Die Stadt ringt um eine Entscheidung, ob der OB zur Feier der Städtepartnerschaft auf die Krim reisen soll. Alles deutet darauf hin, dass nicht er, sondern Vertreter des Freundeskreises reisen werden.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Baden-Baden und Heidelberg haben es leicht. Die beiden baden-württembergischen Städte haben zwar ähnlich wie Ludwigsburg eine Partnerstadt auf der Krim, aber ihre Verbindungen nach Jalta und Simferopol sind jünger als die Ludwigsburgs nach Jevpatorija. Kein Jubiläum steht an. Ludwigsburg hingegen muss sich entscheiden, ob und in welcher Form es die Einladung der neuen Verwaltung in Jevpatorija annimmt, zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft im Jahr 2015 auf die Krim zu reisen. Denn seit dem Referendum vom März gehört die Ludwigsburger Partnerstadt nicht mehr zur Ukraine, sondern ist russisch. Ein Status, den der Westen nicht anerkennt.

 

Ganz offensichtlich macht sich der Oberbürgermeister Werner Spec die Entscheidung nicht leicht. Hinter dem Zögern steht die Sorge, mit einer offiziellen Reise den Bruch des Völkerrechts anzuerkennen. Gleichzeitig hat Spec immer wieder betont, dass ein Ende der Partnerschaft für ihn nicht in Frage komme – und dass er die Begegnung zwischen den Menschen für wichtig halte. Am Donnerstag will Spec noch einmal mit Ulrich Hebenstreit, dem Vorsitzenden des Freundeskreises Jevpatorija, zusammenkommen. Auch im Ältestenrat hat das Stadtoberhaupt mit den Vertretern der Fraktionen über die heikle Reise gesprochen. Noch vor Weihnachten solle der Einladungsbrief beantwortet werden, sagt Peter Spear, der Sprecher der Barockstadt.

Begegnungen auf informeller Ebene

Niemand, so scheint es, ist an einem endgültigen Bruch der Verbindungen nach Jevpatorija gelegen. Aber die Beziehungen erst einmal auf Eis zu legen ist für Hebenstreit auch keine Lösung. „Dann ist die Städtepartnerschaft tot“, sagt der pensionierte Bundesrichter, der den Städtebund mit aus der Taufe gehoben hat. Hört man sich in Ludwigsburg um, scheint es, als lasteten die Erwartungen aller allein auf dem Freundeskreis. Offenbar sieht niemand den Oberbürgermeister in der Pflicht, auf die Krim zu fahren. Stattdessen setzen alle auf Begegnungen auf informeller Ebene.

Diese Begegnungen würde auch Adelheid Herrmann vom Verein „Frauen für Frauen“ gerne weiterführen. Der Verein wartet seit vier Wochen auf eine Antwort von Ariadna, einer befreundeten Frauenorganisation aus Jevpatorija. „Es gibt für uns keinen Grund, diese Beziehungen abzubrechen“, sagt Herrmann.