Mit persönlichen Worten erinnert sich unsere Redaktionsleiter an das Verlagsgebäude in der Stuttgarter Straße. Jetzt sind Anzeigen und Redaktion in der Steinbeisstraße.

Leonberg. - Der Letzte macht das Licht aus. Dieses Sprichwort geht mir durch den Kopf, als ich am Mittwochabend gegen halb neun tatsächlich das Licht ausmache. Zum letzten Mal in den Redaktionsräumen in der Stuttgarter Straße in Leonberg. Mehr als 120 Jahre sind hier Nachrichten verarbeitet und zum Teil auch gedruckt worden.

 

Genau diese Aura war es, die mich von Anfang an faszinierte, als ich im Sommer 2006 zum ersten Mal das Gebäude der Leonberger Kreiszeitung betreten hatte. Ich kenne vier Verlagshäuser von innen. Doch der Sitz des Zeitungsverlags Leonberg hatte eine besondere Ausstrahlung: groß, und doch verschachtelt. Keller, in denen einst das Labor und die Druckmaschine waren. Büros mit Glaswänden, die ein wenig an jene in alten amerikanischen Filmen erinnern.

Das Wohnzimmer des Verlegers

Das beste aber war der Konferenzraum: Parkettboden, Stuckdecke, ein Erkerzimmer eröffnet den Blick in Richtung Stadtkirche. Solch ein anheimelndes Besprechungszimmer hatte ich noch nie gesehen. Das Ambiente war nicht für Konferenzen gemacht: Hier war das Wohnzimmer der Verlegerfamilie Reichert.

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Noch mehr beeindruckt hatte den Reingeschmeckten aus dem Rheinland damals der Gewölbekeller für gesellige Anlässe. Nun ist es nicht so, dass am größten deutschen Fluss nicht auch gerne gefeiert wird. Aber den Brauch, in den Tiefen die Gläser zu heben, den kannte ich so noch nicht.

Eltinger Wein und Bier vom Bahnhof

Noch größer aber war das Erstaunen, dass dieser Keller einmal im Jahr zum magischen Anziehungspunkt für Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung wurde. Stets im Vorfeld des Pferdemarktes lud der Verlag in den Zeitungskeller. An gleich zwei Abenden hintereinander war der Keller rappelvoll.

Büros sind in die Jahre gekommen

Die Räume und das Mobiliar waren in die Jahre gekommen und hatten so gar nichts mit den stylischen Bürolandschaften zu tun, mit denen sich so manches Unternehmen schmückt. In den vergangenen Jahren gewann das Thema Umzug immer mehr an Bedeutung. Mehrere Objekte hatte die Geschäftsführung im Auge, so richtig gepasst hatte keins. Doch vor einem Jahr war klar, dass die Ära in der Stuttgarter Straße zu Ende gehen wird. Ein komisches Gefühl, aber noch war es ja nicht so weit. Durch Corona war es in den Büros der Anzeigenabteilung und der Redaktion ohnehin schon recht leer geworden, eine schleichende Vorbereitung auf den immer näher rückenden Auszug.

Rund 200 Umzugskartons

Der wurde ganz konkret, als Christine Kollmann rund 200 Umzugskartons bestellte. Die Assistentin der Geschäftsführung hatte alles andere als einen ruhigen Jahresübergang, musste sie doch den räumlichen Wechsel eines kompletten Verlages organisieren – eine Herkulesaufgabe.

Hilfe für die Schützengilde Diana

Immer wenn ich abends etwas Zeit hatte, packte ich Kartons. Ein Wahnsinn, was sich im Lauf der Jahre so ansammelt. Dankbare Abnehmer für diverses Mobiliar waren die Aktiven der Schützengilde Diana Rutesheim, deren Vereinshaus vor knapp vier Jahren abgebrannt war und die sich nun Schritt für Schritt ein neues Domizil aufbauen.

Und dann der letzte Tag, eben jener Mittwoch, 9. Februar. Bei mir im Büro steht nur noch der Schreibtisch, alles andere ist schon abtransportiert. Der Blick fällt auf kahle Wände oder durchs Fenster auf die Baustelle der Kreissparkasse. Fast einem Vorboten gleich wurde ein paar Wochen zuvor das alte Direktionsgebäude abgerissen. Es macht einem Neubau Platz.

Ein letzte E-Mail

Noch eine E-Mail an die Kollegen, dass ich gleich nicht mehr auf Sendung bin. Ein paar Knopfdrücke, dann sind die vielen Jahren im ersten Stock in der Stuttgarter Straße Geschichte. „Wenn wir erst mal in den neuen Räumen sind, ist das Alte schnell vergessen“, muntert mich eine Kollegin auf, die noch länger im alten Verlagsgebäude gearbeitet hat. Sie hat recht. Dieser Text ist bereits in der neuen Redaktion verfasst worden. Es hat sich gut angefühlt.

Rund um den Umzug

Adresse
Das Team der Leonberger Kreiszeitung hat den Standort Stuttgarter Straße 7-9 geräumt und ist dort nicht mehr erreichbar. Wir sind jetzt im obersten Geschoss der Steinbeisstraße 4, das Gebäude hinter den Großmärkten in der Römerstraße.

Kontakt
Die Telefonnummern ändern sich nicht. Wegen technischer Probleme sind wir allerdings bis voraussichtlich Ende der kommenden Woche nur per E-Mail zu erreichen: service@leonberger-kreiszeitung.zgs.de; anzeigen@leonberger-kreiszeitung.zgs.de; redaktion@leonberger-kreiszeitung.zgs.de.