Heiner Beuttler ordnet den Verein Kultur Alt-Hoheneck neu und läutet den Generationswechsel mit Markus und Pascal Fetzer als den neuen Geschäftsführern ein. Er selbst kümmert sich weiter um Bücher und mittlerweile auch um Schweine.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Alles hängt in Alt-Hoheneck irgendwie mit allem zusammen. Und wer in erstaunlich vielen Geschichten auftaucht, ist Heiner Beuttler. Der 68-Jährige ist der Vater des Büchermarkts, der seit 27 Jahren stattfindet. Beuttler hat 1998 das Alte Schulhaus zur Kleinkunstbühne gemacht, sich jedoch vor einiger Zeit von dem Gebäude und dessen Betreiber Ottmar Traber getrennt. Nun will er die Kleinkunst in das Gasthaus Krone Alt-Hoheneck und die angrenzende Scheuer verlegen. Er hat dafür auch seit April ein neues Team gefunden. „Ich werde ja auch älter“, sagt er und hofft, mit Markus (35) und Pascal Fetzer (34) den Generationswechsel bei der Kultur Alt-Hoheneck GmbH eingeläutet zu haben, dem Zusammenschluss, der all diese Unternehmungen vereint.

 

Die beiden Fetzers, die nicht etwa Brüder sondern Schwäger sind, befinden sich gerade am Durchstarten in der Krone, die 1827 gebaut wurde und 2008 als Pension Elisabeth von Beuttler übernommen worden ist. Sie sind die dritten Pächter in der Beuttler-Ära. Sie haben den erklärten Willen durchzuhalten und sprudeln vor Ideen. Pascal Fetzer ist Ludwigsburger, hat nach Stationen in Schottland und Heidelberg sein Studium an der Ludwigsburger Filmakademie mitten im Diplom-Dokumentarfilm geschmissen, „weil man so was nicht alle Tage angeboten bekommt“.

Alt-Hoheneck ist Heimat, Erdung und Entschleunigung

So was, das ist das gesamte Ensemble – Kirche, Gasthof, Neckar, Natur und das Management des dazugehörigen Kulturprogramms. „Ich habe mich einfach in diesen Ort verliebt“, sagt er. Er sei Erdung, Heimat und Entschleunigung zugleich. Alles Dinge, von denen der Städter träumt. „Wir sind total auf der Höhe der Zeit. Manche sage, es sehe hier aus wie in der Toscana“, sagt Pascal Fetzer zufrieden mit seiner Entscheidung für das andere Leben, in dem er nun von Weinbauern über Metzger bis Stammtischlern mindestens soviel interessante Menschen trifft wie im Filmgeschäft. Geruhsam freilich geht es bei ihm persönlich gerade nicht zu. Im Herbst soll die Kultur mit Lesungen, Filmen und auch Theater hier wieder verstärkt anlaufen.

Beuttler hat sich mit Fetzer einen Netzwerker geholt, der als Musiker und Ex-Filmakademiestudent viele Kontakte hat. Bis vor kurzem hat unter dem Dach im Alten Schulhaus auch noch Hans-Jürgen Drescher, der scheidende Leiter der Akademie für Darstellende Kunst, gewohnt. Wenn da keine Synergien möglich sind.

Nicht nur Heiner Beuttler erfüllt sich einen Lebenstraum

Hand in Hand geht es auch in der Fetzer-Familie zu. Offenbar erfüllen sich da gleich mehrere Menschen einen Lebenstraum. Als hätten sie sich abgesprochen, trieb Schwager Markus Fetzer, der einmal Maier hieß und nach der Heirat den Namen seiner Frau annahm, schon lange der Wunsch um, Chef im eigenen Betrieb zu sein. Bei seinem vorigen Job in der Scala-Gastronomie war er zwar Chef. Aber in der Krone ist er sein eigener Chef. Seine Mutter Marija ist auch mit von der Partie. Sie backt immer montags die Bauernbrote im Backhäuschen, die es in der Krone als Schmalzbrot oder Beilage zu essen gibt. Der Küchenchef und Koch Oliver Kull hat im Restaurant Allgäu gelernt, ist Ludwigsburger – genauer: Neckarweihinger – und Urenkel des Erfinders der Spätzlespresse. Noch so eine Alt-Hohenecker Anekdote.

Und Heiner Beuttler? Der betreibt weiter sein Antiquariat – jetzt mit festen Öffnungszeiten. Außerdem versorgt er die Küche der Krone mit Fleisch von Schwäbisch Haller Landschweinen. Auch das gehört zum Konzept. Der Gast soll sehen, wie die Tiere leben, deren Fleisch er isst. Bei Beuttler wuhlen die Sauen einen Steinwurf von der Krone entfernt im Dreck, werden liebevoll von Renate Beuttler-Widmann gefüttert und sterben beim Metzger in Neckarweihingen einen Tod ohne langen Transport. Beim ersten Schlachten war Pascal Fetzer dabei, um sich davon zu überzeugen. In Alt-Hoheneck hängt eben irgendwie alles mit allem zusammen.

Büchermarkt und Essen

Bücher
Der nächste Alt-Hohenecker Büchermarkt findet am Samstag, 13. September, statt. Er geht von 7 bis 17 Uhr. Der Markt findet bei jedem Wetter in den Gassen Alt-Hohenecks statt. Informationen bei Heiner Beuttler, Antiquariat Alt-Hoheneck unter Telefon 0 71 41/64 96 39.

Essen
Die Krone Alt-Hohen-eck will regionale Küche mit Experimentellem verbinden. Bei gutem Wetter kann man im Moment noch draußen sitzen. Außerdem gibt es neben dem Gasthaus den Kronenkeller. Geöffnet ist jeden Tag bis auf Dienstag. www.krone-alt-hoheneck.de.