Trotz Insolvenz laufen die Geschäfte in der Schlossmanufaktur wie bisher. Sie hofft, sich zum Weihnachtsgeschäft bei den Kunden wieder in Erinnerung bringen zu können. Und gleichzeitig gehen die Verhandlungen mit den potenziellen Käufern weiter.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Bei jedem Besuch in Ludwigsburg lernt Stephan Rüdlin ein bisschen dazu. Er nennt das „Learning by doing“ und sagt, dass das den Reiz seines Berufs ausmache. Rüdlin ist Insolvenzverwalter. Keine Tätigkeit, die bei den Menschen, mit denen er zu tun hat, spontane Sympathiebekundungen auslöst. Seit fast einem Dreivierteljahr lernt er die Welt des feinen und teuren Porzellans und ihre Gesetze kennen. Vielleicht wirken Stephan Rüdlin, die beiden Porzellanmaler Harald Schweizer und Sabine Meyer sowie Walburga von Schierholz aus dem Museumsshop mit ihren drei Kolleginnen deshalb wie eine eingespielte kleine, schon immer so geplante Firma.

 

Es ist bereits die zweite Insolvenz innerhalb von sechs Jahren für die Porzellanmanufaktur. Wieder läuft die Suche nach einem Käufer. Genauer gesagt: Rüdlin sucht. Er tut das noch immer, obwohl er mal gehofft hat, ein möglicher Käufer würde sich das Weihnachtsgeschäft nicht entgehen lassen wollen und vorher einen Kaufvertrag unterschreiben. Aber die Verhandlungen mit den verbliebenen zwei Interessenten ziehen sich. Und so managt Rüdlin das Weihnachtsgeschäft eben selbst. Zusammen mit dem Mitarbeiterstamm, der seit der drastischen Personalreduzierung im Jahr 2010 mit sechs Personen überschaubar klein ist. Damals waren es noch 20.

Manufaktur hofft auf die Weihnachtsmarktbesucher

Die Weihnachtszeit biete die Chance, „die Kunden daran zu erinnern, dass es uns noch gibt“, sagt Rüdlin. Er ist Realist und weiß, dass darunter auch welche sind, die eher auf die heruntergesetzten Ausverkaufsangebote warten und die keine regelmäßigen Einkäufer werden. Aber er hofft, dass mit dem Beginn der Adventszeit nun endlich die Durststrecke vorbei ist, die mit dem Ende der Kürbisausstellung im Blühenden Barock und dem damit einhergehenden Rückgang der Besucherzahlen begann. Der Rechtsanwalt setzt auch auf Touristen, die zu Käufern werden. Denn jetzt halten die Busse mit den Weihnachtsmarktbesuchern wieder fast vor der Tür im Hof des Schlosses. Im Grunde stehen die Besucher dann schon fast im Verkaufsraum.

Dort ist jetzt Porzellan in weihnachtlichem Dekor aufgebaut – Glocken mit einer in Pastelltönen gemalten Eisprinzessin oder Teller mit Weihnachtssternmotiven. Die Ware ist nicht gerade preisgünstig. 275 Euro kostet eine Tasse in Empire-Form. Das muss man sich leisten können und wollen. Und doch gibt es Kunden, die von weither kommen, um ein Teil für ihre Sammlung zu kaufen. Walburga von Schierholz kennt zwar nicht alle 2000 Namen aus der Kundenkartei. Aber wenn ihr die Menschen zu den Namen gegenüberstehen, weiß sie genau, welche Stücke sie in den letzten Jahren gekauft haben.