Im Gasthaus zum Uhlberg in Aichtal-Neuenhaus hängt das Hirschgeweih nicht an der Wand, der Hirsch liegt auf dem Teller. Im StZ-Lokaltermin geht es auch um die Frage, was ein traditionelles Wirtshaus auf dem Land heute ausmacht.
Stuttgart - Im Wirtshaus findet das Dorfleben statt, wo sich der Musikverein und die CDU-Ortsgruppe treffen, Hochzeiten gefeiert und Tote betrauert werden. So war das früher zumindest, bevor viele Wirtshäuser in kleinen Dörfern aufgegeben haben. Doch die gute Stube ist noch längst nicht tot, sie lebt vielerorts weiter. Entweder im traditionellen Stil oder optisch zeitgemäß aufgebrezelt. Diesen Weg geht das Gasthaus zum Uhlberg, am Rande des Schönbuchs gelegen. Ein Kachelofen ohne Biedermeier-Schnörkel, eine Tapete in Holzoptik: das Lokal ist ohne Muff auf schwäbische Gemütlichkeit getrimmt.
Das Gasthaus führt Heiko Laber gemeinsam mit seiner Frau. „Wir machen eine schwäbische Küche, ohne Convenience“, erzählt Heiko Laber. Frisch und bodenständig soll es sein, was zum Auftakt bei einer Flädlesuppe (3,90 Euro) überprüft wird. Doch, die Flädle sind selbst gemacht, die Brühe hätte etwas kräftiger gewürzt sein können. Noch aromatischer fällt die Rote Beete Suppe (4,50 Euro) aus – die deutliche Geschmacksnote des Gemüses wird durch eine feine Creme abgemildert, das passt.
Herzlicher Ton im Gasthaus
„Für die Einheimischen“ will Heiko Laber kochen, „aber auch Gäste aus dem Einzugsgebiet der Messe“ ansprechen. Das Gasthaus zum Uhlberg setzt bei den Hauptgerichten einen Schwerpunkt bei den Klassikern. Freunde vegetarischer Küche sind hier falsch. Es gibt Schnitzel und Rostbraten, Schweinelendchen und Sauerrahmbraten. Wir probieren zum einen die Schweinelendchen mit Spätzle und Herbstgemüse (16,90 Euro). Weder am Fleisch noch an der Konsistenz der Spätzle gibt es etwas auszusetzen, nur die Soße ist etwas flach geraten. Im Schönbuch bietet sich die Wahl eines Wildgerichts an, wir nehmen Hirsch-Edelgulasch (19,50 Euro), der in Wacholder und Zimt geschmort ist. Wobei der Wacholder deutlich stärker wahrnehmbar ist, als die weihnachtliche Zimt-Note. Das Gulasch ist gabelzart, die Serviettenknödel hätten saftiger sein dürfen – dazu gibt es klassisches Rotkraut.
Zum echten Dorf-Wirtshaus gehört auch ein herzlicher Ton. Den finden die Gäste an diesem Abend beim Service, der aufmerksam ist, ohne aufdringlich zu sein und eine solide Weinempfehlung für den Hirsch liefert: Der Mundelsheimer Rozenberg (3,90) ist ein Lemberger mit ziemlich dunklen Farbtönen – ein solider Begleiter zum Wild. Wer im Gasthaus zum Uhlberg etwas für den kleineren Hunger sucht, wird auf der Vesperkarte fündig: Dort stehen Wurstsalate, Kutteln und Bratwürste.
Wir beschließen den Drei-Gang-Ausflug in den Schönbuch mit einem Schokokuchen (5,50 Euro). Das Dessert ist ein süßer Volltreffer: außen fluffig, innen flüssig. Ein schöner Abschluss eines Abends, in dessen Verlauf die Küche einen handwerklich soliden Eindruck hinterlassen hat. So wie es bei einem Wirtshaus sein sollte.
Gasthaus zum UhlbergSchönaicher Straße 18 in Aichtal-Neuenhaus. Geöffnet von 11 bis 22 Uhr, samstags Ruhetag. Telefon: 07127/51 045.
Die Bewertung
Küche ***
Service ***
Ambiente ***
***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern
Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.