An der Uni Hohenheim wurde mit 140 Testpersonen die Bewertung des TV-Duells analysiert. Fazit von Professor Frank Brettschneider: „Klarer Punktsieg für Steinbrück. Er hat seine Chance genutzt.“

Stuttgart - Bereits kurz nach 22 Uhr gibt Frank Brettschneider, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Universität in Stuttgart-Hohenheim, eine erste Prognose über Sieger und Verlierer des TV-Duells: „Peer Steinbrück mobilisierte wesentlich mehr unserer Testzuschauer – nicht nur diejenigen aus dem eigenen Lager, sondern auch bei unentschlossenen Wählern und sogar CDU-Anhängern.“ Fazit des Professors: „Klarer Punktsieg für Steinbrück. Er hat seine Chance genutzt.“

 

Dass er nur wenige Minuten nach Ende des Fernsehduells eine erste wissenschaftlich überprüfte Tendenz geben kann, liegt an einem Experiment, das an diesem Abend zeitgleich stattgefunden hat: Insgesamt 220 Testzuschauer – 140 an der Uni Hohenheim, 80 an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg – verfolgten das Fernsehereignis auf großen Leinwänden in den Hörsälen. Vor jedem Einzelnen: ein Drehregler. Mit diesem bewerten die Probanden die Politiker. Je mehr sie den Regler nach links drehen, desto mehr bedeutet das Zustimmung für Peer Steinbrück (SPD). Wer nach rechts dreht, stimmt Angela Merkels (CDU) Aussagen zu. Mit dieser Methode lässt sich jedoch nicht nur ein Gesamtsieger ausmachen. „Die Drehregler erfassen sekundengenau, welcher Diskutant von welchen Personengruppen wie bewertet wird“, sagt Brettschneider.

Besserer Einstieg

Die Übertragung des Signals erfolgt in einen Nebenraum der Universität Hohenheim. Während im Hintergrund das TV-Duell läuft, verlaufen im Vordergrund drei Linien: die rote steht für SPD-nahe Probanden, die blaue Linie für die CDU-Anhänger. Eine grüne Linie steht für die Zuschauer, die in einem Fragebogen vor dem Duell angegeben haben, zu keiner Partei zu neigen.

Bereits nach fünf Minuten erklärt Brettschneider: „Steinbrücks Einstieg war besser.“ Merkel hingen habe in den ersten Minuten kaum Unentschlossene von sich überzeugt, und auch das eigene Lager habe ihr nicht besonders groß zugestimmt. Nach den ersten 45 Minuten sieht Brettschneider den Kanzlerkandidaten der SPD klar vorne: „Er konnte bei der Euro-Krise bei allen Testzuschauern punkten, Merkel schaffte es bei diesem Thema nur bei ihren Anhängern.“ Überhaupt mobilisiere Merkel die CDU-nahen Probanden mit klassischen Aussagen, Steinbrücks Äußerungen erreichten die Zuschauer aus allen politischen Lagern.

Das Duell endet in den Augen des Testpublikums wie es begonnen hat: Steinbrücks Schlusswort überzeugt deutlich mehr als das der Kanzlerin. „Auch hier hat sie wieder eine Chance vergeben.“ Eine detailliertere Auswertung der Ergebnisse wird Brettschneider in der Woche nach der Wahl vorstellen, da die Probanden am Wahlwochenende ein weiteres Mal nach ihrer Wahlabsicht befragt werden.