An der Lohäckerstraße nichts Neues. Erst im Herbst werde das Tiefbauamt die Planungen abgeschlossen haben, sagt Amtsleiter Ilmar Dück.

Möhringen - Ende des Jahres 2011 – so hieß es im Sommer 2011 – wollte das Tiefbauamt der Stadt Stuttgart Gespräche mit den Anliegern der Lohäckerstraße führen. Deren Anliegen ist es, eine verbindliche Regelung für den Geh- und Radweg entlang der Straße zwischen Möhringen und dem Fasanenhof zu finden. Der Geh- und Radweg führt nämlich über den Besitz der Anlieger. Der Grund für diese Lösung liegt 30 Jahre zurück. Als aus dem bestehenden landwirtschaftlichen Weg in den 70er-Jahren eine Verbindungsstraße wurde, musste nachträglich ein Weg für Fußgänger und Radfahrer gebaut werden. Dafür waren zusätzliche Flächen nötig. Deshalb hat die Stadt mit den Anliegern der Lohäckerstraße einen Pachtvertrag geschlossen. Bis zum Jahr 2009 war dieser Pachtvertrag unantastbar. Seitdem besteht er weiter, kann aber von beiden Seiten gekündigt werden.

 

Die Folge: im günstigsten Fall ein ramponierter Spiegel

Der Möhringer Landwirt Klaus Brodbeck, Anlieger der Lohäckerstraße, hatte zum ersten Mal im Sommer 2008 laut überlegt, den Pachtvertrag mit der Stadt so bald wie möglich aufzulösen. Zum einen kritisiert er, dass die Straße gefährlich sei, weil sie zu schmal sei. „Beide Fahrbahnspuren zusammen sind weniger als sechs Meter breit. Gerade jetzt im Frühling, wenn die Hecken austreiben, haben zwei größere Fahrzeuge kaum die Chance, aneinander vorbeizukommen.“ Die Folge: im günstigsten Fall – wie mehrmals im Monat geschehen – ein ramponierter Seitenspiegel. Im schlimmeren Falle ein Unfall. Zum anderen gebe es mehrere gefährliche Kurven, die bereits vor 30 Jahren hätten begradigt werden sollen. Deswegen dringen Brodbeck und sein Nachbar Helmut Günther, ebenfalls Landwirt, auf eine klare und langfristige Lösung.

Auf Nachfrage, ob sie Ende des vergangenen Jahres einen Anruf von der Stadt bekommen haben, reagiert Brodbeck nicht mehr nur wütend, sondern inzwischen auch ratlos. „Nichts dergleichen, bei mir hat niemand angerufen.“ Gleiches gilt auch für Günther. „Ich versuche es jedes Jahr aufs Neue, bei der Stadt das Thema voranzutreiben“, klagt Günther. Doch die Antwort sei immer unbefriedigend gewesen. Im Tiefbauamt heiße es immer, man warte auf Weisungen, erzählt Günther. „Dabei ist es doch so: Man sollte mit den Leuten sprechen, die am stärksten von einem Problem betroffen sind. Und nicht auf Weisungen von höherer Stelle warten.“

Bis Herbst soll es soweit sein

Bis Herbst soll es nun soweit sein, verspricht Ilmar Dück vom Tiefbauamt. „Bis dahin sollen die Planungen abgeschlossen sein. Dann können wir die Gespräche mit den Anliegern beginnen“, sagt er. „Wir wollen in eine langfristig vertraglich gesicherte Position kommen und wissen, dass wir den Anwohnern gegenüber eine Bringschuld haben“, sagt Dück. Er ergänzt:„Auch wir wollen das Thema vom Tisch haben.“ Der Grund für die Verzögerung der Planungsarbeit liege in der Überlastung des Tiefbauamtes. Und daran, dass der Ausbau der Straße nicht als prioritär eingestuft sei. Keine Partei hat bislang einen entsprechenden Antrag in den Gemeinderat eingebracht. Im Doppelhaushalt 2012/2013 sind keine Mittel für den Ausbau der Straße eingestellt. Das bedeutet, dass frühestens 2014 mit Bauarbeiten begonnen werden könnte – gesetzt den Fall, dass es im kommenden Doppelhaushalt dafür Geld gibt.

Die Stadt will die für den Ausbau der Straße nötigen Flächen von den Anliegern kaufen oder zumindest dauerhaft pachten. Das schließe nicht per se aus, dass Flächen auch getauscht werden. Dies wollen nämlich Brodbeck und Günther. „Wir Landwirte brauchen hofnahe Flächen“, sagt Brodbeck. Es bringe ihm als Gemüsebauer wenig, wenn ihm die Stadt Grundstücke in mehreren Kilometer Entfernung anbiete.

Wie groß der Flächenbedarf für den Ausbau sein wird, vermag Ilmar Dück vom Tiefbauamt noch nicht abzuschätzen. Derzeit geht er von einer minimalen Verbreiterung aus. „Es geht da vor allem um den Ausbau der kritischen Kurven.“ Obwohl er weiß, dass nach den Maßstäben eines Landwirtes wenige Dezimeter Verschiebung eine entscheidende Rolle spielen können.

Anwohner wollen in Planungen einbezogen werden

Deswegen dringen Brodbeck und Günther darauf, in die Planungen einbezogen zu werden. „Sonst wird etwas geplant, was an den Bedürfnissen der Anwohner vorbeigeht.“ Besonders für Günther sei dies wichtig. Liegen seine Parzellen doch auf beiden Seiten der Lohäckerstraße. Weil die Stadt die Straße nicht planfeststellen, sondern im bereits bestehenden Bauplan ausbauen will, fürchten die Anwohner nun, für die Umbauarbeiten zur Kasse gebeten zu werden. Auch wenn die Planungen noch nicht abgeschlossen sind – in diesem Punkt kann das Tiefbauamt bereits beruhigen: Die Kosten des Ausbaus zahlen nicht die Anlieger, sagt Ilmar Dück. „Das muss die Stadt aus eigenen Mitteln tragen.“

Den Geh- und Radweg werde man, so schätzt Dück, nicht stark verändern müssen. Anders sieht es mit der Fahrbahn aus. Sie ist unzureichend entwässert und muss vermutlich neu gemacht werden.