Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL ist vorbei. Es muss jedoch bis in die Abendstunden mit Einschränkungen gerechnet werden. In Stuttgart werden die S-Bahnen den ganzen Tag nur im Halbstundentakt statt wie gewohnt alle 15 Minuten fahren.

Stuttgart - Der neunstündige Streik der Lokführergewerkschaft GDL ist seit 6 Uhr vorbei. Am Stuttgarter Hauptbahnhof ging es am frühen Mittwochmorgen ruhig zu. Nur einige wenige Fahrgäste haben den Infopoint aufgesucht. Zahlreiche Bahnmitarbeiter waren vor Ort, um die Bahnreisenden zu informieren.

 

Die Auswirkungen des Streiks können allerdings bis in den Mittwochabend spürbar sein, so die Bahn. Die Fahrgäste müssen sich insbesondere in der Region Stuttgart auf Einschränkungen vorbereiten.„Ab morgen früh läuft es bei uns wieder ganz normal“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.

Bei den S-Bahnen im Raum Stuttgart kam es vormittags zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen. Den gesamten Mittwoch werden die S-Bahnen im Halbstundentakt fahren, anstatt alle 15 Minuten. Allerdings fahre man soweit möglich mit Langzügen, also mit drei Zügen pro Gespann, um die ausgefallenen Bahnen zu kompensieren. Im Normalfall seien es nur zwei Züge, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Mittwochmorgen.

Die S-Bahn-Linie S60 verkehrt nur zwischen Böblingen und Renningen. Die Bahn hat weiterhin die kostenlose Telefonnummer 08000/99 66 33 geschaltet, unter der Reisende Informationen erhalten. Auch über den Livefahrplan der Bahn im Internet können sich Reisende zum Stand der Dinge erkundigen. Auch im Regionalverkehr werden die Auswirkungen des Streiks bis in den Mittag zu spüren sein, so der Sprecher weiter. Ausfälle im Fernverkehr würden sich dagegen noch mindestens bis in die Mittagsstunden auswirken.

Die Lokführergewerkschaft GDL hatte am Dienstagmorgen ihre Mitglieder zum Streik aufgerufen. In Stuttgart hatte der Streik am Abend vor allem die Wasenbesucher getroffen. Doch das große Bahnchaos blieb sowohl am Hauptbahnhof Stuttgart als auch am Bahnhof Bad Cannstatt, der um 21 Uhr gesperrt worden war, aus. "Die Reisenden hatten sich darauf eingestellt", so der Bahnsprecher weiter. Insgesamt könne man mit dem Verlauf zufrieden sein.

Auch laut Bundespolizei sei alles ruhig verlaufen.„Die Nacht ist sehr friedlich und übersichtlich abgelaufen. In allen unseren Zuständigkeitsbereichen war es sehr ruhig“, sagt Jonas Große, Sprecher der Bundespolizei. Der Bahnhof in Bad Cannstatt wurde gegen halb zehn Uhr abends ohne Probleme gesperrt. „Das hat sehr gut funktioniert.“ Der Tunnel zu den Gleisen wurde nachts gegen halb eins wieder freigegeben. Viele Wasen-Gäste hätten offensichtlich von dem Streik gewusst. Die Wenigen, die nicht Bescheid wussten, hätten auf die Sperrung des Bahnhofs mit Verständnis reagiert.

Enttäuscht haben sich am Mittwochmorgen die Taxifahrer am Hauptbahnhof Stuttgart gezeigt. "Die Kollegen in der Nachtschicht haben nicht mehr Umsatz gemacht als in einer normalen Wasennacht", so ein Taxifahrer. Und auch am frühen Morgen seien es nicht mehr Fahrgäste gewesen. "Die Zeit des Streiks war so gewählt, dass kaum ein Pendler betroffen war", so der Taxifahrer, "zumal die Stadtbahnen ja fahren."

Aus Sicht der Lokführergewerkschaft GDL war der Streik ein Erfolg. "Die Streikbeteiligung war aus unserer Sicht hervorragend und beeindruckend. Dass wir damit auch ein paar Reisende getroffen haben, tut uns leid, war aber nicht zu vermeiden", sagte ein Sprecher. Wie viele Zugverbindungen ab 21.00 Uhr betroffen waren, konnten zunächst weder die GDL noch die Deutsche Bahn sagen. Betroffen waren der Fern- und Regionalverkehr ebenso wie Güterzüge und S-Bahnen. Mit dem Streik will die GDL ihre Forderungen nach mehr Einkommen und besseren Arbeitsbedingungen durchsetzen.

Konkret fordert die Gewerkschaft fünf Prozent mehr Geld sowie eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. Die Verhandlungen scheitern seit Wochen daran, dass die GDL auch für das übrige Zugpersonal verhandeln will, beispielsweise für Zugbegleiter und Speisewagen-Mitarbeiter. Auch diese Mitarbeiter waren zum Streik aufgerufen.

Die Bahn hatte in der vergangenen Woche ein neues Angebot vorgelegt, um die Streiks noch abzuwenden. In der vergangenen Woche hatte die Bahn ein neues Angebot gemacht, um Streiks noch abzuwenden. Demnach sollten die Verhandlungen ruhen, bis die Bundesregierung das geplante Gesetz zur Tarifeinheit auf den Weg gebracht hat. Bis dahin sollten die Lokführer zwei Prozent mehr Geld erhalten. In einem Brief Weselskys an die Arbeitgeber vom Montag hieß es dazu: „Übersetzt heißt das: 'Nehmt die Brosamen des Arbeitgebers, bevor euch die Regierung mit einem Gesetz zur Tarifeinheit endgültig den Garaus macht!'“.