Jan Scheu hat unter anderem in Australien, England und zuletzt in Dubai gekocht, jetzt versucht er sich in Gäufelden mit einer „europäischen Küche“, die ein lokales Geschmäckle besitzt.

Gäufelden-Nebringen - Wo der Großraum Stuttgart endet und auf den Schwarzwald trifft, wo die Bauern im Spätsommer ihre Ernte einbringen und Traktoren wie Spielzeuge auf fernen Feldern fahren, liegt die Gemeinde Gäufelden-Nebringen. Unweit von Herrenberg steht ein Gebäude, das zuletzt als Wirtshaus diente und in dem das Geld mit dem Stammtisch verdient wurde. Doch seit diesem Sommer hat sich das Wirtshaus verwandelt.

 

Im Lokal hängen Schwarz-Weiß-Fotos, Lampen sind kunstvoll um Äste gewickelt, helle Farben dominieren und klare Linien. Ein Stuttgarter Designstudio hat das alte Wirtshaus entstaubt und mit einer Mischung aus Natur- und Stadtflair belebt. Der neue Chef in Scheu’s Restaurant ist erst 30 Jahre alt, aber bereits ein kulinarischer Globetrotter: Jan Scheu hat unter anderem in Australien, England und zuletzt in Dubai gekocht, jetzt versucht er sich in Gäufelden mit einer „europäischen Küche“, die ein lokales Geschmäckle besitzt.

Wir beginnen mit einem gemischten Sommersalat (4,50 Euro) mit Kirschtomaten und einem Joghurt-Kräuterdressing, das eine angenehme Säure besitzt. Die Kräuternote bleibt dabei im Hintergrund. Passend zur Jahreszeit wird der gebackene Ziegenkäse (9,50 Euro) von eingelegtem mediterranem Gemüse begleitet, das nicht zu ölig ist. Die raffinierte Kombination hätte noch mehr überzeugt, wenn der Ziegenkäse warm gewesen wäre.

Einige Klassiker sind immer auf der Karte

Jan Scheu, der in Konstanz aufgewachsen ist und sein Handwerk auf der Insel Mainau gelernt hat, kauft sein Gemüse beim örtlichen Gärtner und das Lamm auf der Schwäbischen Alb ein. Er setzt auch – aber nicht nur – auf Regionales. Einige Gerichte behält er dauerhaft auf der Karte, bei anderen wechselt er regelmäßig.

Zu den Klassikern zählt der Rostbraten mit Spätzle (19,50 Euro). Beim Referenzgericht schwäbischer Hausmannskost überzeugt das Fleisch (zart, rosa), während die Röstzwiebeln etwas dunkel geraten sind und daher eine leichte Bitternote besitzen. Bei den Spätzle fehlt Salz. Außerdem probieren wir das Wolfsbarschfilet mit Gemüse Nicoise (21,50 Euro). Der Fisch hat ein festes Fleisch, er ist auf der Haut gebraten, sein Geschmack ist fein und nicht zu aufdringlich – das Gemüse hat die richtige Bissfestigkeit und ist ein passender sommerlicher Begleiter zum Fisch.

Die Gäste haben die Auswahl zwischen Restaurant, Wintergarten und Biergarten. Das Serviceteam ist an diesem Abend aufmerksam und freundlich, in Scheu’s Restaurant herrscht eine ungezwungene Atmosphäre. Der Abend wird vom Dessert abgerundet, einem Schokoladenfondant mit Kirschsorbet (6,50 Euro). Heißes und Kaltes, Süßes und eine leichte Säure ergänzen sich bei diesem Nachtisch, bei dem der Abend gut ausklingt – solange man nicht über die Kalorien nachdenkt.

Scheu’s Restaurant
Bahnhofstraße 6, Gäufelden-Nebringen. Telefon: 07032/ 91 96 327. Geöffnet mittwochs bis freitags ab 16 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 11.30 Uhr an. Mehr im Netz: www.scheus.de

Die Bewertung

Küche: ***

Service: ***

Ambiente: ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut,**= Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.