Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Was wäre, wenn ein Privatmann kauft?
Dann muss es jemand mit großem Sendungsbewusstsein, einem Bekenntnis und eigenen Entwürfen sein, die er auch vor Ort selbst produzieren will. Er muss für das Produkt brennen und vor Ort sein. Die Kunden wollen mit dem Manufakturchef fachsimpeln und dürfen nicht das Gefühl haben, sie interessieren sich mehr für das Produkt als sein Verkäufer. Aber auch dieser Käufer müsste subventioniert werden, indem er vielleicht eine ganz kleine Miete oder gar keine zahlt. Dieser Jemand müsste zwar auf Anfrage die alten Formen weiter produzieren, gleichzeitig aber mit neuen Formen aufwarten. Das wäre ein Neuanfang mit neuem Design. Auch das ist keine verwerfliche Strategie, die auch für die Stadt interessant wäre.
Und wenn niemand diese Wege gehen will?
Dann könnte man ja die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur zur Außenstelle der Stuttgarter oder der Karlsruher Hochschule machen. Denn die Karlsruher betreiben ja auch die staatliche Majolika-Manufaktur und haben damit schon Erfahrung.
Klingt gewagt, das müssen Sie erklären.
Ja, auch das kostet Geld, ist aber kein so abwegiger Gedanke. Denn eigentlich haben heute alle guten Kunsthochschulen auch praktische Ausrichtungen. Der Künstler von morgen muss handwerklich etwas können. Es geht vielfach bei der Kunst um eine Idee und nicht darum, ob jemand ein schönes Ölbild malen kann. Viele Künstler schaffen ja von der Hochschule gar nicht den Schritt in die bildende Kunst und müssen sich einen anderen Job suchen. Da ist es eine Überlegung, Künstler praktischer auszubilden. In der Porzellanmanufaktur könnten sie spezielle Techniken erlernen, ohne zum Kunsthandwerker zu werden.
Alles diese Wege sind mit hohen Investitionen verbunden.
Das schon, aber sie sind alle verwirklichbar. Es heißt immer Anschubfinanzierung, vielleicht sogar Dauerfinanzierung. Aber die Frage ist doch, ob man sich den entstehenden Mehrwert für die Stadt leisten möchte.