Zwei Schülerinnen des Otto-Hahn-Gymnasiums gewinnen bei einem Wettbewerb des Innenministeriums eine Reise in die Slowakei.

Ludwigsburg - Vor einem Jahr hatten Laura Bommer und Meike Pflugfelder noch nie etwas von der „Samtenen Revolution“ gehört. So bezeichnet man den gewaltfreien Systemwechsel der Tschechoslowakei vom Sozialismus zur Demokratie Ende des Jahres 1989. Die beiden Schülerinnen der elften Klasse des Ludwigsburger Otto-Hahn-Gymnasiums haben an einem Schülerwettbewerb des baden-württembergischen Innenministeriums teilgenommen und für ihre Aufsätze über die Slowakei eine einwöchige Studienreise in das Land gewonnen. Diesen Freitag ist die Preisverleihung in Stuttgart, tags darauf geht es mit weiteren 18 Schülern im Bus los, erst nach Linz, dann nach Bratislava und in weitere slowakische Städte.

 

„Man beschäftigt sich viel zu wenig mit den Ländern des ehemaligen Ostblocks“, sagt Meike. Da sei die Aufgabe von ihrer Gemeinschaftskundelehrerin Simone Hecker eine Abwechslung gewesen. Die forderte von ihren Schülern eine zehn Seiten lange Hausarbeit über ein osteuropäisches Thema. Entweder über die „Samtene Revolution“ 1989 oder über die Stellung der Roma-Minderheit in der Slowakei. „Die beiden haben sehr selbstständig gearbeitet“, lobt Hecker. An der Universität werde wissenschaftliches Arbeiten erwartet. So ein Projekt bereite die Schüler darauf vor.

Definitionen, Quellenverzeichnis: alles wissenschaftlich

Laura hat die „Samtene Revolution“ mit Mauerfall und Wende in Deutschland verglichen. Bei Fragen stand ihnen Hecker immer zur Seite, „aber das meiste haben wir allein in unserer Freizeit gemacht“, sagt Laura. Informationen bekam sie zuerst im Internet und dann in der Ludwigsburger Stadtbibliothek. Meike ist sogar nach Stuttgart gefahren. Sie hat über die Roma geschrieben, mit Definitionen und Quellenverzeichnis, alles schön wissenschaftlich. Ihre Erkenntnis aus ihrer Arbeit: „Wenn die Slowaken den Roma nicht mit Respekt begegnen, wird deren Integration schwer.“ Sie freut sich schon auf die Reise. Die beiden 17-Jährigen waren noch nie dort.

Anfang des Schuljahrs wurden die Themen verteilt, Abgabe war vor den Weihnachtsferien. Die besten Aufsätze, die wie eine Klausur zählen, schickte die Lehrerin ein an den Wettbewerb des Innenministeriums „Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“. Daran beteiligten sich mehr als 3500 Schüler. Und da es ein Austauschprojekt ist, machten auch 700 Schüler aus der Slowakei mit. Wenn Laura und Meike sich das Tour-Programm anschauen, wird ihnen etwas schwindlig: Zwischenstopp in Linz, Stadttour durch Bratislava, Goldwaschen in einem Minenmuseum, Floßfahrt im Dunajec-Nationalpark und ein Besuch der zweitgrößten Burg Mitteleuropas. Unter anderem. „Und jeden Morgen um halb acht aufstehen“, klagt Laura. „Immerhin haben wir nachmittags immer ein paar Stunden Freizeit“, fügt Meike hinzu.

Gefühlt schon in den Ferien

So sind die beiden Schülerinnen schon jetzt gefühlt in den Sommerferien. Denn unmittelbar nach der Slowakei-Reise geht es auf Studienfahrt. Laura fährt an den Lago Maggiore, Meike nach Berlin. „Und dann sind’s nur noch drei Tage bis zu den Ferien“, jubelt Laura. Klausuren stehen ohnehin keine mehr an, also gibt es für die beiden auch keinen Grund, nicht wegzufahren. Nur einen Haken hat die Sache: Das WM-Finale müssen die beiden in Bratislava schauen. Meike ist aber zuversichtlich: „Das wird schon klappen. Im Hotel gibt es sicher einen Fernseher.“