Im deutschen Pavillon auf der Expo 2015 in Mailand steckt viel Technologie und Kreativität aus Stuttgart. In einem Probelauf in der Ludwigsburger Weststadt haben die Architekten und Messebauer gezeigt, was die Besucher im Sommer erwartet.

Ludwigsburg - Wie man das Thema Energie in Szene setzt, wissen die Experten von Milla & Partner und der Stuttgarter Universität schon lang: Sie haben im Jahr 2010 den deutschen Expo-Pavillon in Shanghai gestaltet. Für die Weltausstellung 2015 haben sie erneut den Zuschlag bekommen. Diesmal müssen sie das Thema Welternährung anschaulich machen. Einen ersten Vorgeschmack auf das, was vom 1. Mai an in Mailand zu sehen sein wird, zeigten sie bei einem Probelauf in einem ehemaligen Filmstudio in der Ludwigsburger Weststadt.

 

Die Ausstellungsmacher, Architekten und Softwareentwickler vom Institut für Technische und Numerische Mechanik (ITM) dürfen eine Fläche von 2700 Quadratmeter bespielen. „Sie müssen hier auch ein bisschen Deutschland verkaufen“, sagt Dietmar Schmitz vom Auftraggeber, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. „Sie müssen zeigen, dass wir Deutschen ordentlich und tüchtig sind, aber auch humorvoll sind.“

Seilroboter und Seed-Board

Am meisten Humor haben die Kreativen in eine etwa zehn Minuten lange Show gesteckt, in der die deutsche Landschaft aus Sicht einer Biene gezeigt wird. Allerdings einer raren Art mit monströsen Augen: zwei konisch zulaufende Roboter, die auf jeweils acht Seilzügen über den Köpfen der Besucher hin und her laufen, haben den Durchblick. Musiker untermalen diesen „Bienenflug“ und regen die Leute zum Singen, Füßestampfen und Lärmen an. Ein wichtiges Instrument dabei ist ein sogenanntes Seed-Board. Es ist groß wie ein Faltblatt, aber voll ungeahnter Möglichkeiten. Diese eigens dafür entwickelte Spielerei ist sowohl ein Steuerelement, mit dem Exponate gestartet werden, als auch Projektionsfläche für Filme, Texte und Bilder. Jeder Besucher bekommt ein solches Board beim Eintritt und er hat die Wahl zwischen deutscher, englischer, französischer und italienischer Variante.

Der Südwesten sei für Maschinenbau und Automobilindustrie bekannt. aber auch für ungewöhnliche Ideen, sagt Professor Wolfram Ressel. „Der Seilroboter ist ein einmaliges System, das kann man nicht kaufen“, sagt der Rektor der Stuttgarter Universität. Darin sei vor allem sehr viel Mathematik verborgen, das Programm habe ein Team um Professor Peter Eberhard entwickelt. Aber auch die Auflagen des Tüv seien rekordverdächtig gewesen.

Drei Millionen Besucher

„Der Pavillon hat die Form eines schwebenden Blätterdachs“, erläutert Peter Redlin, der Geschäftsführer der Stuttgarter Agentur Milla & Partner. Mit vielen Elementen werde Naturlandschaft als auch Pflanzenwachstum zitiert. Um moderne Nahrungsproduktion und den schonenden Umgang mit Ressourcen zu zeigen, greifen die Macher immer wieder auf modernste Technologie zurück: „Es gibt darin Solar Trees, für die haben wir organische Fotovoltaik-Elemente eingesetzt“, sagt Redlin.

Insgesamt rechnen die Expo-Veranstalter mit 20 Millionen Besuchern. „Der deutsche Pavillon kann etwa drei Millionen Gäste aufnehmen“, sagt Schmitz, „das entspricht 16 000 Besuchern pro Tag“. Mit 60 Länderpavillons werde Mailand einen neuen Rekord brechen, meint der Expo-Beauftragte des Wirtschaftsministeriums. Die nächsten Nachbarn der Deutschen seien diesmal die Schweiz und die USA.