Das Ludwigsburger Stadtmuseum besteht seit anderthalb Jahren. Vieles hat sich eingespielt. Doch zwei der vier Partner in dem Haus sind noch nicht ganz zufrieden. Sie fühlen sich im Abseits – und fordern eine bessere Präsenz des Hauses.

Ludwigsburg - Zahlen spiegelten zwar nie die gesamte Situation wider, aber die des MIK (Museum, Information, Kunst) seien „richtig gut“, sagt Alke Hollwedel. Waren die Erwartungen gleich nach der Eröffnung des Hauses im Mai 2013 übertroffen worden, so setzte sich der Trend dieses Jahr fort: „Wir hatten bis Ende November 58 000 Besucher“, sagt die Museumschefin, die auch die Leitung des MIK inne hat. Die Vertreter des Kunstvereins und der Chef des Café Zichorie sehen das nicht so rosig. Sie wünschen sich größere Aufmerksamkeit: Sie vermissen das Laufpublikum.

 

„Wir sind ständig dabei, weitere Potenziale auszuloten“, sagt Hollwedel. Allerdings plane jede Abteilung für sich. Weshalb der im Dreiwochenturnus veranstaltete Jour fixe eher der Terminabsprache als dem Ideenaustausch vorbehalten sei. Hollwedel lobt das angenehme Miteinander der verschiedenen Hausbewohner. Sich selbst sieht sie in der Rolle einer Sprecherin.

Ein Ort zum Verweilen?

Die Teams im Haus sind unterschiedlich groß. Von den insgesamt 40 Mitarbeitern gehören 14 zum Stamm der Tourist-Information. Für einige von ihnen sei nicht nur der Standort neu, sagt Miriam Rosner, sie hätten zuvor nur an Schaltern Tickets verkauft. „Es kamen nicht alle von unserem alten Standort am Marktplatz“, sagt die Leiterin der Abteilung Tourismus und Marketing. Nun müssen sie nicht nur in allen Belangen von Marketing und Kartenverkauf Bescheid wissen, im Zweifel sind sie Ansprechpartner für alle Hausbesucher. „Darum haben wir unsere Teams speziell geschult“, sagt Rosner. „Der Eindruck, den die Damen an der Eingangstheke machen, könnte entscheidend sein“, meint Hollwedel. „Die Gäste fragen nicht, wofür sie zuständig sind. Die erwarten Hinweise.“

War es auch ursprünglich nicht geplant, so gehören Fremdvermietungen mittlerweile ganz selbstverständlich zum Alltag im Kulturhaus: Es finden dort neben kleineren Kongressen auch Veranstaltungen von Ludwigsburger Bildungseinrichtungen und Unternehmen statt.

Alke Hollwedel würde gern erreichen, dass das Haus zu einem Ort wird, „an dem man sich einfach mal aufhalten kann“. Egal, ob die Besucher nur im Café Platz nehmen, ein Konzertticket gekauft oder die jeweilige Kunstausstellung bestaunt haben. Sobald es jedoch darum geht, wie diese Offenheit zu erreichen ist, gehen die Meinungen auseinander: Die Museumsleiterin freut sich über die bewusst „leise“ Fassadengestaltung des MIK entlang der Wilhelmstraße. Eine Außengastronomie sowie Hinweistafeln und Skulpturen in der Eberhardstraße reichten als Hinweise auf das, was im Innern des Hauses geboten werde, aus.

Antonio Arnesano, der Betreiber des Café Zichorie, will sich damit jedoch nicht zufrieden geben. „Ich brauche mehr Tagesgeschäft, unabhängig von den Veranstaltungen“, sagt er. Das Problem: sein Laden werde kaum wahrgenommen. Das denkmalgeschützte Haus wirke nach wie vor wie ein Garnisonsgebäude, findet der Barista. Auch der Eingang zu seinem Café an der Wilhelmstraße sei architektonisch alles andere als einladend. „Man sieht von außen nicht, dass ich hier Espresso und Kuchen serviere“, sagt Arnesano. Das müsse sich dringend ändern, findet er. Er hat auch Ideen für Verbesserungen, will diese aber zunächst mit der Stadt besprechen. Unabhängig davon ist Arnesano durchaus zufrieden mit dem Geschäft im Museum. Seine gastronomischen Angebote würden ebenso angenommen wie seine Kulturevents.

MIK muss sich einen Namen machen

Arnesano ist nicht der Einzige, der eine stärker wahrnehmbare Präsenz des MIK fordert. Auch Harald Jahnke, der Vorsitzende des Kunstvereins, hält dies für unumgänglich. „Kein Mensch nimmt von außen wahr, dass wir hier Kunst ausstellen“, glaubt er. Deshalb erreiche sein Verein bislang fast nur Menschen, die gezielt kommen, aber kaum Laufpublikum. Man wolle aber alle ansprechen. Das sei auch notwendig, wenn man das große Ziel erreichen wolle, nämlich die Besucherzahlen aus dem Eröffnungsjahr 2013 langfristig zu halten.

Im aktuellen Jahr sei im Kunstverein die Zahl der Gäste spürbar zurückgegangen, meint Jahnke. Das sei normal bei kulturellen Einrichtungen: Im Eröffnungsjahr locke das Neue viele Besucher, doch dann gebe es meist einen Knick. Entscheidend sei die Zeit danach. Man müsse sich einen Namen machen, um langfristig viele Gäste anzuziehen, sagt Jahnke. Doch dafür sei es eben wichtig, auch visuell in der Stadt präsent zu sein – allerdings in einer Form, die dem ästhetischen Niveau der Einrichtung entspreche, also nicht mit simplen Aufstellern oder Fahnen.

Schließlich hätten sich die Räumlichkeiten im MIK als ideal für den Kunstverein erwiesen. Von der kleinteiligen Schau über die Präsentation von Großformaten bis hin zu Videos und Installationen habe bislang alles gut funktioniert, sagt Jahnke. Selbst der Gewölbekeller, in dem zunächst Sand von der Decke auf die wertvollen Kunstwerke rieselte, sei inzwischen funktionstüchtig, erzählt der Vereinsvorsitzende. Die Decke sei noch einmal abgebürstet und die Klimatisierung verbessert worden. „Jetzt ist der Raum gut bespielbar.“