. Von ihm habe er gelernt, sich einer Sache ganz zu verschreiben, sagt Oliver Blume. „Es kommt nicht darauf an, was du verdienst. Es ist viel wichtiger, dass du dich für das begeisterst, was du machst“, so schildert es Blume.

Blume hat sein ganzes Berufsleben in verschiedenen Firmen des VW-Konzerns verbracht. Der mächtige Aufsichtsrat Wolfgang Porsche schätzt ihn als teamfähigen Chef, der im Gegensatz zu Vorgänger Herbert Diess auch ein „zielstrebiger Umsetzer“ der definierten Strategien sei. Der Verdienst kommt dabei allerdings auch nicht zu kurz. 2022 hat Oliver Blume inklusive Boni 8,8 Millionen Euro erhalten. Pro verkauftem Auto der Volkswagen AG waren das rund 1,02 Euro.

Der Weg zur Veranstaltung mit Oliver Blume

Termin
Die Veranstaltung mit dem Titel „Welche Zukunft hat das Auto? – VW- und Porsche-Chef Oliver Blume im Gespräch“ findet am Mittwoch, 4. Oktober, 19 Uhr, in der Sparkassenakademie Baden-Württemberg statt (Pariser Platz 3 A, 70173 Stuttgart). Anmeldung
Interessierte Leserinnen und Leser können sich hier anmelden. Die Podiumsdiskussion ist exklusiv für Abonnentinnen und Abonnenten, zur Anmeldung wird die gültige Abonummer benötigt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

Fragen
Sie können den Moderatoren vorab Fragen schicken, die Sie an Oliver Blume haben. Die Mailadresse dafür lautet: chef@stzn.de.