Die Ludwigsburger Wohnungsbaugesellschaft will in Sonnenberg mehr günstigen Wohnraum schaffen. Doch das Projekt ist umstritten – vor allem wegen der Höhe der geplanten Wohnblocks.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Plan klingt logisch, sinnvoll, einleuchtend – und dennoch werden die Stadtverwaltung und die Ludwigsburger Wohnbaugesellschaft (WBL) noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, wenn sie die Mehrheit des Gemeinderats auf ihre Seite ziehen wollen. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses sind die Entwürfe zur Bebauung des Gebiets Sonnenberg Süd-West jedenfalls auf erheblichen Widerstand gestoßen. So erheblich, dass auf die Abstimmung verzichtet wurde. Die WBL muss nacharbeiten.

 

Galt Sonnenberg lange als Problembezirk, hat sich dieser mittlerweile zumindest stellenweise zu einer guten Wohnlage entwickelt. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche neue Wohnungen entstanden, die Neuordnung orientiert sich an einem sogenannten Stadtentwicklungsplan. Dieser soll gewährleisten, dass ein „vielfältiges Angebot für alle Bevölkerungsgruppen im Miet- und Eigentumssegment“ entsteht.

Das Areal Süd-West an der Markungsgrenze zu Kornwestheim gehört der WBL und soll den Abschluss dieser Neuordnung bilden. Noch stehen dort zwei große Wohnblocks mit ehemaligen Offizierswohnungen, die jedoch bald abgerissen und 2015 durch moderne Gebäude ersetzt werden sollen.

CDU und Freie Wähler laufen Sturm gegen das Projekt

Jetzt steht der Zeitplan wieder infrage. Vor allem die Freien Wähler und die CDU laufen Sturm gegen das Projekt. Die geplanten drei- bis viergeschossigen Reihenhäuser seien zu hoch, zu massiv und die gesamte Bebauung zu dicht, kritisieren sie. Die Wohnblocks würden den Charakter des gesamten Gebiets verändern und den Wert der Nachbarhäuser schmälern, weil diese quasi erdrückt würden. „Überraschend heftig“ sei die Kritik im Ausschuss gewesen, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk. Das Vorhaben sei in dieser Form offenbar „so noch nicht entscheidungsreif“.

Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die WBL die Entwürfe zuletzt noch einmal kräftig aufgepumpt hat. In sechs neuen Reihenhäusern sollen nun 63 Wohneinheiten entstehen, 42 mehr als ursprünglich vorgesehen. Die Ausmaße der Gebäude sind entsprechend gewachsen. Doch Andreas Veit sagt, er könne die „Aufregung nicht nachvollziehen“. Der WBL-Chef argumentiert mit dem Ergebnis einer kontrovers geführten Debatte, nach der sich der Gemeinderat 2013 zu einer Wohnbaulandoffensive durchgerungen hat, die unter anderem gewährleisten soll, dass in Baugebieten wieder mehr bezahlbare Mietwohnungen entstehen. „Genau diese Entscheidung setzen wir jetzt um“, sagt Veit.

Die Stadt will mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen

Tatsächlich sollen von den 63 neuen Wohneinheiten am Sonnenberg 44 als Mietwohnungen genutzt werden, ein kleiner Teil davon auch als Sozialwohnungen. Den größeren Teil wird die WBL in ihr Fair-Wohnen-Model integrieren, das den Bewohnern ebenfalls vergleichsweise günstige Mieten bietet. Vor diesem Hintergrund kontert Veit den von einzelnen Stadträten erhobenen Vorwurf, die WBL sei zu sehr auf ihre Rendite fixiert. „Unsere Aufgabe ist nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum – und den brauchen wir in Ludwigsburg dringend.“

Nach der Sommerpause will Ilk mit dem Thema zurück in den Ausschuss, bis dahin bleiben der Stadt und der WBL Zeit, die Entwürfe anzupassen. Der Bürgermeister hat angekündigt, dass man „alle Anregungen aufnehmen und prüfen“ werde. In einzelnen Bereichen, etwa was die Höhe der Häuser angehe, seien sicher Anpassungen denkbar, aber das Gesamtvorhaben stehe nicht zur Disposition. „Wir fühlen uns als Stadt für die Menschen verantwortlich, die sich hier momentan kaum eine Wohnung leisten können“, sagt Ilk.